Langenberg. Am Gymnasium Langenberg wird ständig am Integrationskonzept gearbeitet. Nun haben die Velberter Stadtwerke einen kleinen Teil dazu beigetragen.

Es ist laut und stickig, als Sebastian Zellmer in den Klassenraum kommt. Als die Schüler ihn bemerken, drehen sich dreißig Köpfe und schauen ihn an; vielleicht aber auch eher das, was er in den Händen hält: einen großen Karton voller blauer Turnbeutel.

„Heute gibt es Geschenke“, sagt Zellmer, der am Langenberger Gymnasium für die Integration von Seiteneinsteigern – also Kindern aus anderen Ländern – zuständig ist. „Aber zuerst“, sagt er und schaut die Schüler an, „müsst ihr mir sagen, wann es normalerweise Geschenke gibt.“

Velbert Schüler lernen spielerisch Vokabeln

Ein Mädchen, 14 Jahre vielleicht, meldet sich. „Zum Geburtstag“, sagt sie und lächelt. Zellmer nickt. „Und wann noch?“ Das Mädchen denkt kurz nach, dann sagt sie: „Im Winter.“ Wieder nickt Zellmer. „Aber das hat doch einen bestimmten Namen.“ Ein Junge meldet sich. Als der Lehrer ihn drannimmt, sagt er: „Weihnachten!“

Nachdem Zellmer spielerisch ein paar neue Vokabeln vermittelt hat, teilt er die Geschenke aus; und die sind an diesem Tag durchaus wertvoll. Jedem geflüchteten Kind, das in Langenberg zur Schule geht, haben die Stadtwerke Velbert einen Turnbeutel, eine Butterbrotdose (ein ukrainischer Junge erinnert sich an dieses Monstrum von Wort), eine Trinkflasche und einen 50-Euro-Gutschein für ein Velberter Sportgeschäft gespendet.

Die Kinder freuen sich, obwohl einige noch nicht verstanden haben, wofür sie den Gutschein einlösen können. Als sie es erklärt bekommen, leuchten ein paar Gesichter: Da flattern bereits Fußbälle vor dem geistigen Auge.

Integration in Regelklassen

Sebastian Zellmer (r) ist Lehrer am Gymnasium Langenberg. Gemeinsam mit Julia Willner (l, Sport/Französisch) und Britta Danzberger (Mitte, Latein/Religion) kümmert er sich um die Integration von Flüchtlingen an der Schule.
Sebastian Zellmer (r) ist Lehrer am Gymnasium Langenberg. Gemeinsam mit Julia Willner (l, Sport/Französisch) und Britta Danzberger (Mitte, Latein/Religion) kümmert er sich um die Integration von Flüchtlingen an der Schule. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Die Integration der Schüler aus Syrien und dem Irak, aus der Ukraine und Bulgarien liegt in Langenberg vor allem in den Händen von Zellmer und seinen Kolleginnen Julia Willner und Britta Danzberger. Die drei haben – gemeinsam mit der Übersetzerin Svitlana Jurkiewicz – maßgeblich dafür gesorgt, dass die geflüchteten Schüler nun täglich vier bis sechs Stunden in Regelklassen verbringen, also nicht mehr unter sich bleiben; das dürfte der Integration und dem Lernfortschritt sicherlich zugutekommen.

Wo die Kinder allerdings ihren Abschluss machen und welcher das sein wird, weiß in Langenberg auch noch niemand so recht. „Es gibt schon einige Potenzialkinder, bei denen ich nicht ausschließen würde, dass sie hier Abitur machen“, sagt Zellmer.

Für viele sieht er aber auch eine Zukunft am Berufskolleg. „Dort kann noch einmal ganz anders auf sie eingegangen werden“, sagt er.

Es geht auf Skifreizeit – alle zusammen

Solange sie allerdings in Langenberg zur Schule gehen, sollen sie so gut es geht in den Schulalltag integriert werden. Und dazu gehört auch die immer in der achten Klasse stattfindende Skifreizeit. Für die ist Julia Willner zuständig.

„Für die nächste Fahrt nach Bayern haben bereits einige geflüchtete Kinder zugesagt, die dafür natürlich auch finanzielle Unterstützung vom Land bekommen. Das freut uns sehr.“ Aus ihrer Erfahrung könne sie nur sagen, dass es den Kindern immer sehr guttäte, mit in die Alpen zu reisen: „Sie sehen die Berge, sie verbringen eine Woche nur unter deutschen Kindern und lernen die Kultur noch einmal ganz anders kennen.“ In Langenberg, wie überall, ist echte Integration eben eine Sache von viel Ausdauer.

>>>Turnbeutel und Gutscheine

Insgesamt 35 Turnbeutel mit Brotdose, Flasche und Gutschein haben die Velberter Stadtwerke dem Gymnasium gespendet.

Den Langenberger Verantwortlichen war es wichtig, die Spenden nicht nur den ukrainischen Kindern zukommen zu lassen, sondern allen Geflüchteten.