Velbert. Viele Velberter Senioren haben die Feiertage mit ihren Familien statt allein zu Haus verbracht. Hausnotrufe wurden nur im Notfall betätigt.

Mit einem Knopf am Armband oder am Band um den Hals, ist er schnell alarmiert: Der Hausnotruf. Für Senioren ist dieser Knopf oftmals eine unentbehrliche Sicherheit für den Notfall. Ob Johanniter, Malteser, das DRK oder aber auch der Velberter Pflegedienst Lange bieten dieses System an.

Laut einer Pressemitteilung der Malteser in NRW wurde der Notrufknopf zwischen Weihnachten und Neujahr dieses Jahr in mehr als jedem zweiten Fall jedoch lediglich gedrückt, weil die Senioren jemanden zum Reden brauchten. Dieses Mal wurde den Angaben zufolge 4488 Mal Alarm ausgelöst. Der Rettungswagen rückte 392 Mal aus. Aber bei über 2500 Alarmauslösungen, also bei über der Hälfte, sei keine konkrete Hilfeleistung notwendig gewesen.

Im Velberter Alloheim ist die Einsamkeit von Senioren nichts Neues

In der Alloheim Senioren-Residenz Bergisch Land ist das Thema der einsamen Senioren kein neues. Jedes Jahr ruft Residenzleiter André Dravenau gemeinsam mit seinem Team zu einer Wichtelaktion für Alleinstehende auf. Die Geschenke bringt er einen Tag vor Heiligabend mit seinem Team dann persönlich vorbei. „Manchmal wird man dann auch richtig traurig, wenn man sieht, wie einsam diese Menschen sind“, sagt er und erinnert sich an einen Witwer, „er hat uns als wildfremde Menschen zu sich eingeladen und wollte uns gar nicht mehr gehen lassen.“

Vielleicht im Heim besser aufgehoben

Manchmal denkt er sich dann „sind diese Menschen im Seniorenheim vielleicht doch besser aufgehoben“, denn „alleine ist man hier nicht.“ Gerade an den Weihnachtsfeiertagen werden viele melancholisch und „dann kann man auch mal mit anderen Bewohnern zusammen weinen.“ Generell empfindet André Dravenau, dass das Engagement von Angehörigen immer weiter zurückgeht. „Ob das an Corona liegt oder einfach generell an der Welt, die sich verändert und immer schneller wird“, weiß er nicht. „Aber natürlich haben wir auch immer Angehörige, die regelmäßig zu Besuch kommen und an den Weihnachtsfeiertagen dann die Senioren sogar mit nach Hause nehmen“.

Dravenau führt weiter aus, „aber dann gibt es auch die Menschen, die das Weihnachtsfest nutzen, um ihre Angehörigen mal wieder zu sehen oder eben die Senioren, die niemand besucht.“ Gerade für diese Menschen ist der sozialpsychatrische Dienst an den Feiertagen im Einsatz, denn „das Pflegepersonal kann das alles gar nicht auffangen“, weiß der Residenzleiter.

Programm gegen die Einsamkeit

„Wir versuchen dann, ein besonderes Programm für sie zu kreieren und sie in Gruppen zusammenzusetzen, damit eben niemand allein ist.“ Zudem „gibt es auch ein spezielles Weihnachtsessen, dass dann in den Gruppen zusammen verspeist werden kann.“

Velberter Pflegedienst Lange zieht positive Bilanz

Dass der Hausnotruf während der Feiertage gegen die Einsamkeit genutzt wurde, kann Eva-Marie Lange, Geschäftsführerin und Inhaberin vom Pflegedienst Lange nicht bestätigen. „Wir haben natürlich auch nur 150 bis 200 Notrufgeräte“, fasst sie zusammen. „Aber jeder Ruf, der uns erreicht hat, war auch ein Notfall.“ Dass ihre Patienten nur auf den Knopf drücken, um mit jemandem zu reden, kann sie nicht bestätigen. „Aber auflegen würde das geschulte Fachpersonal in einem solchen Fall natürlich auch einfach nicht, sondern konkret hinterfragen, ob es sich um eine Notlage handelt.“

Erfreulicher Weise kann die Geschäftsführerin sogar eine weitere positive Bilanz über die Feiertage ziehen. „Anfang Dezember plane ich immer die Routen und mache meine Abfragen“, erläutert sie. „Dieses Jahr war es nach den beiden Coronajahren so, dass uns ganz viele Absagen im Pflegedienst für die Feiertage erreicht haben.“ So konnten während der Feiertage sogar drei Touren weggekürzt werden, „weil eben viele Senioren bei Familien feiern konnten.“

Johanniter melden für Velbert keine ungewöhnlichen Meldungen

Auch bei den Johannitern, die in Velbert Hausnotrufe betreuen, fällt die Bilanz über die Feiertage nicht anders als üblich aus. Sandra Hampe aus der Marketingabteilung berichtet, „uns haben während der Feiertage über den Hausnotruf auch nur wirkliche Notfälle erreicht.“ Dass sich Menschen aus Einsamkeit an die Mitarbeiter des Notrufs wenden, ist ihr nicht bekannt.

>>> Telefonseelsorge ist rund um die Uhr Ansprechpartner

Wer sich allein fühlt, kann jederzeit die Rufnummer der Telefonseelsorge wählen. Das Einzugsgebiet der Telefonseelsorge Essen umfasst unter anderem die Städte Heiligenhaus und Velbert. Jährlich nutzen rund 25.000 Menschen dieses Angebot. Aus den Anrufen ergeben sich 18.000 Seelsorge-Gespräche. Die Anrufe bei der Seelsorge sind kostenfrei. Unter den Rufnummern 0800 111 0 1110 oder 0800 111 0 222 sind die ehrenamtlichen Mitarbeiter rund um die Uhr erreichbar. Auch über einen Chat können Gesprächsbedürftige Kontakt aufnehmen: http://www.telefonseelsorge.de