Velbert. Aus Volker Ulrich ist schon lange Isabelle geworden. Nun hat sie die geschlechtsangleichende Operation hinter sich und berichtet aus ihrem Alltag
Isabelle Ulrich ist den letzten Schritt gegangen, hat die geschlechtsangleichende OP endlich hinter sich. Vor sechs Monaten hat sich die ehemalige Transfrau in Hamburg unters Messer gelegt.
Damit ist sie endlich nach einer langen, beschwerlichen und auch oft harten Reise an ihrem Ziel angekommen, denn die 47-jährige Nevigeserin war mal ein Mann. Mittlerweile kann sie sich das gar nicht mehr vorstellen. „Und manchmal, da muss ich ganz tief in meiner Schublade nach einer alten Visitenkarte kramen, um nachzuschauen, wie ich mal hieß.“ Früher, da war sie Volker: Fotograf, Ehemann und Vater.
Eine lange Reise, bis Isabelle Ulrich zur Frau wurde
Doch, dass sie im falschen Körper geboren wurde, das war Isabelle schon seit vielen Jahren klar. Erst waren es nur lackierte Fingernägel, die auch nach außen signalisierten, dass sie „anders“ ist. Die OP war nur letzte Schritt. „Viel spannender als das war die Entwicklung im Dorf mitzuerleben.“ Denn nicht von Beginn an wurde Isabelle als Frau akzeptiert. „Umso schöner ist es, wenn ich heute in der Eisdiele von einer alten Dame angesprochen werde, die mir sagt, Sie sehen als Frau wirklich toll aus.“
Das macht die selbstständige Fotografin noch immer stolz. „Klar, ich habe ja auch viel nachzuholen“, gesteht sie. Dennoch hat der weibliche Alltag sie nun allmählich eingeholt. „Ich habe ja immer gesagt, dass ich nie Sneaker trage, aber mittlerweile finde ich sie einfach superbequem.“ Und auch das Styling geht morgens mittlerweile sehr schnell.
Mittlerweile wird Isabelle Ulrich als Frau akzeptiert
„Ich freue mich, dass die Leute sich mittlerweile mehr darüber aufregen, dass ich ein E-Auto habe, als dass ich mal ein Mann war“, fast sie zusammen. „Das zeigt, dass ich im normalen Leben angekommen bin.“ So normal das Leben als gut gebuchte Fotografin eben sein kann. Jeden Donnerstag hat Isabelle frei, spielt Golf, eine Leidenschaft, die sie für sich als Frau entdeckt hat. „Klar haben die am Anfang komisch geguckt, aber sie haben mehr ein Problem damit, dass ich mit einer Frau verheiratet bin, als dass ich mal eine Frau war.“
Doch auch hier weichen die Berührungsängste schnell. „Ich bin ein sehr offener Mensch und mich kann man alles fragen“, denn neugierig, das sind die Menschen ja. Und so erzählt Isabelle auch sehr entspannt, dass ihre Ehefrau es ihr erlaubt hat, einmal mit einem Mann zu schlafen. „Mal ein ganz anderes Gefühl, unten zu liegen“, sagt sie lachend über die Erfahrung. Und dennoch, „sollte meiner Frau einmal etwas zustoßen und ich auf der Suche nach einem neuen Partner sein, dann würde ich bei Tinder und Co. definitiv nach Männern suchen.“
Doch jetzt kommt eine Beziehung mit einem Mann nicht in Frage. „Meine Frau und ich kennen uns seit 25 Jahren und sind seit 18 Jahren verheiratet, da bringt uns nichts mehr auseinander“. Und so leben die beiden als gleichgeschlechtliches Paar. Auch ihr erwachsener Sohn begegnet der Situation pragmatisch. „Mich nennt er Mom, so wissen wir immer, wer gemeint ist.“
Eine Sache wird Isabelle Ulrich immer an ihr altes Ich erinnern
Und auch wenn Isabelle sowohl auf dem Papier, als auch in ihrem Kopf und vom Körper her eine Frau ist, etwas wird sie, neben der regelmäßigen Hormonbehandlung mit einem Hautgel, immer an „das falsche Geschlecht“ erinnern. Denn seit der geschlechtsangleichenden Operation trägt sie stets einen Notfallpass bei sich. „Im Notfall müssen die Ärzte wissen, dass ich mal ein Mann war.“ Denn je nach Geschlecht müssen Medikamente ganz anders dosiert werden. Und noch etwas umtreibt Isabelle. „Muss ich jetzt zum Frauenarzt oder zum Urologen?“ Sie lacht: „Bei solchen Fragen kann mir selbst Google nicht helfen.“