Velbert. Hildegard und Helmut Timm feiern Diamanthochzeit und blicken auf ereignisreiche gemeinsame Jahre in Velbert und als Missionare in Indien zurück.

Sie können auf 60 Jahre Ehe, vier Kinder und 13 Enkelkinder blicken. Auf ein erfülltes gemeinsames Leben. Heute feiern Hildegard und Helmut Timm Diamanthochzeit.

Seit vielen Jahren lebt das Paar in Velbert – unterbrochen durch eine Zeit, die ihr Leben geprägt und bestimmt hat. 23 Jahre verbrachten sie als Missionare in Indien.

Die Missionare aus Velbert bauten in Indien ein eigenes Kinderheim auf

Zuvor hatte Hildegard Timm in England eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht – und Helmut wurde Werkzeugmacher in Velbert. „Doch bald haben wir gespürt: Wir sollten Missionare werden und in ein anderes Land gehen“, berichten sie. Mit dem Schiff seien sie daraufhin nach Indien gefahren. Dort arbeiteten sie in einem Heim mit Kindern, deren Eltern an Lepra erkrankt waren.

„Wir haben unser eigenes Heim aufgemacht“, berichten sie. Dieses hatten sie übernommen und dann auch über mehrere Jahre hinweg geleitet. Sie eröffneten zudem eine Krankenstation, die größtenteils der Allgemeinheit diente. Hildegard Timm konnte mit ihren Fähigkeiten als Krankenschwester andere anlernen und so dafür sorgen, dass diese einen Arbeitsplatz bekamen und die Kranken versorgt wurden.

Angst vor Entführungen

Finanziert werden konnten das Heim sowie der Lebensunterhalt der Kinder über Patenschaften aus Deutschland und die Mission selbst. Aufgenommen ins Heim wurden nur Jungen, da der Ort Rupaidiha nah an der Grenze zu Nepal liegt, wo Mädchenhandel betrieben wurde. Die Timms waren in Sorge, dass Mädchen entführen werden könnten. „Wir haben dafür gesorgt, dass die Jungen eine Ausbildung machen konnten“, berichtet Hildegard Timm.

Kennengelernt bei einer gemeinsamen Jugendfreizeit

Helmut und Hildegard Timm bei ihrer Hochzeit vor 60 Jahren.
Helmut und Hildegard Timm bei ihrer Hochzeit vor 60 Jahren. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Kennengelernt hatten sich die beiden 1955 auf einer Jugendfreizeit der Christlichen Gemeinschaft Velbert, sieben Jahre später fand ihre Hochzeit im Velberter Rathaus statt. Die Goldhochzeit vor zehn Jahren wurde im großen Rahmen im Parkhotel gefeiert – die Diamanthochzeit nun im kleinen Rahmen mit der Familie.

Alle vier Kinder von Helmut und Hildegard wurden in Indien geboren, die ersten beiden gingen auch dort zur Schule. Diese war allerdings 3000 Kilometer von ihrem Missions-Standort entfernt. „So weit sind wir dann mit dem Zug gefahren, um die Kinder dort abzuholen und am Ferienende zurückzubringen.“ Um den Kindern eine gute Bildung zu ermöglichen, schickten sie diese allein nach Deutschland zurück, um die Schule zu beenden. Als die anderen beiden Kinder zur Schule gehen sollten, stand für die Timms fest, wieder nach Deutschland zurückzukehren. Dies passte gut, denn sie wurden gerufen, um die Leitung der „Velberter Mission“ zu übernehmen.

Das Kinderheim existiert noch heute. Es ist mittlerweile in indischer Hand, wird jedoch von Deutschland aus koordiniert. „Wir haben immer noch Kontakt mit unseren Jungen“, erzählen die beiden: „Sie sind jetzt teilweise selbst Opas und haben uns bei unseren Besuchen gezeigt, wo sie wohnen.“

„Kulturschock“ bei der Rückkehr nach Velbert

An den „Kulturschock“ bei ihrer Rückkehr kann sich Hildegard Timm noch gut erinnern: „Der ganze Überfluss, den es hier gibt – und was hier alles erwartet wird, wir selbst haben in einem Kuhdorf gelebt“. Die beiden sind heute 81 und 84 Jahre alt, Helmut Timm hat mittlerweile ein Buch über ihr Leben und die Zeit als Missionare in Indien geschrieben. Es heißt: „Grüße aus dem letzten Haus in Indien“. Er hofft, dass es bis Weihnachten verlegt werden kann.

Die Timms würden wieder als Missionare nach Indien gehen

Wenn Hildegard und Helmut Timm neben ihren Pflichten als Großeltern Zeit finden, gehen sie schwimmen und turnen oder engagieren sich ehrenamtlich in der Gemeinde. Bezogen auf Entwicklungsländer sagen die beiden: „Hier gibt es Not, aber dort gibt es mehr Not“. Und: „Trotz mancher Entbehrungen, würden wir noch einmal als Missionare nach Indien gehen, weil die Arbeit mit den Kindern uns Freude gemacht hat – und es war eine wirklich lohnende Arbeit.“