Velbert. Michael Greshake fordert ein Umdenken zum Schutz der Natur und erklärt, wie Landwirte sich umstellen, um mit dem zu wirtschaften, was sie haben

„Wenn es regnet, geht mein Herz auf“, sagt Landwirt Michael Greshake von Gut Hixholz. Wohlgemerkt aber nur dann, wenn der Regen zur rechten Zeit kommt. „Früher“, so erinnert er sich, „kam jeder Tropfen Regen, der angesagt war in Velbert runter und auch viele, die nicht angesagt waren“. Das ist heute nicht mehr der Fall.

„Den Klimawandel spüren wir in der Landwirtschaft schon lange“, erzählt der erfahrene Landwirt in dritter Generation. Schon sein Opa hatte den Hof bewirtschaftet, recht untypisch, oben auf einem Berg gelegen, wo doch das Wasser immer ins Tal fließt. „Aber damals war das alles kein Problem.“

Extreme werden stärker, weiß Landwirt Michael Greshake

Dabei will sich Michael Greshake nicht beschweren. „Wir merken, dass wir uns umstellen müssen“, sagt er und führt weiter aus „und uns darauf einstellen, dass weniger wächst und somit auch die Erträge zurückgehen.“

Der Landwirt betont: „Natürlich haben wir früher auch mal trockene Jahre gehabt, aber bangen mussten wir nie“. Die jahrelange Erfahrung zeigt ihm, dass die Frühjahre später beginnen und es im Herbst länger warm ist. „Aber diese Extreme sind neu, daran merken wir den Klimawandel deutlich.“

So hat es von Anfang März bis Mitte Mai fast durchgängig geregnet. „Das Sommergetreide muss eigentlich Ende März, Anfang April gesät werden. Es ging aber erst am 3. Mai.“ Sicher könne die Natur ein wenig kompensieren, aber mehr als ein Monat, „das schafft sie nicht.“ Die Folge: „Wir können später und weniger ernten“. Somit wird die Fläche unrentabler und natürlich gibt es weniger Stroh.

Landwirt Michael Greshake erklärt, wo er bei seinem Betrieb Gut Hixholz den Klimawandel deutlich spürt.
Landwirt Michael Greshake erklärt, wo er bei seinem Betrieb Gut Hixholz den Klimawandel deutlich spürt. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

30 Tonnen Gerste reichen nicht mehr

Michael Greshake rechnet auf. „Wir haben 60 Kühe und füttern 30 Tonnen Gerste zu.“ Aber weil die Ernte des Mais vergangenes Jahr so schlecht war, „haben wir noch einmal 30 Tonnen Getreide zugefüttert.“ 30 Tonnen, die somit nicht für die Verarbeitung an den Verbraucher verkauft werden können.

Bislang handhabte es Michael Greshake auf seinem Betrieb so: „Wir haben immer geschaut, dass wir ein halbes Jahr Futterreserven haben“, für die schlechten Zeiten. Eben die, die gerade sind. Er führt aus: „Ende Oktober werden die Reserven aber aufgebraucht sein, die eigentlich bis April 2023 reichen sollten“. Und er gibt zu: „Ja, wir hatten schon Sorge, aber wir hatten dieses Jahr Glück, dass wir den Mais in einer Regenpause gesetzt haben und mit den 60 mm Regen in den vergangen Tagen ist er noch einen Meter gewachsen.“

Dennoch weiß er, „wir werden ineffizienter. Es gibt Kollegen, die dann mit erhöhtem Energieaufwand auf zwei Ernten setzen, das Gras eher mähen und dann noch aussäen, um später eine schlechtere Ernte zu bekommen.“ Das bedeutet weniger Ertrag und auch oft eine mindere Qualität. „Das macht die Kühe zwar satt, aber sie bekommen nicht die Energie, die sie für die Leistung, die sie erbringen sollen, benötigen.“

Auch die Ernte der Gerste wird in diesem Jahr einen schlechten Ertrag abwerfen.
Auch die Ernte der Gerste wird in diesem Jahr einen schlechten Ertrag abwerfen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Die Felder zu wässern, kommt für Greshake nicht in Frage

Für Greshakes bedeutet der Klimawandel, „noch mehr auf das Bauchgefühl zu hören, noch wachsamer zu sein und den Frühling noch genauer zu beobachten um spontan reagieren zu können.“ Denn im Anbau „haben wir wenig Möglichkeiten etwas zu verändern und am Ende sind wir machtlos.“

Die Option, die Felder zu bewässern, kommt für den Landwirt nicht wirklich in Frage. „Wir müssten hier mit Stadtwasser bewässern.“ Doch Wasser aus der Leitung ist teuer und „wenn ich hier meine Felder wässere, müssten einige Velberter aufs Duschen verzichten.“ So versucht Michael Greshake mit dem zu wirtschaften, was die Natur ihm bietet.

Ob Sonne oder Regen. Doch er appelliert an jeden: „Wir sollten sensibler werden und Vorsicht walten lassen und darüber nachdenken, wann wir das Auto nutzen oder nicht.“ Und obwohl er selbst 12.000 Liter Diesel jährlich benötigt fordert er: „Sprit ist im Verhältnis zu dem, was wir verdienen immer noch viel zu billig. Die Politik müsste den Bürgern beibringen, dass jeder Kilometer, den sie mit dem Auto fahren, klimaschädlich ist.“