Velbert. Drei Jugendliche haben dem Kind am ZOB in Velbert seinen Tretroller geraubt. Ein Mann liest von der Tat und kauft spontan einen neuen Roller.
Es war ein Tag, denn Lenny am liebsten ganz schnell vergessen würde. Es war der 30. Mai, ein Montag, gegen 13 Uhr, als der Zwölfjährige nach der Schule am Zentralen Omnibusbahnhof – kurz ZOB – seinen Tretroller abstellte, um im Kiosk etwas zu kaufen. Als er den Kiosk wieder verließ, sah er einen etwa gleichaltrigen Jungen, der den Roller an sich genommen hatte. Als Lenny die Herausgabe seines Rollers verlangte, kam der junge Dieb auf ihn zu, trat ihm gegen das Schienbein, schubste das Opfer und flüchtete anschließend mit zwei Freunden in Richtung Fußgängerzone.
Roller völlig zerstört und fahruntüchtig
Er habe geweint, als er ihr von dem Vorfall berichtet habe, erinnert sich Lennys Mutter noch gut. Nicht nur wegen der Schmerzen am Knie, sondern auch, weil sein Roller weg war. „Wir hatten noch die Hoffnung, dass wir den Roller in der Nähe wiederfinden“, erzählt Lennys Mutter, die auch Anzeige bei der Polizei erstattet hatte. In der Tat lag der Roller in der Nähe des ZOBs – jedoch völlig zerstört und fahruntüchtig. Und: Geld für einen neuen Roller war einfach nicht da.
Auch interessant
Aufruf auf Facebook
Einige Wochen später erzählte Lennys Mutter einer guten Freundin von der Tat. Diese hatte den Bericht in der WAZ Ende Mai zwar gelesen, wusste aber nicht, wer das Opfer ist. Die Freundin zögerte nicht lange und postete in einer großen Velbert-Gruppe auf Facebook einen Aufruf. „Sie hatte die Hoffnung, dass jemand einen gebrauchten und nicht mehr genutzten Roller im Keller stehen hat“, berichtet Lennys Mutter.
Mit dem, was dann passierte, hätte sie „nie gerechnet“. Es meldete sich unter dem Post ein Velberter, der sich zunächst erkundigte, dass denn so ein Roller kosten würde. Nachdem er den Preis von knapp 50 Euro erfahren hatte, sagte er spontan zu, einen neuen Roller zu kaufen.
Bestellbestätigung kam an
„Meine Freundin hat zunächst geglaubt, dass da jemand einfach nur leere Versprechen macht“, sagt Lennys Mutter. Nach einigen privaten Nachrichten flatterte dann aber plötzlich die Bestellbestätigung eines Versandhändlers ins Postfach der Freundin. „Da waren wir dann schon perplex, dass das einfach jemand, den man überhaupt nicht kennt, macht.“
Auch interessant
Mit dem Paketboten
Einige Tage später klingelte dann der Paketbote. „Lenny war schon im Bett“, berichtet seine Mutter. „Ich habe ihn dann geweckt und er ist vor Freude in Tränen ausgebrochen.“ Nun möchte sich die Familie „ganz, ganz herzlich“ beim Roller-Spender, mit dem sie persönlich gar keinen Kontakt hatten, bedanken. „Das war wirklich eine große Aktion – Chapeau!“
Auch interessant
Einem Kind eine Freude machen
Der Spender, der nicht namentlich genannt werden möchte, erklärt im Gespräch mit der WAZ seine Beweggründe: „Ich habe selbst einen achtjährigen Jungen – und wenn ich daran denke, wenn ihm so etwas widerfahren wäre ...“ Und gerade jetzt im Sommer auf einen Roller verzichten zu müssen, weil kein Geld für Ersatz da sei, „ist doch einfach schade und ungerecht“. Ihm täten die 50 Euro nicht weh – „und Geld kommt irgendwann auch immer wieder“, sagt er. „Und wenn ich so einem Kind eine Freude machen konnte, das würde ich es auch jederzeit und sofort wiedertun.“
Den ZOB meidet Lenny
Lenny jedenfalls ist glücklich: Der neue - knallgrüne – Roller mit Spinne sei „einfach toll“ und fahre sich hervorragend. Den Bereich am ZOB meidet er seit der Tat Ende Mai. Die Täter habe er seither nicht wieder gesehen. Mit dem neuen Roller unter den Füßen lässt sich der schlimme Tag nun besser vergessen.