Velbert. Über die App „Too good to go“ können Geschäfte verderbliche Waren zu günstigen Preisen anbieten. Wir haben getestet: Was ist in den Rettertüten?
Volle Regale und eine möglichst komplette Auswahl erwarten Kunden bei ihrem Einkauf. Doch nicht immer werden alle Lebensmittel auch verkauft. Wenn Milch, Eier, Obst und Gemüse oder Backwaren kurz vor dem Verfallsdatum stehen, bedeutet das oft: Entsorgen. Oder aber preiswerter an den Kunden abgeben.
Auch in Velbert gibt es viele Supermärkte, die frische Waren kurz vor dem Ende der Haltbarkeit rabattiert abgeben. Und dann gibt es da ja noch „Too good to go“. Eine App, in der Kunden Rettertüten erwerben können: Inhalt: Stets eine Überraschung. Wir haben es einmal ausprobiert.
Einige Velberter Geschäfte machen bei „Too good to go“ mit
Diverse Angebote gibt es in Velbert in der App. Direkt gegenüber von der WAZ-Redaktion, im Reformhaus Kaubisch, ist sogar noch eine Überraschungstüte verfügbar. Kostenpunkt: 4 Euro. Wert des Inhalts: Mindestens 12 Euro, also stets das Dreifache des bezahlten Kaufpreises. Via Paypal, Apple Pay oder Kreditkarte kann ich meinen Einkauf direkt bezahlen. Bargeld ist unnötig.
Für jedes Angebot gibt es eine Abholzeit zu beachten, meistens liegt diese nah am Ende der Geschäftszeit. Doch beim Reformhaus, das schon lange dabei ist, ist das Gerettete beispielsweise schon ab 14.30 Uhr abholbereit. In einer Papiertüte erwarten mich hier eine Tüte Milch, zehn Eier, zwei Saucen zum Anrühren, ein Tee und einige Pröbchen, alles Bio natürlich, sowie ein Magazin. Freudestrahlend überreicht mir die Angestellte meine Überraschung und ist nun selbst neugierig: „Zufrieden?“, fragt sie mich. Ich nicke und bin überrascht, wie viel ich für meine vier Euro bekomme.
Lebensmittelrettung in Velbert mit „Too good to go“ ist immer eine Überraschung
Sie erklärt, dass sie stets Anfang der Woche Lebensmittel im Blick hat, die für die Tüten in Frage kommen – und dann eben eine entsprechende Anzahl der Retterpakete in der App einstellt. Was man bekommt? „Das ist immer unterschiedlich“, erklärt sie. Aber: „Es sind immer Lebensmittel. Medikamente oder Drogerieprodukte dürfen nicht hinein.“
Dank meiner Errungenschaften gibt es abends Kartoffelpüree mit Spiegelei, die restliche Milch nutzen wir für Milchreis. Und jetzt im Herbst lässt es sich mit einer Tasse abends wunderbar aufwärmen.
Rettertüte für den nächsten Nachmittag bei „Amigo-Frucht“ ergattert
Eine weitere Überraschungstüte kann ich noch abends über die App ergattern: Bei Amigo-Frucht wartet für fünf Euro ab dem nächsten Nachmittag meine Überraschung im Wert von mindestens 15 Euro auf mich.
Eine riesige Kiste nehme ich dort entgegen. Jetzt verstehe ich, warum empfohlen wird, eine eigene Tüte mitzubringen. Dennoch rette ich die Beute im Karton in die Redaktion. Neben Obst, Gemüse und Salat sind noch Ayran, Linsen, Oliven, Wurst und Gewürze dabei. Beim Obst und Gemüse gibt es an der einen oder anderen Stelle Dellen. Worüber ich mit einem zufriedenen Lächeln hinwegsehe. Denn gelohnt hat sich der Kauf allemal.
Auch ein Restaurant aus Velbert macht bei „Too good to go“ mit
Auch weitere Velberter Lebensmittelgeschäfte, ein Biomarkt, Restaurants, Bäckereien und Tankstellen haben sich der „Too good to go“-App angeschlossen. So bietet das internationale Restaurant „Aman“ Kulinarisches vom Buffet zum Preis von fünf Euro an. Allerdings nur in der Zeit von 21 bis 22 Uhr. Mit einer „Überraschungstüte mit leckeren Backwaren“ für 3,50 Euro wirbt auch die Bäckerei Kamps in der Fußgängerzone. Abholung zwischen 18.35 Uhr und 19 Uhr.
Die App zeigt mir, wo ich überall bereits Lebensmittel „gerettet“ habe, wie viel ich bezahlt und auch wie viel ich gespart habe. Und nicht nur das: Sie errechnet auch, wie viel Co2 ich mit meinem Einkauf vermieden habe. Mit den beiden Einkäufen sind es bereits fünf Kilogramm.
Die App erklärt mir: Das sind 884 Mal Smartphone laden, 44 Tassen heißen Kaffee zubereiten oder aber 16 Minuten lang heiß duschen. Ein gutes Gefühl mit gratis Spaßfaktor, den die Überraschungstüten für mich bereit halten. Eins ist allerdings klar: Es gibt auch viele andere Retter in Velbert – und so muss man schnell sein. Viele Angebote sind nämlich nach wenigen Minuten bereits schon ausverkauft.
>>> Too good to go
Gegründet wurde das Unternehmen 2015 in Dänemark.
Mittlerweile kann die App in vielen europäischen Ländern genutzt werden.
Es gibt auch Kritik. Soziale Initiativen wie die Tafeln befürchten durch den Verkauf der Restwaren einen Rückgang an Spenden.
Heruntergeladen werden kann die App unter anderen im App Store von Apple oder bei google Play.