Velbert/Kreis Mettmann. Im Bereich um Velbert und im Südkreis ist zuletzt viel weniger Regen gefallen als im langjährigen Mittel. Doch das ist nicht die einzige Sorge.

Der Nordkreis – das betrifft also auch Velbert und Heiligenhaus – ist vergleichsweise ziemlich kurz gekommen, aber auch im südlichen Neanderland hat’s außerordentlich wenig Niederschläge gegeben. Das zeigt schon auf den ersten Blick die Niederschlagskarte 2022 des Bergisch-Rheinischen Wasserverbandes (BRW). „Es war eines der trockenen Jahre, aber nicht das trockenste“, bilanziert Sebastian Sarcletti. Doch es bestätige die Tendenz, die man – mit Ausnahme eines Ausreißerjahres – seit mehr oder weniger gut einer Dekade beobachte, sagt der Geograph, der beim BRW im Bereich Wasserwirtschaftliche Grundlagendienste für Pegel und Niederschlag zuständig ist.

Am 31. Oktober ist Wasserwirtschafts-Silvester

Das Niederschlagsdefizit ist auch im Norden des Verbandsgebietes ziemlich heftig ausgefallen. In der Mitte sieht es hingegen etwas weniger negativ aus. Zusammenfassend spricht der BRW von einem eher trockenen Wasserwirtschaftsjahr. Die blauen Tropfen markieren die Standorte der Niederschlagsstationen. Davon gibt es 32.
Das Niederschlagsdefizit ist auch im Norden des Verbandsgebietes ziemlich heftig ausgefallen. In der Mitte sieht es hingegen etwas weniger negativ aus. Zusammenfassend spricht der BRW von einem eher trockenen Wasserwirtschaftsjahr. Die blauen Tropfen markieren die Standorte der Niederschlagsstationen. Davon gibt es 32. © BRW | BRW

Das so genannte Wasserwirtschaftsjahr geht zwar auch über zwölf Monate, ist jedoch nicht deckungsgleich mit dem kalendarischen. Es endet nämlich mit dem Oktober, so dass das letzte „Wasserwirtschafts-Silvester“ am 31. 10. 2022 war. Hinter der grundsätzlichen Festlegung steckt Sarcletti zufolge der Umstand, dass ab November häufig schon Schnee falle, der irgendwann später schmelze und sich eben erst dann in den Pegelständen widerspiegele.

Insgesamt deutlich weniger Regen als im langjährigen Mittel

Die Dipl.-Ingenieurin Kristin Wedmann ist beim Wasserverband Geschäftsbereichsleiterin Technik.
Die Dipl.-Ingenieurin Kristin Wedmann ist beim Wasserverband Geschäftsbereichsleiterin Technik. © BRW | BRW

Doch zurück zur Bilanz: Die spricht von einem „eher trockenen Wasserwirtschaftsjahr“, das den Trend zur Niederschlagsabnahme verfestige. Der Durchschnitt von 800 Litern pro Quadratmeter über das gesamte Verbandsgebiet – es umfasst 550 Quadratkilometer – entspreche einem „beträchtlichen“ Niederschlagsdefizit von rund 15 Prozent gegenüber dem 30-jährigen Mittelwert. Bei der detaillierten Betrachtung der topographisch unterschiedlichen Regionen betreffen die massivsten Defizite von mehr als 200 Litern vor allem den Süden mit den Aufzeichnungsstationen in Langenfeld und Monheim sowie den Norden mit Ratingen, Heiligenhaus und Velbert. Im Bereich rund um Erkrath, Hilden und Haan fällt die Bilanz etwas weniger negativ aus, während sie im Osten (Wülfrath, Wuppertal, Solingen) sogar relativ ausgeglichen ist.

Gewässer fallen trocken

Unterm Strich zeigen nur wenige Monate eine „positive“ Bilanz, brachten also mehr Niederschlag als im Mittel. Das gilt vor allem für Februar, September und April. Die anderen neun Monate hatten durch die Bank unterdurchschnittliche Mengen. Selbst der sehr verregnete September konnte das nicht mehr wettmachen.

Unvergessen: Ein Ausreißerjahr war 2021 mit einem absoluten Extrem Mitte Juli. Da stand in Langenberg nicht nur die Zufahrt von der Vogteier Straße zur Tiefgarage Froweinplatz unter Wasser.
Unvergessen: Ein Ausreißerjahr war 2021 mit einem absoluten Extrem Mitte Juli. Da stand in Langenberg nicht nur die Zufahrt von der Vogteier Straße zur Tiefgarage Froweinplatz unter Wasser. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Wenn Wasserläufe ganz trocken fielen, werde es wirklich problematisch und für die Lebewesen schwierig, obwohl diese bemerkenswerte Überlebensstrategien hätten, berichtet Kristin Wedmann. Hier habe der viel zu trockene Sommer deutliche Wirkung gezeigt: Viele der 950 Kilometer Fließgewässer des BRW hatten sehr niedrige Wasserstände, einige Gewässer fielen tatsächlich sogar komplett trocken.

Mehrere nasse Jahre nötig

„Was uns umtreibt“, sagt die Leiterin Geschäftsbereich Technik, „ist, dass es immer wieder Starkregen-Ereignisse gibt.“ Auf dem ausgetrockneten Boden fließt das Wasser zumeist nur oberflächlich ab. „Wir brauchen im Grund mehrere nasse Jahre“, so Wedmann weiter, „und zusammenhängende Abschnitte.“ Eine übers Wasserwirtschaftsjahr per saldo ausgeglichene Summe sei nämlich längst nicht alles.

Der Wandel ist im Gang

Vielmehr nehme die Entwicklung des Wechsels von Phasen mit zu viel und mit zu wenig Niederschlag zu und verfestige sich, fügt Sarcletti hinzu. Insgesamt bewertet der Fachmann die Entwicklung als „besorgniserregend“. Er sagt: „Es wandelt sich etwas.“ Und der Klimawandel stehe über allem. Übrigens: Das Wasserwirtschaftsjahr 2022 war laut BRW eines der wärmsten seit Aufzeichnungsbeginn.

Der BRW bietet auf seiner Homepage ein für jedermann zugängliches Online-Tool an. wo die aktuellen Pegel- und Regenschreiber-Daten jederzeit eingesehen werden können: pegelonline.brw-haan.de/#/overview/Wasserstand.

Die biologische Vielfalt erhalten

Der BRW hat seinen Sitz in Haan. Der Wasserverband hat in seinem Verbandsgebiet, in dem mehr als 500.000 Menschen leben, für die Reinigung des Abwassers und die Entwicklung der Gewässer zu sorgen.

Die Maßnahmen zur Unterhaltung und Entwicklung tragen maßgeblich zum Erhalt der biologischen Vielfalt im komplexen Ökosystem Gewässer bei. Der BRW ist in der Region für ca. 950 Kilometer Gewässerläufe verantwortlich.