Velbert. Die Verbraucherberater in Velbert haben vollauf zu tun mit dem Thema Energierecht. Die Beratung stößt an ihre Grenzen. Die Schicksale bedrücken.

Der gute Rat der Velberter Beratungsstelle von der Verbraucherzentrale (VZ) NRW ist tausendfach gefragt, die sich über viele Themenfelder erstreckende Kompetenz des kleinen Teams wird geschätzt. Das belegen (nicht nur) die Jahresberichte der Einrichtung in Serie. Doch seit Wochen kommen der Leiter Andreas Adelberger und seine Mitarbeiterin Sabine Klischat-Tilly an die Grenze dessen, was mit auch noch so guter und fundierter Beratung überhaupt möglich ist. Es geht – natürlich – um die exorbitant steigenden Energiepreise.

Thema Energierecht in Velbert vorherrschend

An gutem Rat herrscht eigentlich kein Mangel. Aber auch eine noch so gute Beratung stößt an ihre Grenzen: Bei vielen Bürgern geht’s mittlerweile bereits ans Eingemachte.
An gutem Rat herrscht eigentlich kein Mangel. Aber auch eine noch so gute Beratung stößt an ihre Grenzen: Bei vielen Bürgern geht’s mittlerweile bereits ans Eingemachte. © FUNKE Foto Services | Michaelis, Judith (jumi)

„Da gibt’s zwar Stellschrauben, die wir bewegen und bekannter machen wollen“, sagt Adelberger, „aber das Ganze geht doch in Dimensionen, an die wir überhaupt nicht herankommen. Und schon gar nicht alleine.“ „Wir könnten hier nur noch Energierecht machen und kommen nicht mehr ausreichend zu all den anderen Themen“, ergänzt seine Kollegin. „Das ist für uns natürlich auch persönlich belastend, wenn wir solche Einzelschicksale sehen und erleben.“ „Bis zum Anschlag ausgelastet“ seien auch die Energieberaterin Susanne Berger und ihre Kollegin Isabelle Uebach. Wer bei ihnen eine ausführliche, individuelle Beratung zur Haustechnik – Photovoltaik, Wärmepumpe, Heizungserneuerung etc. – haben wolle, müsse sich auf Wartezeiten einrichten.

Viele Stellschrauben sind sattsam bekannt

Selbstverständlich könne manch Ratsuchender noch hier und da in seinem Haushalt den Verbrauch von Gas und Strom senken, berichtet der Leiter der Einrichtung, aber für wirklich Einkommensschwache seien mittlerweile Tipps, etwa zum richtigen Heizen und Lüften oder klassische, eigentliche sattsam bekannte Einsparpotenziale einfach keine Hilfe, weil eben „schlicht und ergreifend das Budget erschöpft“ sei. „Und da sind wir dann ganz schnell bei Gas- und Stromsperren. Da geht es an die Grundlagen der Lebensführung.“ Man werde kritisch beobachten, wie die Versorger von nun ab die Abwendungsvereinbarung handhaben. Dabei wird ein Zeitraum festgelegt, in dem der Kunde seine offenen Zahlungen „abstottert“, um eine Sperre zu vermeiden. Der gesetzliche Spielraum reicht von sechs bis 18 Monaten.

Summen oft verdoppelt oder verdreifacht

Auch Energieberaterin Susanne Berger (Foto) und ihre Kollegin Isabelle Uebach sind „bis zum Anschlag“ ausgelastet.
Auch Energieberaterin Susanne Berger (Foto) und ihre Kollegin Isabelle Uebach sind „bis zum Anschlag“ ausgelastet. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Früher habe man feste Plansicherheit gehabt, hingegen könne man jetzt eigentlich nur noch situativ handeln, berichtet Adelberger weiter. Die Erwartungshaltung der Ratsuchenden sei oft hoch, wenn sie mit Rechnungen und Abschlagsforderungen kämen, die sich verdoppelt oder verdreifacht hätten: „Leider haben davon viele ihre Berechtigung.“ Die häufigsten Fragen seien: Vorneweg „Wie soll ich das bezahlen?“, „Die haben den Abschlag einfach erhöht, geht das?“, „Mein Versorger hat die Tarife trotz Preis-Garantie erhöht, darf es das?“ und „Die haben mir am Telefon einen Vertrag untergejubelt, gilt der überhaupt?“

In Stadt und Kreis gemeinsam vorgehen

Hoffnung setzen Adelberger und Klischat-Tilly auf den runden Tisch „Steigende Energiepreise“. „Wir müssen das in Stadt und Kreis gemeinsam machen und angehen“, begründet Ersterer die Initiative der Beratungsstelle. „Wir schließen und kurz, jeder mit seinem Schwerpunkt.“ Er nennt u. a. Sozialverbände, Jobcenter, Sozialamt, Versorger, Schuldner- und Sozialberater sowie Mieterverein. Die VZ hat überdies einen breitgefächerten Katalog erstellt mit Forderungen und Maßnahmen zur Unterstützung der Haushalte. Darin kommen auch das Aussetzen von Energiesperren und des Ermöglichen kleiner Raten vor. „Die Leute müssen aber auch pünktlich zahlen“, betont Sabine Klischat-Tilly. Sie und Adelberger warnen davor, entsprechende Briefe einfach (ungeöffnet) liegen zu lassen. „Es gilt das Auf-den-Tisch-Prinzip. Sonst besteht die Gefahr, dass später noch mehr Kosten oben drauf kommen.“

Alternativen online und per Video

Für Einzelberatung erst Termin vereinbaren

Die VZ-Beratungsstelle Velbert, Friedrichstraße 107 (seitlich der unteren Fußgängerzone), hat folgende Öffnungszeiten: mo und do 9.30 - 13.30 und 14.30 - 18, di und fr 9.30 -13.30 Uhr.

Persönliche Einzelberatungen finden nur nach vorheriger Terminvergabe statt: Das geht persönlich zu den genannten Zeiten, telefonisch unter 02051 8090181 und online auf www.verbraucherzentrale.nrw/velbert (Kontaktformular).

Alternativ bzw. ergänzend zum Beratungsgespräch hält die VZ eine Reihe von Online-Angeboten bereit, die genutzt werden können. So existiert eine spezielle Themenseite zur Energiepreisekrise auf www.verbraucherzentrale.nrw/energiepreiskrise. Weiter gibt es kostenlose Online-Videoberatungen – aufgrund durchweg anhaltend hoher Nachfragen wöchentlich – zu folgenden Themen: Wärmepumpe, Heizungstausch, Photovoltaik, energetische Sanierung (Infos und Terminbuchungen auf www.verbraucherzentrale.nrw/energie-kompakt). Drittens laufen – zumeist freitags um 12 Uhr kostenlose Online-Seminare zu aktuellen Energie-Themen: von Steckersolar und Photovoltaik-Anlage über Wallbox und Fördermittel bis zum Heizungstausch (Infos auf www.verbraucherzentrale.nrw/e-seminare).