Neviges. Im Eiscafé „San Remo“ in Velbert-Neviges herrscht immer Hochbetrieb. Im Winter hat die Familie Forgia aus Sizilien so manche Überraschung parat.

In der einen Hand ein kleines Tablett mit Cappuccino und Apfelstrudel, in der anderen ein großes, auf dem diverse süße Sünden thronen, unter anderem Nußbecher, Amarenabecher, alle mit Sahnehäubchen. Flink wie ein Wiesel und unglaublich sicher balanciert Mario Forgia seine Köstlichkeiten von Tisch zu Tisch, hier ein kleiner Spaß, da eine freundliche Begrüßung. „Zahlen? Klar, ich komme sofort.“ Seit drei Jahren betreibt der Sizilianer mit seiner Familie das Eiscafé „San Remo“ an der Elberfelder Straße. Und mag Neviges auch oft noch so tot sein, mag sich keine Menschenseele in die Fußgängerzone verirren – im „San Remo“ ist immer was los. Und all die Stammgäste, die zum Teil jeden Tag herkommen, sind heilfroh: Auf Familie Forgia ist Verlass, die verzieht sich nicht ins Winterquartier, macht keine langen Ferien, die ist das ganze Jahr über da. Außer dienstags –da ist „Ruhetag“ für den Einkauf und was sonst so ansteht, um den Laden in Schwung zu halten.

Clique kommt jeden Tag

Und der Dienstag ist auch der einzige Tag, an dem sich eine muntere Clique aus Neviges hier nicht trifft. „Wir kommen jeden Morgen, so ab 9.30 Uhr, Ende ist dann offen“, sagt Karla Kalkhoff vergnügt, nimmt in der milden Herbstsonne einen Schluck Cappuccino, und auch Ehemann Charly hat noch längst nicht den Kaffee auf. „Ist immer prima hier, wir kommen seit mindestens 15 Jahren, waren ja schon bei Maria hier.“ Maria, Inhaberin des Eiscafés „Della Corte“, hatte sich 2017 entschlossen, den Standort Neviges aufzugeben und sich auf das Geschäft in Tönisheide zu konzentrieren. Maria ging, die Clique blieb, wie so viele Stammgäste, und liebt jetzt eben „Mario“.

Gäste sehen „ganz Neviges“

Immer gut gelaunt: Mario Forgio, Chef des Eiscafés „San Remo“ in Velbert-Neviges, inmitten einiger seiner Stammgäste. Das „San Remo“ hat das ganze Jahr über geöffnet.
Immer gut gelaunt: Mario Forgio, Chef des Eiscafés „San Remo“ in Velbert-Neviges, inmitten einiger seiner Stammgäste. Das „San Remo“ hat das ganze Jahr über geöffnet. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Denn hier, so sagt Klaus Joest kurz und knapp, „da seh ich ganz Neviges an mir vorbei ziehen, sogar mit Rückspiegel“. Heute ist er ausnahmsweise ohne Ehefrau Gudrun hier, sitzt mit dem Rücken zur Fußgängerzone, hat aber dank der blitzeblanken Schaufensterscheiben des Cafés alles im Griff. Zu der eingeschworenen Clique gehört noch Hennes Willwoll, der sich einen Tag ohne den Start im „San Remo“ auch nicht vorstellen mag: „Mario ist einfach nett, hier klappt alles, man kennt sich, der Kaffee und überhaupt alles ist gut.“

Sohn Gianfilippo macht das Eis

Bei gutem Wetter ist die Terrasse des „San Remo“ in Velbert-Neviges bis in den November hinein gut besucht.
Bei gutem Wetter ist die Terrasse des „San Remo“ in Velbert-Neviges bis in den November hinein gut besucht. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Drinnen hat Chef Mario alle Hände voll zu tun. „Ja, ich hab viele Stammgäste, die jeden Tag kommen.“ Wie etwa das Ehepaar Christa und Peter Neureiter, sie mag Kaffee, er am liebsten „meinen Amarenabecher“. Gern treffen sie sich hier mit Paul und Hildegard, und sie alle sind froh, dass Mario mit Familie wirklich nur am Dienstag geschlossen haben. Und, jetzt müssen sie alle ganz stark sein, „zwischen Weihnachten und Silvester haben wir kurz zu“, kündigt Mario Forgia an, der das „San Remo“ mit seiner ganzen Familie wuppt. Ehefrau Silvia zaubert die Torten, „Käsesahne, Donauwellen, Schmand-Mandarine, alles auch zum Mitnehmen. Bei ganzen Torten auf Vorbestellung“, zählt er auf. Sohn Gianfilippo ist für das Herz des „San Remo“ zuständig, er macht das Eis selbst. Und Neffe Gianni hilft mal hier und mal dort, hat ständig zu tun.

Auch Long Drinks im Angebot

„Klassiker wie Amarena, Schoko und Stracciatella laufen das ganze Jahr, im Sommer natürlich mehr Früchtebecher“, erzählt Mario Forgio, der es bisher keine Sekunde bereut hat, vor 15 Jahren Sizilien verlassen zu haben. Seit drei Jahren betreibt er das „San Remo“ mit einer mitreißend guten Laune, ungeachtet all der Widrigkeiten wie erhöhte Energiekosten und teurere Rohstoffe. Und wer von Krise redet, der ist bei ihm an der falschen Adresse. „Mamma mia, lasst und doch einfach leben. Wir hatten Corona, wir hatten Tote. Das war schrecklich, jetzt wollen wir leben.“ Im Winter gern auch bei heißem Apfelstrudel, und wer nichts Süßes mag, trifft sich hier auf einen Long Drink, Sekt oder Wein. „Lasst uns leben.“ Preiserhöhungen hat die Familie Forgia bisher vermieden. „Es kommen ja auch viele Rentner, alle haben weniger Geld, Mamma Mia, alle sollen es schön haben.“

Bald gibt’s wieder Weihnachtskuchen

Auch im strengen Corona-Lockdown ließ Mario Forgia seine Gäste nicht hängen, hatte sich damals immer etwas ausgedacht, etwa vor der Eisdiele Kuchen verkauft, auch Kaffee to go. Umso mehr freut er sich jetzt, wieder die gesamte Palette anbieten zu können, beliebt sei auch das Frühstück. „Eine 96-Jährige feierte vor kurzem Geburtstag, hatte sechs Frauen eingeladen, herrlich.“ Jetzt gibt’s im „San Remo“ auch bald wieder den berühmten Weihnachtskuchen „Panettone“ – und ständig neue Überraschungen wie etwa Gewinnspiele. Dabei kämen ohne all die Stammgäste, denen Mario Forgio auf diesem Weg sagen möchte: „Ich bin allen so dankbar. Die Nevigeser und überhaupt alle Gäste sind toll.“

>>>Öffnungszeiten

Eiscafé „San Remo“, Elberfelder Straße 52, 02053 48428, hat geöffnet: Montag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag 9 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag 9 bis 18 Uhr.

Geschlossen ist am Dienstag.