Velbert. Nach dem Gerichtsentscheid muss der Velberter Stadtrat erneut über den Bebauungsplan Große Feld entscheiden. Ein Stimmungsbild.
Für die Bürgerinitiative Große Feld war es d i e gute Nachricht der Woche. Das Oberverwaltungsgericht Münster hat den Bebauungsplan für das Gewerbegebiet Große Feld für unwirksam erklärt. „Damit ist das, wofür wir alle lange gemeinsam gekämpft haben, tatsächlich eingetreten“, schreibt die Bürgerinitiative auf ihrer Facebookseite.
Allerdings kann die Stadt Velbert den Plan nachbessern. Das Gericht erlegt der Kommune auf, beim Thema Geräuschimmissionen des geplanten Gewerbegebietes nachzuarbeiten. Dann muss der Velberter Stadtrat erneut über den Bebauungsplan und damit über das Gewerbegebiet entscheiden. Die Bürgerinitiative: „Doch bedeutet die richterliche Entscheidung noch keine endgültige Rettung des Gebiets Große Feld. Die Stadt wird ihre Pläne weiter verfolgen. Es wird zu gegebener Zeit wieder in den Händen der Ratsmitglieder liegen, ihre Stimmen liegen sinnvoll und verantwortlich abzugeben.“
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Velberter Gewerbegebiet weiter positiv begleiten
Und was sagen die Ratsparteien? Nico Schmidt, Fraktionsvorsitzender der CDU im Velberter Rat: „Das große Feld werden wir als CDU daher in jedem Fall auch weiterhin positiv begleiten und voranbringen. In nächster Zeit gilt es nun, gemeinsam nach Möglichkeiten einer möglichst klimaneutralen und umweltschonenden Umsetzung zu suchen. Dazu führen wir bereits Gespräche“. Man sei sich mit dem Kooperationspartner der Grünen einig, dass Velbert zusätzliche Flächen für Gewerbe benötige.
Haltung nicht ändern
Die SPD, die bei der ersten Abstimmung für das Gewerbegebiet gestimmt haben, will an ihrer Haltung nichts ändern. Fraktionschef Rainer Hübinger: „Wir haben uns in der Fraktion kurz abgestimmt und bleiben bei unserem Ja“. Velbert brauche zusätzliche Flächen für Gewerbe.
Eine Anfrage an die Grünen blieb zunächst ohne Resonanz.
Briefe an die WAZ
In Briefen an die WAZ äußerten Leser die Hoffnung, dass das Große Feld Agrarfläche bleibt. Hans Körber: „Wegen der sich häufenden Schadensereignisse durch den Klimawandel hoffe ich, dass das Große Feld mit seiner vielfältigen Flora und Fauna als Sauerstoffspender und Frischluftschneise erhalten bleibt.“ Er hoffe, dass die Grünen bei ihrem Nein bleiben. „Schließlich war ein Mitglied der Grünen-Fraktion Mitbegründer und längere Zeit auch Vorsitzender der Bürgerinitiative Große Feld e.V. und ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser seinen Idealen untreu wird“.
Mahner in der Wüste
Und Bernd Spiekermann (Linke) schreibt , dass er als sachkundiger Bürger im Bezirksausschuss Mitte gegen einen „Flächenfraß“ gekämpft habe und gegen das Gewerbegebiet. „Auch damals schon wies ich darauf hin, dass wir Flächen für Landwirtschaft und Erholung brauchen. Leider kam ich mir vor wie der „Mahner in der Wüste“.
Eine andere Meinung
Anderer Ansicht ist die IHK. „Fehlende Expansionsmöglichkeiten“ zählen aus Sicht der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Düsseldorf zu den hauptsächlichen Problemen der lokalen Wirtschaft. Das hat Marcus Stimler erst kürzlich noch bei seinem Statement „Wirtschaftsstandort Velbert/Aktueller Stand, Chancen und Herausforderungen“ im Ratsausschuss für Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing und Tourismus ausgeführt.
Flächen seien endlich und ein knappes Gut, sagte dort der Leiter der IHK-Zweigstelle Velbert. Er nannte unter dem Stichwort „Hoffnung“ das Gewerbegebiet Große Feld. Die Konzentration auf Brachflächen funktioniere seines Erachtens „in Velbert ganz gut“; zudem regte Stimler u. a. an, so genannte „gestapelte Nutzungen“ in den Blick zu nehmen – also nicht in die Breite, sondern in die Höhe zu gehen
„Im Kreis werden Gewerbeflächen gebraucht“
„Wir sind ein total enger Raum“, beschreibt Dirk Haase die Lage im Neanderland. „Wir haben jetzt keine neu auszuweisenden großen Flächen mehr“, erklärt der Leiter der Wirtschaftsförderung des Kreises Mettmann, die Menge sei „sehr überschaubar“. Notwendigerweise setze man deshalb bereits stärker auf die Revitalisierung bestehender, alter Gewerbeflächen. Zudem, so der Velberter auf WAZ-Anfrage weiter, gelte es effektiver das Potenzial von Um- und Neunutzungen auszuschöpfen. „Wir müssen auch ein bisschen weg vom Wachstumsgedanken, sagt Dirk Haase nachdenklich, „damit hätten wir eigentlich schon vor 20 Jahren anfangen müssen“. Im Herbst werde man sich mit den Wirtschaftsförderungen der zehn kreisangehörigen Städte zusammensetzen und das Thema Gewerbeflächen- und Standort-Marketing erörtern. Um als Kreis Mettmann attraktiv zu bleiben seien neue Strategien vonnöten..