Langenberg. Im Unterricht haben die Siebtklässler des Gymnasiums Langenberg Insektenhotels entworfen, nun haben sie die Sieger-Modelle zusammengebaut.

Brummen, summen und krabbeln soll es bald möglichst viel rund um das Gymnasium – nämlich dann, wenn die Siebtklässlerinnen und -klässler ihre Insektenhotels fertig gebaut haben. Bei einem schulinternen Wettbewerb waren vier Gewinner-Entwürfe ausgewählt worden, drei davon kamen nun in die Umsetzung.

Und das nicht in einem Klassenraum, sondern auf Hof Judt: Das Ehepaar Wemmers, die Betreiber des Biohofes im Windrather Tal, hatten die Schülerinnen und Schüler gerne zu sich eingeladen. Mit dem Fahrrad ging es dann auf die gut zwanzigminütige Tour vom Nizza- ins Windrather Tal.

Gruppe wird aufgeteilt

Dort angekommen, teilten die Lehrer Laura Grönig und Stefan Jacobi die Gruppe auf: Die eine Hälfte machte sich auf den Weg zur Scheune, um dort mit dem Bau der Insektenhotels zu beginnen, die andere Hälfte begleitete Miriam Mundorf vom Nabu auf einen kleinen Rundgang, um die Welt der kleinen Krabbler und Flieger rund um den Hof zu erkunden.

Landwirt Thorsten Wemmers bat die Siebtklässlerinnen und Siebtklässler erst einmal zur kurzen Hofführung und erläuterte, wie die biologische Landwirtschaft auf dem Hof Judt funktioniert,.
Landwirt Thorsten Wemmers bat die Siebtklässlerinnen und Siebtklässler erst einmal zur kurzen Hofführung und erläuterte, wie die biologische Landwirtschaft auf dem Hof Judt funktioniert,. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Der Kontakt zu den Landwirten war dabei auf ganz kleinem Dienstweg zustande gekommen: „Ich war der Klassenlehrer der mittleren Tochter der beiden“, sagt Stefan Jacobi lachend. Als er das dann nicht mehr gewesen sei, habe er angefragt, ob Interesse an einer Kooperation bestehe. „Ziel ist eine Bildungspartnerschaft zwischen Hof und Schule.“

Landwirte unterstützen die Idee

Maria und Thorsten Wemmers mussten nicht lange nachdenken, denn: „Uns ist schon wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen die größeren Zusammenhänge verstehen und einen Zugang zur Landwirtschaft bekommen.“ Zumal auf dem Hof ja auch biologisch gewirtschaftet werde.

Er könne sich auch vorstellen, dass in Zukunft unterschiedliche Kurse zu unterschiedlichen Themen auf seinem Hof arbeiten – etwa auch Kunst- oder Religionskurse.

Basteln in der Scheune

Zurück zum eigentlichen Grund des Besuchs: In der Scheune herrscht nämlich schon emsiges Treiben. Über die Pläne gebeugt, zeichnen die Schülerinnen und Schüler Linien auf die Bretter – alle gespendet und vorbearbeitet von Holz Lumbeck –, sägen, feilen und bohren.

Max (l) und Moritz aus der 7. Klasse des Gymnasiums Langenberg: In ein Insektenhotel gehören verschiedene Materialien, unter anderem Bambus.
Max (l) und Moritz aus der 7. Klasse des Gymnasiums Langenberg: In ein Insektenhotel gehören verschiedene Materialien, unter anderem Bambus. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Sönke, elf Jahre alt, hat einen der Gewinner-Beiträge eingereicht. „Bee York“ heißt sein Insektenhotel, besteht aus mehreren turmartigen „Gebäuden“ und Zwischenverbindungen. „Das erste Haus sieht so ein bisschen aus wie Bienenwaben“, erläutert er. Selbst das Dach bietet Unterschlupf für Insekten, „das ist aus Moos und Baumrinde – gut für Käfer“, sagt der Siebtklässler.

Unterstützt wird er von Jona (12): „Bevor wir die Entwürfe gemacht haben, haben wir gelernt, was welche Insekten so brauchen“, sagt er. Diesen Vortrag hat Miriam Mundorf gehalten, die jetzt gerade mit der andern Hälfte der Klasse unterwegs ist.

Das „Multi-Haus“ entsteht

Ordentlich beschäftigt sind auch Jarno, Jens und Nick (alle 12). Die drei Jungs bauen das „Multi-Haus“, „auch mit Schrägdach, damit das Wasser abläuft“, erläutern die drei Hotel-Bauer. Dieses Haus besteht aus verschiedenen Elementen, die jeweils aus anderen Materialien bestehen und alle anders geformt sind. „Wir haben hier Schilf und Holz und Ton und Bambus“, sagt Jarno, der wie die beiden anderen auch zu Hause schon eifrig mit den Eltern zusammen heimwerkt.

Entwurf Nummer drei ist bereits weiter fortgeschritten, eine Basisplatte ist mit senkrechten Elementen versehen, die auch schon miteinander verschraubt sind. „Wir wollten etwas machen, was von allen Seiten zugängig ist“, sagt Mayas. Die Zwölfjährige arbeitet gemeinsam mit der gleichaltrigen Nell an dem Modell.

Die beiden sind schon weiter als ihre Mitschüler, „weil wir für die Jungs ganz viel gebohrt haben“, sagt Mayas lachend. Dafür hätten die Jungs „für uns auch ein paar Sachen gesägt.“ Aber, sagt Nell, „wir sind auch konzentrierter. Und“, fügt sie lachend an, „wir sind auch nur Mädels“.

Grashüpfer und „ein Fliegendings“

Amelie und Maya sind derweil in der Gruppe, die mit Miriam Mundorf die Insektenwelt erkundet. „Zuerst haben wir in einem Buch gezeigt bekommen, welche Tiere hier alle so leben“, berichten die beiden. „Dann haben wir mit einer Lupe Insekten gesucht und eingefangen“ Sobald sie geklärt hatten, was sie da entdeckt hatten – Grashüpfer und „so ein Fliegendings“ –, ging es für die Tiere zurück in die Freiheit.

Und für die Schülerinnen und Schüler? Die tauschen nach einer kurzen Pause die Plätze, später geht es per Rad zurück zur Schule. „Das sollte einfacher sein als der Hinweg“, sagt Lehrer Stefan Jacobi schmunzelnd, „denn da geht es fast nur noch bergab.“

Kultur und Natur

Seit geraumer Zeit ist das Gymnasium Langenberg „Kulturschule“, bietet in allen Altersklassen AGs und zusätzlichen Unterricht an.

„Im kommenden Schuljahr“, sagt Lehrer Stefan Jacobi, „soll es dann auch eine AG ,Naturentdecker’ für die Fünftklässler geben“.

Der Besuch auf Hof Judt sei übrigens freiwillig gewesen, ergänzt Stefan Jacobi, „trotzdem sind alle mitgefahren“, freut sich der Lehrer.