Velbert. Im Kreis Mettmann werden mehr Fälle gemeldet: Die Zahl der Corona-Erkrankungen wächst wieder. Was jetzt zu tun ist und was das Gesundheitsamt rät

Der Sitznachbar im Bus schnieft vor sich hin, der Arbeitskollege am Schreibtisch gleich gegenüber hält sich mit Husten dran. Ach, sie seien wohl ein bisschen erkältet, erklären beide. Nahezu wortgleich. Damit wäre ja früher das Thema schnell erledigt gewesen, aber seit Januar 2020 ist das gründlich anders. Denn da ist Corona erstmals auch in Deutschland aufgetreten. Und seither – gelernt ist gelernt – dürfte, ja müsste bekannt sein, dass die Symptome von Sars-CoV-2 heimtückischerweise zumeist wie typische Erkältungssymptome sind. U. a. Schnupfen, Husten, Fieber, Atemwegsprobleme, Kopf-/Gliederschmerzen oder auch Magen-Darm.

Was daraus folgt? „Immer einen Selbsttest machen“, antwortet Dr. Ruzica Susenburger prompt und mit Nachdruck.

Gravierende Erkrankung mit womöglich ernsten Folgen

Dr. Ruzica Susenburger leitet das Gesundheitsamt des Kreises Mettmann. Sie ist Fachzahnärztin für Öffentliches Gesundheitswesen.
Dr. Ruzica Susenburger leitet das Gesundheitsamt des Kreises Mettmann. Sie ist Fachzahnärztin für Öffentliches Gesundheitswesen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Sars-CoV-2 sei schließlich eine gravierende Erkrankung mit möglicherweise ernsten Folgen, begründet die Leiterin des Kreisgesundheitsamtes Mettmann ihre dringende Empfehlung. Hinzu kommt, dass die Zahlen wieder steigen. „Es werden tatsächlich mehr Fälle gemeldet“, heißt es jetzt auch im Bericht des Amtes. Meldepflichtig sind Einrichtungen wie Schulen und Kitas.

Das Dunkelfeld ist groß

Konkret wurden landesweit seit Jahresanfang 302.648 Corona-Infektionen gezählt. Vorherrschend ist die Omikron-Variante BA.2.86. Die Verläufe sollen „überwiegend milde“ ausfallen. Auf unseren Kreis entfallen 10.174 Fälle, zum Großteil per PCR-Test bestätigt. Das sind wesentlich weniger als in 2022 mit 182.872 Meldungen, als übrigens die Regelungen schon gelockert waren, es wird heute allerdings auch weitaus seltener getestet. Tatsache ist: Die Covid-19-Meldungen dominieren seit Ende der großen Ferien die meldepflichtigen Krankheiten. „Wir gehen von einem großen Dunkelfeld aus“, merkt Susenburger an. Die aktuelle Zunahme der Fallzahlen sei wintertypisch: schlechtere Belüftung, engere Kontakte, weniger Freizeit im Freien.

Infektionsketten so früh wie möglich kappen

Vorschriften für ÖPNV-Kunden gibt’s aktuell nicht. Ob jemand, so wie hier im Bus, eine Maske trägt, bleibt jedem selbst überlassen.
Vorschriften für ÖPNV-Kunden gibt’s aktuell nicht. Ob jemand, so wie hier im Bus, eine Maske trägt, bleibt jedem selbst überlassen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

„Eigentlich sollte man sich auch bei einem positiven Selbsttest melden und bei Symptomen zum Arzt gehen“, sagt sie, „und auch den Arbeitgeber und das private Umfeld informieren. Es ist ungemein wichtig, die Infektionsketten möglichst frühzeitig zu unterbrechen.“ Das Virus sei nicht nur für den Infizierten selbst eine ernste Sache, sondern auch für Kollegen, persönliche Kontakte und vor allem für Risikopatienten. Zudem gehe es darum, „unser Gesundheitssystem nicht zu destabilisieren und zu gefährden“. Das gelte auch für den pflegerischen Bereich. Bei den (Schutz-)Vorkehrungen seien Maske und Handhygiene das Mindeste. Das Tragen einer FFP 2-Maske – etwa auf der Reise, beim Einkaufen, im Kino oder Theater – sollte jeder für sich selbst und selbstbewusst erwägen. Außerdem solle man – gelernt ist gelernt – die bewährten Lüftungskonzepte beherzigen: Auf jeden Fall regelmäßig stoß lüften.

Damit leben und verantwortungsbewusst handeln

Grundsätzliches Anliegen der Amtsleiterin ist, „Bewusstsein zu schaffen und zu wecken“. Wohlgemerkt nicht nur für Corona, auch für Grippe. „Das sollte sich langfristig etablieren. Wir sollten alle darauf bedacht sein, sicher mit unserer Gesundheit umzugehen. Die hat oberste Priorität! Für sich selbst und mit Blick auf den anderen.“ Die erhofften Ziele der Grundimmunisierung infolge der Impfkampagnen seien eingetroffen. „Aber das geht nicht mehr weg“, sagt die Medizinerin, „das bleibt ein Thema. Wir müssen lernen damit zu leben und verantwortungsbewusst handeln.“

>>> Fast die komplette Zentrale unter einem Dach

Nahezu die gesamte, früher in Mettmann gegenüber des Kreishauses untergebrachte Zentrale des Kreis-Gesundheitsamtes ist heute in Erkrath-Hochdahl angesiedelt. Es sind vier Ebenen in dem Gebäude der Firma „Timocom“. Dort war zuvor über Monate das Impfzentrum eingerichtet.

An diesem angemieteten Standort sind u. a. das Gesundheitsmanagement, der amtsärztliche, der kinder- und jugendärztliche, der sozialpsychiatrische und der zahnärztliche Dienst und die Arbeitsgemeinschaft Zahngesundheit unter einem Dach. Zentralisiert ist dort ausschließlich die Arbeitsgemeinschaft Zahngesundheit.