Velbert. Im Gebäude, das von vielen Velbertern noch immer BKS-Haus genannt wird, gibt es viel zu entdecken – unter anderen im früheren Panorama-Restaurant.

Mitte der 1950er-Jahre stand die Stadt Velbert vor mehreren Problemen. Zum einen herrschte wenige Jahre nach dem Krieg noch immer eine Wohnungsnot – zum anderen musste ein immer größer werdender Wasser-Bedarf der Bevölkerung gedeckt werden.

Der alte Wasserturm am Dalbecksbaum hatte zu wenig Fassungsvermögen – aber statt, wie ursprünglich geplant, lediglich einen größeren Ersatz zu bauen, entstand ein zunächst öffentlich belächelter Plan: der Bau eines Wasserreservoires in Verbindung mit einem Wohnhaus – ein Wasserturm-Hochhaus also. 1958 eröffnet, hat sich das Gebäude mit dem besonderen Innenleben schnell zu einem Velberter Wahrzeichen entwickelt und zieht auch 65 Jahre nach der Einweihung noch immer Blicke auf sich.

Die BKS-Werbetafeln am Hochhaus in Velbert sind 2021 demontiert worden

47 Meter ist es hoch – zehn Wohngeschosse hat es – das BKS-Hochhaus. Obwohl: So soll es mittlerweile nicht mehr genannt werden. Schließlich wurden die Schriftzüge des Schlüssel- und Schließsystemherstellers, die einst in alle vier Himmelsrichtungen strahlten, vor gut einem Jahr demontiert. Die Stadtwerke als Eigentümer des Gebäudes und der „Dachmieter“ konnten sich nicht über die notwendig gewordene Sanierung von Schriftzügen und Trägeranlage einigen können.

Großbaustelle Wasserturm-Hochhaus: 1957 und 1958 wurde an der Lindenstraße in Velbert gebaut.
Großbaustelle Wasserturm-Hochhaus: 1957 und 1958 wurde an der Lindenstraße in Velbert gebaut. © Stadtarchiv Velbert

Wobei BKS-Hochhaus nie die offizielle Bezeichnung war – und das Unternehmen bis auf die Werbeschriftzüge in luftiger Höhe auch nie etwas mit dem Gebäude zu tun hatte. Die offizielle Bezeichnung kennt indes kaum jemand: Haus Niederberg. Für diesen Namen hatte sich vor allem der damalige Bürgermeister Eduard Bovensiepen stark gemacht.

Manch ein Velberter nennt das Haus bis heute „Thermoskanne“ – aufgrund des innenliegenden Wasserbehälters, der zwölf Meter hoch ist – bei einem Querschnitt von 18 Metern und einem Fassungsvermögen von 3000 Kubikmetern.

Werbeslogan: Ein ganzes Dorf unter einem Dach

„Ein ganzes Dorf unter einem Dach“ – so bewarben die Stadtwerke ihren 2,2 Millionen D-Mark teuren Neubau, das „über unsere Zeit hinaus als Beispiel kühner Baugesinnung gelten wird“. Und in der Tat konnte man bei der Eröffnung den Eindruck eines Dorfes gewinnen: Eingebettet in eine Grünanlage mit Springbrunnen und Ruhebänken befanden sich in der Ladenpassage ein Friseur, ein Blumenladen, ein Textilfachgeschäft und ein Selbstbedienungsmarkt. Davon geblieben sind 65 Jahre später nur noch eine Versicherungsagentur und ein Beauty-Salon, von der Grünanlage ist nur noch ein kleiner eingezäunter Spielplatz geblieben.

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Das "BKS-Hochhaus" – damals auch noch mit Bierwerbung – in Velbert Anfang der 1960er-Jahre. © FUNKE Foto Services | Repro: H.W. Rieck

Hochhausrestaurant in Velbert sollte besonderer Anziehungspunkt sein

„Ein besonderer Anziehungspunkt wird das Hochhausrestaurant sein, das um den Wasserbehälter herum gebaut und völlig verglast ist“, hieß es zur Eröffnung im Jahr 1958. Das Restaurant bot bei aufgelockerter Bestuhlung Platz für 150 Gäste. Die Küche und Wirtschaftsräume befanden sich im zehnten Stock – vom elften Stock aus, in rund 40 Metern Höhe, hatten die Gäste einen wundervollen Blick über das niederbergische Land.

Gesa Weppelmann und Bert Gruber von den Stadtwerken Velbert haben die Tür zum alten Restaurant im BKS-Hochhaus/Wasserturmhochhaus in Velbert aufgeschlossen. Dort ist die Zeit stehengeblieben.
Gesa Weppelmann und Bert Gruber von den Stadtwerken Velbert haben die Tür zum alten Restaurant im BKS-Hochhaus/Wasserturmhochhaus in Velbert aufgeschlossen. Dort ist die Zeit stehengeblieben. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Restaurant im BKS-Hochhaus in Velbert hatte nur zehn Jahre lang geöffnet

Das Restaurant schloss jedoch bereits 1969 wieder – nach gut zehnjährigem Betrieb. Danach nutzte die Awo die elfte Etage für eine Altentagesstätte. Seit 2005 steht der Bereich leer. „Schade eigentlich“, meint Bert Gruber, kaufmännischer Leiter der Stadtwerke Velbert, der gern den Ausblick von dort genießt. „Bei schönem Wetter reicht der Blick bis zur Fleher Brücke nach Düsseldorf“, sagt er. Heute nicht. Es ist diesig. Dennoch ist der Blick über Velberts Dächer – das Hochhaus steht am höchsten Punkt Velberts – reizvoll. Zu sehen auch: Velberts zweiter Wasserturm an der Steeger Straße, der seit langem nicht mehr in Betrieb ist.

Kuchenvitrine und Zapftechnik sind noch vorhanden

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Aber auch im Inneren gibt es einiges zu sehen. „Hier ist die Zeit stehengeblieben“, so Gruber. Die alte Theke steht noch im früheren Restaurant. Sogar die Zapftechnik ist noch vorhanden. „Ich fürchte nur, das Bier wäre etwas abgestanden“, sagt Gruber lachend. Auch die Kuchentheke ist noch da: Vor dem geistigen Auge befinden sich darin leckere Sahnetorten. In einem anderen Bereich: eine alte Eckbank. Man möchte am liebsten Platz nehmen und etwas bestellen. Doch das wird es an dieser Stelle nie wieder geben. Die Auflagen wären einfach zu hoch, ein Betrieb niemals profitabel. Auch die (sogar zwischenzeitlich bereits genehmigte) Idee, den Bereich zu zwei Wohnungen umzubauen, wurde nicht realisiert.

Ausblick vom Dach des Wasserturm-Hochhauses über Velbert.
Ausblick vom Dach des Wasserturm-Hochhauses über Velbert. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

„Moderne Waschanlage“ und eigene Müllverbrennung im Keller

Während das Restaurant also geschlossen ist und bleibt – und dort wohl keine weiteren Wohnungen entstehen: 77 Wohnungen befinden sich bis heute im Wasserturm-Hochhaus – alles Eigentumswohnungen. „Die Eigentümer wohnen teilweise schon seit vielen Jahren dort“, berichtet Bert Gruber. Es handele sich teils um Zwei-, teils um Dreizimmerwohnungen. Zwei Einrichtungen der Anfangsjahre gibt es nicht mehr: Im Keller gab es einst eine „moderne Waschanlage“ mit drei vollautomatischen Waschmaschinen, einer Schleuder- und Trockenmaschine und zwei Heißmangeln. „Der große Waschtag hat seinen Schrecken verloren“, hieß es in der Festschrift zur Eröffnung – vor allem mit Blick auf „die Hausfrau, deren schwere Arbeit durch die moderne Gestaltung der technischen Einrichtungen wesentlich erleichtert wird“.

Zudem gab es eine Müllabwurfanlage – mit Einwurf auf jeder Etage. Der Müll fiel in ein Silo im Kellergeschoss, wurde dort automatisch in einen Verbrennungsofen gefördert und durch die Verbrennung „geruchslos gemacht“, so die Stadtwerke damals.

Fotogalerie: Blicke hinter verschlossene Türen im Wasserturm in Velbert

>>> Sicherheit im Wasserturm-Hochhaus

Der Wasserbehälter mit bis zu drei Millionen Liter Inhalt befindet sich oberhalb der Wohngeschosse.

Zwischen Behälter und Wohnungen gibt es einen Sicherheitsbereich. Sollte der Behälter brechen, wird das Wasser durch Öffnungen zu den Seiten hin nach außen abgeleitet.

Ein Bruch ist laut Experten jedoch kaum möglich, da der Spannbeton-Behälter mit senkrechter und waagerechter Vorspannung konstruiert wurde. Zudem wird die Bausubstanz und Technik regelmäßig geprüft und gewartet.