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Nahezu täglich gibt es auf den Straßen hier im Kreis ein oder mehrere Unfallfluchten. Die Tendenz ist steigend. 3086 solcher Straftaten wurden allein in 2014 aktenkundig. Fast nach jedem vierten Crash, so die Statistik, „entfernt sich der Verursacher unerlaubt vom Unfallort“. Die Kreispolizeibehörde Mettmann hat zwecks Bearbeitung und Ermittlung für je zwei Städte Zweierteams zusammengestellt.

Uwe Springer und Arnold Strathoff haben ihren Einsatzbereich im Kreisnorden. Und der liegt mit 668 Fällen in 2012 bzw. je 777 in 2013 und 2014 kreisweit an der Spitze.

„Mittlere Jahrgänge sind dünn vertreten“, bilanziert Ralf Schefzig. Haupt-Klientel seien zunehmend die Semester „60 und 70 plus. Die fahren oft nicht nach Gehör und auf Sicht, sondern anscheinend nach Gefühl.“ Der stv. Direktionsleiter Verkehr weiter: „Sie kriegen allerdings oft wirklich nichts mit. Und haben oft auch keine Erklärung dafür, warum ihr eigenes Fahrzeug ramponiert ist. Oder wollen nicht wahrhaben, dass sie die Sache nicht mehr im Griff haben.“

Die Sorge, in der Versicherung höher eingestuft zu werden, sei eher selten der Grund, das Weite zu suchen, erzählt Springer. Oft sei den Menschen der Unfall zutiefst peinlich. Das findet er menschlich: „Wer gibt schon gerne Fehler zu?“ Mitunter habe jemand den Unfall aber auch mit einem Dienstwagen gebaut – und fürchte nun dicken Ärger mit seinem Arbeitgeber.

Selbst kleinste Mineralspuren

Ermittlung und Aufklärung bedeuten jede Menge Fleiß- und viel Kleinklein-Arbeit. „Aber irgendwann fügen sich die Mosaiksteinchen zusammen“, sagt Arnold Strathoff. A und O seien nach wie vor Zeugenhinweise, etwa auf Kennzeichen-Fragmente. Auch ein Tatort-Besuch sei oft lohnend, wenn sich überraschend Augenzeugen meldeten. Vieles lasse sich über gefundene Fahrzeugteile eingrenzen, z. B. mittels Hersteller-Anfrage. Aufwändige Termin-Absprachen macht die „Aneinanderstellung“ der Fahrzeuge des Geschädigten und des möglichen Verursachers auf dem PC-Bildschirm überflüssig. „Grundlage sind die Schadensfotos. Da sehen wir genau, ob das überhaupt zusammen passt.“ „Deutlich im Kommen“, so Springer, sei die Spurfix-Folie. „Das ist manchmal für uns selbst verblüffend.“ „Wenn sich zwei Gegenstände berühren, findet immer eine Materialübertragung im Mikrobereich statt“, erklärt sein Kollege Strathoff. Was bei der Spurensicherung am betroffenen Auto auf dieser Klebefolie haften geblieben ist, untersuchen die Ermittler dann im Büro unterm Mikroskop. Und entdecken so z. B. selbst kleinste Mineralspuren. Die jüngste Bilanz: In Heiligenhaus gab’s im ersten Quartal dieses Jahres 28 Unfallfluchten, davon sind bislang 57,1 Prozent geklärt. Hier in Velbert waren es im gleichen Zeitraum 138. Die Aufklärungsquote beträgt 48,5 Prozent.

Und wie verhält man sich als Verursacher richtig? „Das einfachste ist ein Anruf bei uns unter der 110“, rät Oberkommissar Strathoff. „Das kostet nix. Die Kollegen kommen dann raus, und Sie sind aus allen Verpflichtungen raus.“