Velbert. Als die TBV in Velbert die ersten Blühweisen ausgesät haben und diese wuchsen, gab’s viel Kritik. Mittlerweile hat sich viel getan und verändert.
„Velbert blüht auf“ heißt das Motto alle Jahre wieder so gegen Ende März, wenn die Bürger und Bürgerinnen der Schlossstadt feiernd den Lenz begrüßen – und wenn das Frühlingsfest nicht wieder mal wegen Corona ausfällt. „Velbert blüht auf“ heißt es mittlerweile aber auch in buchstäblich wachsendem Maße auf den – mal kleineren, mal größeren – Flächen im gesamten Stadtgebiet, auf denen die Technischen Betriebe Velbert (TBV) schon vor geraumer Zeit Wildpflanzensamen ausgebracht haben, um Blühwiesen und Bienenweiden zu schaffen. Hinzu gekommen sind noch mehrere Staudenflächen.
Erste Testflächen in 2019 angelegt
Letztere gehen mitunter auch schon auf 2019 zurück, als man mit den ersten Testflächen begann. Sie fallen aber jetzt erst so richtig ins Auge und kommen nunmehr zur Geltung, weil Stauden eben erstmal ein bisschen wachsen müssen: Das tun sie z. B. an der Friedrich-Ebert-Straße in Höhe Rathaus/Parkhaus, ein paar hundert Meter weiter an der Brücke mit dem Panorama-Radweg, im Kreisel am Media-Markt, das gibt’s in Neviges, im Kreisel Alte Poststraße in Langenberg und dort am S-Bahnhof.
Missstand am S-Bahnhof Langenberg beseitigt
Dort habe man erst viel Kritik einstecken müssen, erinnert sich Fabian Noeckel, als die TBV-Leute zunächst den Rhododendron radikal auf Kniehöhe runtergeschnitten und -gestutzt hatten. „Das war jedoch eine notwendige Pflegemaßnahme und nicht etwa aus Jux und Dollerei“, sagt der Sachgebietsleiter Grünflächenunterhaltung. Zumal die Stelle über lange Zeit für manch großes Geschäft benutzt und derbe eklig zweckentfremdet worden sei. „Jetzt haben wir allerdings mindestens so viel Lob für unser Handeln bekommen.“
Anfangs ist der Aufwand größer
Die negative Kritik ist nahezu verstummt
Und wie sind die Reaktionen angesichts der Blühwiesen? Ganz zu Anfang sei doch viel Kritik gekommen, dass das ungepflegt und unordentlich aussehe, erzählt Fabian Noeckel. Mittlerweile überwögen eindeutig allerdings Zustimmung und Lob.
Eine Seniorin habe sich erst kürzlich gemeldet, erzählt Noeckel, und gesagt, dass sie die natürlich wirkenden Wiesen und Streifen so richtig toll fände, weil sie das an ihre Kindheit erinnere.
„Das alles muss aber pflegbar bleiben. Wir hoffen, dass sich die Stauden so verdichten, dass sich nichts Unerwünschtes breit machen und wuchern kann“, sagt Franziska Hübner. „Bis es aber wirklich eine dichte Fläche geworden ist, ist das schon pflegeintensiver“, fügt die neue TBV-Geschäftsbereichschefin (Grün und Friedhof) hinzu.
Es blüht über Monate hinweg
Der Anstoß, 2019 Testflächen mit Blühwiesen anzulegen, sei aus den eigenen Reihen sowie aus dem Verwaltungsrat gekommen, berichtet Noeckel. Auf jeden Fall, fügt er hinzu, sei es bei den TBV Am Lindenkamp schon ein wichtiges Thema gewesen, etwas für die Lebensbedingungen und die Populationen von Insekten und Bienen tun zu wollen und zu müssen, bevor darum eine öffentliche Debatte entbrannt sei. Mittlerweile blühen vor Ort auf rund 4000 qm die Wiesen. Und das über Monate. Hübner: „Eigentlich tut sich da fast immer etwas.“
Bloß ein Schnitt im Jahr
Die TBV haben fast 170 Hektar Grünflächen unter ihren Fittichen, die sich auf etwa 600 Anlagen und Flächen verteilen. Und so große Areale wie im Fall des Birther Tunnels, wo in der Mitte Blühwiese eingesät, Insektenhotels aufgestellt und zusätzlich Obstbäume gepflanzt wurden, sind eher rar. Zuvor war allenthalben Rasen – „ziemlich intensiv gepflegt und regelmäßig gemäht“. Blühwiesen hingegen werden nur einmal nach der Blüte zum Herbst hin gekappt.
Bewegung und Leben drin
Und? Gibt’s Fortschritte und Verbesserungen? „Doch, da ist schon ordentlich Bewegung und Leben drin“, beteuert Franziska Hübner. In den zurückliegenden zwei Jahren habe sich gefühlt wirklich was zum Besseren getan, bestätigt Noeckel und reichert das mit Beobachtungen aus dem privaten Garten an. Schwierig werde es mit den doch recht hohen Blühwiesen allerdings im Fall von Sichtachsen, etwa bei Einfahrten, oder auch bei für die Freizeit genutzten Wiesen, gibt die Geschäftsbereichsleiterin zu bedenken. „Wir suchen noch nach weiteren geeigneten Flächen.“
Startjahr viel zu heiß und trocken
Schafgarbe, Kornblume, Klatschmohn und Goldrute – die regionale Mischung enthält 28 Kräuter plus Klee-Gewächse plus Gräser – hätten es im Startjahr 2019 sehr schwer gehabt, blickt Fabian Noeckel zurück. Ein richtiger Sommer sei ja normalerweise gut für Wildblumenwiesen, da sie von den Gräsern sehr rasch überwuchert würden, wenn es zu viel regne. Doch das Jahr sei wirklich zu heiß und zu trocken gewesen. 2020 hätten die TBV dann mit „gezielten Wassergaben“ eingegriffen: „Jetzt haben sich die Pflanzen aber stabilisiert.“