Neviges. Der „Frauenchor Neviges 84“ in Velbert probt fürs Adventskonzert. Mitmachen kann dabei auch, wer sich nicht langfristig an den Chor binden will.

„Tjo tja i ri, tjo tja i riiii, Tjo tja iri.“ Als die Sängerinnen des Frauenchors Neviges 84 vor gut vier Wochen das erste Mal mit ihrem neuen Chorleiter probten und der ihnen diesen Text für ein Adventskonzert vorschlug, da sei man „schon etwas skeptisch und irritiert gewesen“, so das langjährige Chormitglied Birgit Scherl. Doch der „Weihnachtsjodler“, so der Name des fröhlichen Stückes, kam, sah und siegte. Und wenn die Sängerinnen inbrünstig im Probenraum des Parkhaus Seidl losjodeln, wenn da fröhlich die Füße im Takt wippen, spätestens dann wird klar: „Der Neue“ hat mit seinem „Weihnachtsjodler“ ins Mark getroffen. „Die beiden Soprane von vorn, dann der Alt“, lautet die knappe Anweisung. Chorleiter Hans-Jürgen Fleischer wagt nicht nur bei der Liedauswahl unbekannte, andere Wege, wobei der „Weihnachtsjodler“ natürlich nur ein Teil des Repertoires ist. Das Weihnachtskonzert am 18. Dezember in der Glocke ist dieses Mal ein Chor-Projekt: Man kann also mitmachen und für dieses eine Konzert proben, ohne sich langfristig an den Chor zu binden.

Notenkenntnis ist unnötig

Ohne den richtigen Ton läuft hier nichts: Chorleiter Hans-Jürgen Fleischer am Flügel korrigiert mit Feingefühl und Humor. Wichtig ist für ihn der Spaß an der Musik, am Gesang.
Ohne den richtigen Ton läuft hier nichts: Chorleiter Hans-Jürgen Fleischer am Flügel korrigiert mit Feingefühl und Humor. Wichtig ist für ihn der Spaß an der Musik, am Gesang. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

„Einfach herkommen, und gucken, ob es Spaß macht. Es muss keiner vorsingen und Noten muss man auch nicht beherrschen“, sagt Chorleiter Fleischer. Dafür aber „Interesse zeigen, neugierig sein. Im Alter neugierig zu sein, das bringt Sie über viele Klippen weg“. Der „Frauenchor Neviges 84“ probt jeden Mittwoch um 19 Uhr im Parkhaus Seidl. Natürlich sei bis zum Konzert am 18. Dezember eine gewisse Kontinuität wichtig, schließlich müsse das Programm ja einstudiert werden. Aber niemand ist verpflichtet, danach noch weiter im Chor mitzusingen. Es wäre natürlich schön, wenn möglichst viele auch langfristig auf den Geschmack kämen: „Im Moment haben wir 28 Frauen, mein Ziel sind so Mitte 30.“ Wie der Chorleiter das schaffen will? „Ich versuche, ihnen eine gute Stimmung beizubringen. Dass man merkt, es macht ihnen Spaß“, sagt Fleischer, der früher Kreis-Chorleiter in Wuppertal war, und lacht dabei selbst von einem Ohr zum anderen. Und ja, natürlich dürfe man auch das Handwerkliche nicht ganz vergessen.

Erinnerung an den Kussmund

Chor wurde 1984 gegründet

Der „Frauenchor Neviges 84“ wurde im Jahr 1984 gegründet. Zurzeit besteht er aus 28 Sängerinnen. Neue Gesichter sind jederzeit herzlich willkommen.

Bei Interesse: Der Chor probt jeden Mittwoch um 19 Uhr im Probenraum des „Parkhaus Seidl“, Bernsaustraße 35. Ohne Anmeldung kann man einfach vorbei kommen und unverbindlich mitsingen.

„Die Vokale A, O, U, schön raus lassen, das Halleluja mehr strukturieren.“ Leichter gesagt als getan, aber mit Musik geht bekanntlich ja alles besser. „Wieder naht der heil’ge Stern“, am Klavier ruft Fleischer „und die Soprane halten schön durch“. Bei den Vokalen, da ist noch Luft nach oben, das kann noch besser werden. „Beim iiii den Mund nach hinten, und beim üüü Mund nach vorne. Kussmund, erinnern Sie sich, auch, wenn’s schon lange her ist“, so der launige Kommentar. Die Damen sind in bester Laune, singen sich mit „Das Ave Maria der Berge“ in Schwung, schmettern fröhlich ihr „Zumba, Zumba, Weihnachtszeit“.

Der Chor als Jungbrunnen

Etwas tiefer, meine Damen. Chorleiter Hans-Jürgen Fleischer in Aktion.
Etwas tiefer, meine Damen. Chorleiter Hans-Jürgen Fleischer in Aktion. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Einfach mal vorbeikommen

Singen als Anti-Aging-Mittel, das klappt wunderbar: „Ich fühle mich manchmal in den Schulunterricht versetzt. Und wir haben hier so viel Spaß“, sagt Marlis Papke mit leuchtenden Augen. Dabei nimmt die jung gebliebene 72-Jährige kurz ihre „Sangesschwester“ Ingrid Fachin in den Arm. „Ich bin dir so dankbar, dass du mich hier mitgenommen hast.“ Die beiden haben sich im Dezember 2018 auf einem Weihnachtskonzert in der Stadtkirche getroffen, kamen damals ins Gespräch. „Ich hatte ihr gesagt: Komm einfach mal mit, Singen kann jeder’“, erinnert sich Ingrid Fachin vergnügt.

Einfach mal mitkommen, so lautete auch das Motto, als Chormitglied Margret Kausch, die seit 1997 dabei ist, im Rahmen ihrer eigenen Chorleiter-Ausbildung Hans-Jürgen Fleischer traf. Dass er der Aufforderung nachkam, findet auch Gründungsmitglied Ursula Schäfer (84) ganz prima: „Er kann mitreißen, macht gute Laune. Und wir jodeln jetzt, haben viel Spaß.“ Allgemeines Nicken in der Runde. Ein Mittwoch ohne ihren Frauenchor, einfach undenkbar für Birgit Scherl – „Bin dem Chor verfallen“ – und Edelwaldis Mühlinghaus: „Jeder kann zu uns kommen. Wir treten überall auf, wo man Freude verbreiten kann.“ Und das haben die munteren Damen dank ihres Chorleiters richtig gut drauf.