Velbert. Als Wanda Kay steht die Velberterin Tanja Leiendecker auf der Bühne – unter anderem auf Kreuzfahrtschiffen und neuerdings auch als Cyber-Diva.

Aufgewachsen zunächst im kleinen Velbert – später dann im noch beschaulicheren Wülfrath. Es gibt wohl prädestiniertere Startpunkte für einen Lebensweg, der schillernd sein und auf die große Bühne führen soll.

Dass sie irgendwie anders als die anderen Kinder ist, hat Tanja Leiendecker früh bemerkt. Sie kleidete sich anders – hatte andere Dinge im Kopf als gleichaltrige Mädchen. Sie wollte – wie Papa Gerhard –, der Ende der 70er-Jahre die Kneipe „Zum lustigen Bahnhofstreff“ in Velbert-Neviges betrieb, auf der Bühne stehen und singen.

Erste Auftritte bei Talentwettbewerben

Mit acht Jahren durfte sie ihren Vater, der vor allem Schlager sang, zum ersten Mal musikalisch begleiten. Vier Jahre später gründete sie mit zwei anderen Mädchen die „Popcorn Girls“ und trat bei Talentwettbewerben auf. „Ich war damals ziemlich stämmig, die Kleidung auffällig – und es wurde oft gelacht, wenn ich auf die Bühne kam“, erinnert sich die heute 51-Jährige noch gut. Nach zwei bis drei Tönen verstummte das Lachen dann aber immer. Denn: Die kleine Tanja konnte richtig gut singen. Und sie tat es gerne.

Die Prinzessin musste gut gelaunt auf der Bühne sein

Ungeschminkt geht Tanja Leiendecker nicht auf die Bühne. Erst durch Lippenstift, schillernde Kostüme & Co. wird sie zu
Ungeschminkt geht Tanja Leiendecker nicht auf die Bühne. Erst durch Lippenstift, schillernde Kostüme & Co. wird sie zu "Wanda Kay". © Unbekannt | Wanda Kay

Dass der Weg auf die Bühne manchmal steinig und beschwerlich war, hat Tanja nie aufgehalten. „Ich habe aus jeder Niederlage versucht, etwas Positives zu ziehen – etwas, das mich weiterbringt“, sagt sie. Und sie scheute sich nie, Dinge einfach auszuprobieren – einfach zu machen, ohne sich zu viele Gedanken im Vorfeld zu machen. So wurde sie in der Session 1988/89 die jüngste Karnevalsprinzessin im Rheinland. Mitten in der Session starb ihre Oma: Sie war traurig, musste trotzdem auf der Bühne Fröhlichkeit versprühen und ihren Song „Alles paletti!“ singen – Tüp, Tüp, Helau statt Trauer. Oder trotz Trauer? Mit Trauer? Das hat sie als damals 17-Jährige geprägt, sagt sie.

Gesanglich haben sie immer die starken Stimmen fasziniert: Vicky Leandros, natürlich Cher. Und die tollen Kostüme. Da war es fast schon naheliegend, nach dem Umzug nach Essen auch in Gay-Bars aufzutreten – „eine tolle Zeit, eine wunderbare Szene“, sagt Tanja, die damals noch heterosexuell war – „sogar ziemlich hetero, ich wollte nie etwas von Frauen“, fügt sie schmunzelnd hinzu. Sie tauchte tiefer in die schillernde Szene ein, stand mit Travestiekünstlern auf der Bühne – und fühlte sich wohl.

Nicht alle sind von den Auftritten begeistert

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Auf der Bühne wurde sie immer mehr zur Diva mit schillernden Kostümen – und zu Wanda Kay. Unter diesem Künstlernamen tritt sie bis heute auf. Zeit für Steine auf dem Weg: Mit dem selbst geschriebenen Stück „Dick im Geschäft“ trat Wanda Kay bei Ludger Stratmann auf. Das Publikum fand es gut – Stratmann nicht. Sein Kommentar: „Nimm lieber zwei Tänzer dazu und mach das neu.“ Und in der RTL-Sendung „Das Supertalent“ buzzerte sich Dieter Bohlen nach wenigen „I am what I am“-Sekunden raus: „Die 80er sind out und du hast keine Personality!“ – so das knallharte Urteil des Poptitanen.

Aus Kritik zieht Wanda Kay immer das Positive

Wanda Kay heißt eigentlich Tanja Leiendecker und stammt aus Velbert. 
Wanda Kay heißt eigentlich Tanja Leiendecker und stammt aus Velbert.  © Unbekannt | Wanda Kay

Wanda Kay zog wieder einmal das Positive aus der Kritik – machte noch mehr ihr Ding mit eigenen Songs. Ihr Song „Ich bin die Diva“ wurde zum bislang größten Erfolg. Erneut durch einen Zufall stand sie plötzlich eines Abends auf einem AIDA-Kreuzfahrtschiff auf der Bühne. Es folgten mehr als 50 weitere Auftritte als Gastkünstlerin. Neuerdings ist sie auch auf den„Mein Schiff“en zu Gast. „Die Eindrücke und Erlebnisse, die ich bei diesen Reisen sammeln konnte, kann mir niemand mehr nehmen“, spricht sie mit leuchtenden Augen von dem Leben auf den manchmal schwankenden Kreuzfahrtschiff-Bühnen. Besonders emotional sei es gewesen, am Abend vor dem Einlaufen im „Big Apple“ auf dem Pooldeck unter freiem Himmel Sinatras „New York, New York“ singen zu dürfen.

Beruflich und privat fühlt sie sich angekommen

Ich fühle mich angekommen. Bin froh und fühle mich total wohl, wo ich heute stehe, sagt Wanda. Privat ist sie seit 13 Jahren verheiratet – mit einer Frau. „Es geht mir nicht ums Geschlecht, sondern um den Menschen – und ich habe meinen Deckel gefunden.“ Beruflich ist sie froh, endlich wieder auf der Bühne stehen zu dürfen – nach der durchaus harten Corona-Zeit froh, die sie zur Arbeit an einem neuen Album mit Songs, in denen sie sich durchaus verletzlich zeigt, genutzt hat. Und für die Arbeit an der Cyber-Diva. „2020 hatte ich den Traum, eine neue Kunstfigur erschaffen zu wollen“, erzählt sie Die Cyber-Diva setze neue Impulse – ohne die Vergangenheit auszulöschen zu wollen, „durch neue Versionen bekannter Songs und durch die Geschwindigkeit des Lichts“.

„Ich darf meinen Traum leben“, sagt Wanda Kay. Als Diva dürfe sie ja glücklicherweise in Würde altern. „So lange man mich sehen und hören will – und das ohne Playback klappt – werde ich also weiter auf der Bühne stehen.“

>>> Wanda Kay live

Auf die Auftritte beim „Rainbow Monday“ im „Max&Moritz“ auf der Cranger Kirmes am 8. August und Mitte August beim Altstadtfest in Köln freut sich Wanda Kay schon.

Für den 4. November ist ein Auftritt mit Travestiekünstlerin Elke Winter und der Show „Zwei – Dick im Geschäft“ im Essener Hotel „Ruhrpottfriends“ geplant.

Infos unter www.zwei-dickimgeschaeft.de und www.wanda-kay.net