Velbert. Im Kreis Mettmann sind die Unfallzahlen 2022 im Vergleich zum Vorjahr wieder deutlich gestiegen. In Velbert sieht das allerdings anders aus.
Landrat Thomas Hendele hatte es schon befürchtet: Die Zahl der Unfälle im Kreis Mettmann ist nach zwei Corona-Jahren mit weniger Verkehr durch Homeoffice & Co. wieder angestiegen. Das belegt die Unfallstatistik 2022, die nun vorgestellt wurde. Also: „Zurück zur Normalität.“
13.174 Unfälle haben sich im vergangenen Jahr auf den Straßen im Kreis Mettmann ereignet – knapp 6,4 Prozent mehr als noch im Jahr 2021 (12.385). Zum Vergleich: 2019 – also vor der Pandemie – waren es noch 14.613.
Traurig stimmt dabei: Mit zwölf war die Zahl der Verkehrstoten im vergangenen Jahr wieder extrem hoch. Allein aus Velbert fließen gleich drei Unfälle – und damit überproportional viele – in diese Zahl ein.
Drei tödliche Unfälle auf den Straßen in Velbert
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So stürzte am 29. Mai eine 57-jährige Frau bei einer Pedelec-Probefahrt und schlug mit dem ungeschützten Kopf auf die Straße. Sie starb einige Tage später im Krankenhaus. Am 1. September wurde eine 78-jährige Fußgängerin am Bahnübergang Kuhlendahler Straße von einem Zug erfasst. Der dritte tödliche Unfall ereignete sich am 6. November: Der 47-jährige Fahrer eines Kleintransporters wurde von seinem eigenen Fahrzeug überrollt, als er versuchte, den Ducato in einem Wohngebiet in Velbert-Nierenhof zu stoppen. Offenbar hatte der Mann die Handbremse des Fahrzeugs auf der abschüssigen Straße nicht richtig angezogen.
Zahl der Verunglückten im Kreis Mettmann ist gestiegen – in Velbert gesunken
Die Anzahl der Verunglückten ist von 1422 im Jahr 2021 auf 1676 gestiegen. So bezeichnet die Polizei Personen, die durch einen Unfall zumindest leicht verletzt wurden. Um die Zahlen kreis- und landesweit besser vergleichen zu können, wird die so genannte Verunglücktenhäufigkeitszahl, kurz VHZ gebildet. Dabei werden die Verunglückten auf jeweils fiktive 100.000 Einwohner umgerechnet. So lassen sich dann auch Millionenstädte wie Köln mit Kleinstädten wie Heiligenhaus vergleichen.
Kreis Mettmann: Weniger Unfallopfer als im Landesdurchschnitt
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Kreisweit betrug die VHZ im vergangenen Jahr 346, landesweit lag sie bei 433. Heißt: Die Wahrscheinlichkeit, im Kreis Mettmann bei einem Unfall zu verunglücken, ist niedriger als in den meisten anderen Städten zwischen Aachen und Bielefeld. „Wenn man bedenkt, dass wir der am dichtesten besiedelte Kreis Deutschlands sind, ist das durchaus zufriedenstellend“, so Hendele, der aber auch weiß: „Jeder Unfall ist ein persönliches Schicksal und damit einer zu viel.“
Interessant wird es, wenn die verschiedenen Städte im Kreis Mettmann miteinander verglichen werden. Am niedrigsten ist die VHZ mit 186 in Heiligenhaus, am höchsten mit 466 in Langenfeld. Velbert liegt mit 294 unter dem Kreis-Durchschnitt und kann neben Erkrath und Heiligenhaus sogar ein kleines Minus im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen.
Zahl der verunglückten Pedelec-Fahrer erreicht Rekordstand
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Deutlich angestiegen ist kreisweit die Zahl der verunglückten Fahrrad- und Pedelecfahrer. Hier ist mit 552 Personen ein neuer Höchststand erreicht. Das führt Heiner Mies, Leiter der Direktion Verkehr, einerseits darauf zurück, dass während der Corona-Pandemie ein wahrer Fahrrad-Boom geherrscht hätte, zum anderen würden viele das Gewicht und die Geschwindigkeit eines Pedelecs unterschätzen. „Es ist eben nicht mit einem klassischen Fahrrad vergleichbar“, so Mies, der eine Helmpflicht und eine Pflicht-Prüfung – ähnlich wie beim Mofa – durchaus befürworten würde. Auf jeden Fall sollten Pedelec-Neulinge an einem Fahrtraining teilnehmen, rät der Direktionsleiter. Die nächste Möglichkeit dazu soll es am 26. März in Heiligenhaus (am Panoramaradweg) geben.
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Ein Detail der Statistik sorgt bei Thomas Hendele, der als Landrat auch Leiter der Kreispolizeibehörde ist, jedes Jahr für besonderen Ärger und Kopfschütteln: die Zahl der Unfallfluchten. Allein im vergangenen Jahr wurden 3747 Unfallfluchten registriert – also mehr als zehn pro Tag und deutlich mehr als noch 2021 (3435). Bei 135 dieser Unfallfluchten kam auch ein Mensch zu Schaden. Es gebe immer häufiger eine „Ist-mir-egal-Mentalität“, so Heiner Mies, der das „erschreckend“ findet.
>>> Alkohol und Drogen am Steuer
Die Zahl der Verkehrsunfälle unter Alkohol-Einfluss ist auf 177 angestiegen – und liegt damit auch deutlich über dem Vor-Corona-Niveau.
Bei 44 Unfällen wurden Drogen nachgewiesen. Dass auch diese Zahl im Vergleich zu 2019 (23) deutlich gestiegen ist, liegt auch daran, dass die Beamten bei der Unfallaufnahme sensibler auf Drogendelikte kontrollieren.