Langenberg. Bahn für Bahn ziehen momentan zehn Kinder im Nizzabad in Velbert-Langenberg. Sie müssen üben, haben sie doch ein ganz besonderes Ziel vor Augen.
Konzentriert steht Miral auf dem Startblock an Bahn 1, die Arme gestreckt, die Handflächen aneinander gelegt, Langsam kippt sie nach vorne, springt ein bisschen ab – und taucht ins Becken ein: Hände zuerst, dann der Kopf, der Körper, nur die Beine klappen um. Aber für den Anfang sieht der Kopfsprung schon ganz gut aus.
Die Sechsjährige gehört zu einer Gruppe von zehn Kindern, die gerade im Nizzabad für die Schwimmabzeichen in Bronze und Silber trainieren. Der Kurs geht auf eine Initiative der Stadtwerke zurück und wird in diesem Fall von zwei Ausbildern der DLRG Velbert begleitet: Angelika Heinen und Klaus Quandt.
Initiative der Stadtwerke Velbert, unterstützt von lokalen Vereinen
„Das ist eine gute Initiative, die wir sofort unterstützt haben“, sagt Angelika Heinen, die auch Geschäftsführerin der Velberter DLRG ist. Ehrenamtlich steht sie gemeinsam mit Klaus Quandt in dieser Woche Tag für Tag eine Stunde lang am Beckenrand, gibt Tipps, erläutert die richtige Technik – und passt auf, dass keiner schummelt.
Für Miral und die ebenfalls sechsjährige Emma geht es erst einmal um Bronze. „Und wir schaffen das auch“, ist sich Emma sicher. Das Training sei auch gar nicht sooo anstrengend, „schwimmen macht nämlich Spaß.“
Zufrieden ist auch Mirals Papa Aljomaa, der am Beckenrand sitzt und stolz zuschaut. „Ich finde es ganz wichtig, dass Kinder schwimmen lernen“, sagt er und winkt seiner Tochter schnell ermunternd zu. „Außerdem ist es schön, dass die Kinder gemeinsam in der Gruppe etwas machen.“
„Köpper vom Startblock macht Spaß“
Das findet auch Amelie. Die Siebenjährige ist schon einen Schritt weiter als die beiden jüngeren Mädchen und peilt das Abzeichen in Silber an. „Man kann hier neue Freunde finden, das ist toll“, erzählt sie. Das Schwimmtraining selber wiederum „bin ich gewöhnt. Ich war nämlich mal im Verein“, sagt sie. Kein Wunder, dass ihr das lange Brustschwimmen gefällt. „Noch besser ist aber der Köpper vom Startblock“, sagt sie breit grinsend.
Um etwas mehr als nur die Abzeichen geht es den Brüdern Teo (9) und Ivo (11): „Ich versuche besser zu sein, als mein Bruder“, sagt Teo und schaut den größeren Jungen herausfordernd an. Der lacht nur: „Als ob“ – und ab geht es zurück ins Wasser. Denn als nächstes steht tauchen auf dem Programm.
Coronazeit hat Vieles durcheinander gewirbelt
Angelika Heinen und Klaus Quandt freuen sich, dass die Eltern ihre Kinder zum Kurs angemeldet haben. „Durch die Coronazeit haben wir viel aufzuholen“, berichten die beiden Fachleute. „Und die Vereine haben sehr lange Wartelisten.“
Das Problem sei aber nicht nur, dass Kindern, die noch nicht im Verein sind, schwimmen beigebracht werden müsste. Auch in den Vereinen hat Corona einiges durcheinander gewirbelt: „Kinder, die kurz vor der Zwangspause erst schwimmen gelernt haben, mussten dann, als wir wieder unterrichten durften, von ganz vorne anfangen“, erläutert Klaus Quandt, der seit rund zehn Jahren als Ausbilder für die DLRG im Einsatz ist.
Kinder müssen mindestens sechs Jahre alt sein
In dieser Woche kümmert er sich um die beiden Bronze-Kandidatinnen Emma und Miral, die mit ihren sechs Jahren so eben die Teilnahmekriterien erfüllen. „Ja“, sagt Angelika Heinen, „sechs Jahre müssen die Kinder mindestens sein, wenn sie mitmachen wollen.“
Max und Anna sind da sicher, mit 9 und 7 Jahren passt das vom Alter her wunderbar. „Ich mach Silber und ich schaff das locker“, gibt sich der Neunjährige selbstbewusst, „ich kann nämlich ganz gut schwimmen.“ Anna findet es zwar „ein bisschen anstrengend“, 20 Minuten am Stück zu schwimmen, dafür freut sie sich aber auf eine ganz bestimmte Übung: „Vom Dreier springen“, sagt sie, die Augen strahlen.
Samstag gibt es die Abzeichen
Dass so ein Schwimmkurs mehr vermittelt, als nur Spaß, das ist Carina Lucas wichtig. Ihre siebenjährige Tochter zieht gerade unter den wachsamen Augen von Angelika Heinen eine Bahn nach der anderen: „Dieser Kurs gibt ihr auch Sicherheit, zum Beispiel fürs Freibad“, sagt sie. Ach ja: Und so ein Abzeichen ab Badeanzug, das macht sich auch ganz gut.
Die gibt es für die zehn Mädchen und Jungen dann am Samstag – „wenn alle bestehen“, schiebt Angelika Heinen ein. Sie sei aber guter Dinge, „die Kinder ziehen gut mit.“ Und Schluss ist danach noch lange nicht, da sind sich Amelie und Teo, Anna und Ivo, Max, Emma und Miral einig: „Wir machen weiter“ – bis zum nächsten Abzeichen.
>>>Gold, Silber, Bronze und Seepferdchen<<<
„Seepferdchen heißt nicht, dass man schwimmen kann“, mahnt DLRG-Ausbilder Klaus Quandt, sondern lediglich, dass das Kind eine Bahn zurücklegen kann und ans Wasser gewöhnt ist.
„Danach muss man unbedingt dran bleiben, vor allem wenn es im Urlaub ins Meer gehen soll.“ Denn im ruhigen Schwimmbadwasser gebe es keine größeren Wellen und keine Strömung. „Das kann sonst schnell gefährlich werden.“
Für Bronze müssen die Prüflinge unter anderem 15 Minuten am Stück schwimmen und dabei mindestens 200 Meter zurücklegen sowie einmal rund zwei Meter in die Tiefe tauchen.
Für das Abzeichen in Silber erhöht sich die Zeit schon – und auch die Distanz: 20 Minuten und mindestens 400 Meter, dazu unter anderem zwei Mal tieftauchen und 10 Meter Strecke tauchen.
Wer das Goldabzeichen haben möchte, muss unter anderem in 30 Minuten mindestens 800 Meter schwimmen, Kraul- und Brustschwimmen, Rückenschwimmen, Tief- und Streckentauchen sowie 50 Meter Transportschwimmen schaffen.