Neviges. Der Dachgarten von Hannah Kleinrensing in Velbert ist ein blühendes Kleinod. Die Hobbygärtnerin hegt und pflegt ihn mit ganz persönlichen Tricks.

Seit 13 Jahren wohnt Hannah Kleinrensing in ihrer Dachgeschosswohnung in unmittelbarer Nähe des Schlammteichs. „So lange war ich noch nie in einer Wohnung, ich bin ein Wandervogel. Das Sauerland, Norddeutschland, zuletzt Langenberg, lebenstechnisch bin ich schon ganz schön herumgekommen“, sagt die jung gebliebene 74-Jährige und schaut dabei vergnügt in den blauen Himmel. Dass sie sich hier so wohl fühlt und Wurzeln schlug, liegt auch an der blühenden Pracht, die Hannah Kleinrensing hier mit viel Liebe hegt und pflegt. Es ist der einzige Dachgarten, den wir in unserer Serie „Mein grünes Wohnzimmer“ vorstellen. Und der Beweis dafür, dass man sich auch in luftiger Höhe gärtnerisch austoben kann.

Sinn für Ästhetik

Weiß, lila, rosé – tritt man vom Wohnzimmer aus auf den sonnigen Südbalkon, fügen sich die Farben harmonisch ineinander. „Das ist mir wichtig, ich schiebe die Töpfe immer so zusammen, dass es farblich passt“, sagt Hannah Kleinrensing, die sich auch in ihrem Berufsleben immer mit „ästhetisch schönen Dingen“ beschäftigt hat, wie sie sagt: Ganz am Anfang als Verkaufsleiterin eines Modehauses, später in Oldenburg in einem Deko-Fachgeschäft, das sich unter anderem auf den Verkauf von Rosen spezialisiert hatte. An ihre Zeit in Norddeutschland denkt sie gern zurück, „ich liebe Rosen“, sagt Hannah Kleinrensing und strahlt, als sie auf zwei Hochstämme zeigt: „Die sind mittlerweile 25 Jahre alt, die hab ich mitgebracht, die Sorte heißt Leonardo da Vinci, diese Rosen lieb ich besonders.“

Allium blüht kugelrund

Aber auch Petunien, Geranium, Echinacea, Herbstanemonen und Rispenhortensien schmücken die schmale Dachterrasse – kaum zu glauben, dass hier früher noch viel mehr blühte. „Hier standen mal über 50 Töpfe, jetzt sind es nur noch 35. Aber die wollen ja auch alle gegossen werden, und ich muss das Wasser immer aus der Küche holen.“ Neben der treuen Rose ist ihr auch die prächtig violett blühende Allium ans Herz gewachsen. Der Zierlauch mit der dicken kugelrunden Blüte, der zur Familie der Amaryllisgewächse gehört, „der ist mein ganzer Stolz“, so die Blumenfreundin. „Das ist die einzige Pflanze, die ich im Winter in den Keller packe, die Zwiebel würde draußen erfrieren.“

Mit Pflanzen reden

Ansonsten hält sich Hannah Kleinrensing bei der Pflege ihrer zahlreichen mehrjährigen Stauden an ein festes Prinzip: „Im Frühjahr schneide ich alles zurück.“ Und sie hat noch einen Tipp: „Gut zureden und viel Liebe. Auch Pflanzen haben Empfindungen, dazu gibt es ja auch Messungen.“ Pflanzen, die nicht blühen wollen, die nicht spuren, „denen drohe ich auch schon mal, dass sie wegkommen, und das nutzt“, sagt die begeisterte Fotografin und muss dabei selbst lachen. Mehr als 1000 Blumenfotos habe sie wohl schon geschossen, „ich fotografiere auch gern unterwegs auf Spaziergängen“.

Eine Freundin klassischer Musik

Glücklicherweise sind ihre Pflanzen so pflegeleicht, dass Hannah Kleinrensing noch Zeit und Muße für alles andere hat, was ihr wichtig ist im Leben. Ihre Bücher, Treffen mit guten Freundinnen, die zwei Chöre, in denen sie singt, der Chor der evangelischen Kirche und der Frauenchor Arion. Sie liebt klassische Konzerte, hat ein Abo in der Philharmonie in Essen, geht gern in Ballett-Aufführungen. Und, so sagt die Blumenfreundin mit Blick auf ihre blühenden „Mitbewohner“, sie sei dankbar für die „weltbesten Vermieter“: So weiß sie ihre Lieblinge bei Roswitha Hülshorst in den besten Händen, wenn sie aus zwingenden Gründen mal nicht daheim ist.