Kreis Mettmann. Ob Unfall, Unfallflucht oder Straftat: Das ist Arbeit für das Verkehrskommissariat Nord. In besonderen Fällen kommen spezialisierte Teams hinzu.
Wenn es auf unseren Straßen kracht, es also etwa einen Unfall mit Blechschaden oder gar Verletzten gibt, wenn es um eine Straftat im Straßenverkehr geht oder eine Unfallflucht, dann ist das Verkehrskommissariat Nord der Kreispolizeibehörde Mettmann gefragt. Dessen 14-köpfiges Team arbeitet in der schmucken, rundum renovierten Heiligenhauser Wache – und natürlich vor Ort – und kümmert sich um sämtliche Verkehrsdelikte in Heiligenhaus, Mettmann, Ratingen, Velbert und Wülfrath.
Es geht nicht um die Schuldfrage
In der Regel nähmen die Besatzungen der Streifenwagen die Unfälle auf, schildert Michaela Fonfara den üblichen Ablauf. „Die Kollegen und Kolleginnen stellen Sach- und Personalbeweise sicher, sprechen mit den Beteiligten und lassen sich den Hergang von allen Seiten schildern“, so die Leiterin des Kommissariates weiter. Es werde alles sorgfältig aufgenommen und festgehalten, „es geht ja schließlich um die spätere Schadensregulierung und ggf. auch rechtliche Folgen. Wir ermitteln aber nicht die Schuldfrage, sondern so genau wie möglich den Verlauf.“
Digitalisierte Bearbeitung
Dabei spielen natürlich Spuren auf der Fahrbahn eine gewichtige Rolle. Wurden früher maßstabsgerechte Skizzen angefertigt und die Lage am Ort des Geschehens mittels Rädchen ausgemessen, so passiert das bei schweren Verkehrsunfällen mit schwer Verletzten heutzutage mittels Fixpunkten, Fotos und digitalisierter Bearbeitung. Zuallererst werden vier so genannte Referenzpunkte festgelegt; der Bearbeiter hat hinterher auf seinem Bildschirm das Ganze regelrecht plastisch vor Augen mit dem gesamten Straßenabschnitt.
Personalintensiv und hoch spezialisiert
Bei Unfällen mit Schwerstverletzten, bei denen Lebensgefahr besteht oder bei denen sogar jemand tödlich verletzt wurde, ziehen die Leute vom hiesigen Kommissariat über die Kreis-Einsatzleitstelle so genannte Verkehrsunfall-Aufnahmeteams aus umliegenden Großstädten hinzu, wie sie z. B. in Essen, Düsseldorf und Köln formiert worden sind. „Sie kommen zur Unfallstelle und kümmern sich dort ausschließlich um den objektiven Befund, sprechen also beispielsweise nicht mit den Beteiligten“, erzählt Thomas Schotka. „Ihre Arbeit ist sehr sehr personalintensiv und hoch spezialisiert“, fügt der stv. Leiter des Kommissariates hinzu. Die Teams verfügten über umfangreiches technisches Equipment, arbeiteten u. a. mit Drohnen und fertigten ein 3 D-Scan der Unfallstelle an. „Das ist absolut genau und gerichtsverwertbar.“ Schließlich gehe es ja später häufig auch um zivilrechtliche Fragen. „Da ist sehr sorgfältiges Arbeiten absolut notwendig.“
Präventives und repressives Vorgehen
Die Unfallzahlen seien in den letzten drei Jahren rückläufig, bilanziert Michaela Fonfara und schildert, mit welch vielfältigen Maßnahmen die Polizei sowohl präventiv als auch repressiv versucht gegenzusteuern. Das geht im Zusammenspiel mit Baulastträgern etc. sogar bis hin zur Straßenraum-Gestaltung. In diesem Jahr haben sich bisher in ihrem Zuständigkeitsbereich drei tödliche Unfälle ereignet. Im Januar fuhr in Ratingen ein Sattelzug ungebremst auf zwei an einer roten Ampel stehende Pkw auf. Ein Autofahrer erlag seinen Verletzungen. In Wülfrath wurde eine Frau von einem Lkw erfasst. Sie sei aus einem Bus gestiegen und über die Fahrbahn gelaufen, hieß es im Bericht. Und in Velbert starb eine Frau bei einer Probefahrt mit einem zum Kauf angebotenen Pedelec. Sie habe keinen Helm getragen.
Datenbanken für die Unfallbekämpfung
Weniger Verunglückte und Verkehrstote
Im Kreis Mettmann wurden 2021 insgesamt 12.385 Verkehrsunfälle polizeilich gemeldet. Das ist gegenüber 2020 ein Anstieg um 254. Zudem verunglückten 1422 Menschen. Das ist im Vergleich zum vorhergehenden Jahr ein Minus von 8,32 Prozent.
Für das gesamte Jahr 2021 verzeichnete die Kreispolizeibehörde sieben Verkehrstote. Damit nahm die Anzahl der bei Verkehrsunfällen tödlich Verunglückten um fünf ab.
Verkehrsunfälle mit einem Straftatbestand – das ist z. B. ein Personenschaden, eine Unfallflucht oder ein Unfall unter Alkohol oder Drogen – und auch schwerwiegende Verkehrsunfälle mit Sachschäden werden in den polizeilichen Verkehrsunfalldatenbanken gespeichert. Die Daten sind die Grundlage für eine detaillierte Auswertung zum Zweck der Unfallbekämpfung. Im letzten Berichtsjahr meldete die Kreispolizeibehörde Mettmann 4736 solcher Fälle; das sind 80 weniger als in 2020.
Zeugen sind unverzichtbar
Häufig spielten Faktoren wie nicht angepasste Geschwindigkeit, Drogen und immer wieder auch Ablenkung als Unfallursache eine Rolle, berichten Fonfara und Schotka. Die beiden Polizeihauptkommissare sind sich auch in einem weiteren Punkt einig. Dass nämlich trotz aller Technik und deren Fortschritte „aufmerksame Zeugen immer absolut hilfreich“ sind.