Langenberg. Fünf gerade sein und die Natur machen lassen: Die Eheleute Matthes in Velbert-Langenberg haben den schönsten Garten in NRW – mit zehn Räumen.
Spieglein, Spieglein an der Wand – wer hat den schönsten Garten im ganzen Land? Nun, diese Frage ist hierzulande geklärt. Und zwar ganz eindeutig. Denn bei dem Online-Fotowettbewerb „Wo steht der schönste Garten in Nordrhein-Westfalen?“ des NRW-Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung hat der wirklich sehr besondere Garten der Eheleute Matthes in Velbert-Langenberg das Rennen und somit den ersten Platz gemacht.
Er liegt, genau wie ihr Einfamilienhaus, ein bisschen versteckt unterhalb der Voßnacker Straße. Hohes, üppiges Grün, Staketenzaun, das NABU-Schild „Schmetterlingsfreundlicher Garten“ – schon bei der Ankunft wird deutlich: Hier ist Natur(-nah) angesagt!
Schöne Hanglage in Velbert-Langenberg
Tanja Matthes selbst gewähltes und Astrid Lindgren zugeschriebenes Motto „Sei frech, wild und wunderbar“ sowie der Wettbewerb-Slogan „Flotte Gärten statt Schottergärten“ passen hier wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Nix einfach rechteckig und 08/15, Rasen in der Mitte und drumrum Blumenbeete! Dieses einladende grüne Wohnzimmer erstreckt sich gen Süden, leicht hangabfallend über insgesamt 1280 Quadratmeter. Doch die Größe dieser Fläche erschließt sich nicht so leicht und schon gar nicht auf den ersten Blick. Dieser Garten ist eigentlich mehrere Gärten, so gegliedert, unterteilt und ohne optische Brüche unterschiedlich gestaltet bzw. genutzt ist das Areal.
Mehr Räume als das Hutzelhäuschen
Die 52-Jährige spricht hierbei von Räumen. Davon hat der Garten mehr als das zweigeschossige Häuschen, das Matthes vor 18 Jahren in „schweinchenrosa“ und dem Erzählen nach traurigen Zustand gekauft, „innerhalb acht Wochen kernsaniert“ haben und in das sie mit ihren beiden Kindern eingezogen sind. „La Maisonette“ steht neben der Haustür; „wir sind frankophil“. Demnächst wird es – sehr passend – offiziell „Hutzelhäuschen“ heißen. Womit wir schon beim ersten „Raum“ wären.
Schönster Naturgarten in NRW
Friedliches Miteinander
Den Cottage-Bereich bilden nämlich die Hutzelgasse am Wohnhaus vorbei, Staudenbeete, Apfelbaum, Sitzplatz, Staketenzaun und Rasenweg. Weiter geht’s zum Laubengang, zur Bio-Ecke und zu „Klein Bullerbü“, dem Holzhäuschen mit dem in dieser Saison von Schnecken heimgesuchten Gemüse-Garten. Raum Nummer Fünf ist das „XXL-Sandarium“, ein Refugium für Wildbienen, mit dem Day-Bett der Eheleute. Die friedliche Koexistenz zwischen Insekt und Mensch, sie funktioniert. Nächste Station ist der Mittelalter-Platz mit Feuerschale, Kaminholz-Schuppen, rostigen Handwerksutensilien und weiterem Sitzplatz, alsdann der Wasserwelten-Bereich, der große Teich mit Strandkorb und schließlich als zehnter Raum das Gewächshaus mit Vorplatz „Flower Market“.
Ein Garten ist nie fertig
„Wir haben das nach und nach umgestaltet“, erzählt die gebürtige Düsseldorferin – „Ich bin Velberterin“ –, den jetzigen Ist-Zustand gebe es seit sechs Jahren: „Aber ein Garten wird ja nie fertig.“ Sie sei schon als Kind bei ihren Eltern auf dem Campingplatz „in die Beete gegangen“ und heute bei schönem Wetter „immer mehrere Stunden am Tag“ im eigenen Garten. „Es ist ja immer was zu tun. Oder man sitzt nur und beobachtet. Wenn ich den Libellen zuschaue, bei einer Tasse Kaffee, bin ich glücklich.“
101.000 Follower auf Instagram
Ihr Mann André, ein Langenberger, sei genauso wie sie Gartenfreak, und habe sie zum Wettbewerb motiviert: „Los komm, wir bewerben uns mal.“ Gesagt, getan – Fotos mit Text zusammengestellt, eingereicht und die eigenen Follower aktiviert. 101.000 seien es auf Instagram: „Wir sind präsent, es macht Spaß und man kann andere Leute inspirieren.“ Außerdem sind Matthes Mitglied im „Hortus“-Netzwerk. „Die ticken alle ganz ähnlich und haben ein Herz für die Natur.“
Bei der „Offenen Gartenpforte“ dabei
Wer nun neugierig geworden ist, der muss sich bis zur nächsten Aktion der Veranstaltungsreihe „Offene Gartenpforte“ im kommenden Jahr gedulden. Da ist der Garten an der Voßnacker Straße nämlich bereits seit sechs, sieben Jahren dabei, so wie zuletzt im Mai und Juni. „Wir hatten schon bis zu 400 Leute in unserem ,Wildwuchsgarten’, wie ihn manche nennen.“ Sogar von weit her, z. B. aus Österreich. „Wir zeigen ganz gern, die Leute freuen sich. Und wir gehen ja selbst auch in andere Gärten“, erzählt Tanja Matthes. „Das ist Hobby und Leidenschaft.“ Vor allem aber müsse man Fünf gerade sein lassen: „Die Natur macht’s am besten.“
>>> Unter fast 1500 Beiträgen durchgesetzt
Bei dem Wettbewerb sind 1460 Beiträge eingegangen. Bei der anschließenden Abstimmung haben 76.921 Bürgerinnen und Bürger mitgemacht.
Laut Ministerium holte Tanja Matthes mit 1748 Stimmen den Titel. Den zweiten Platz belegt ein Garten in Rödinghausen (1566 Stimmen); der drittschönste Garten des Landes steht in Kalletal (1557).