Velbert. Nach zwei Corona-Jahren verzeichnen die Suchtberater von Café Intakt einen großen Bedarf an Unterstützung. Warum der Hilfebedarf so groß ist.
Endlich wieder feiern, alte Bekannte treffen: Das Café Intakt hatte nach zwei Coronajahren zum Sommerfest geladen und die Gäste kamen in Scharen. Und konnten dabei auch gleich die frisch renovierten Räume der Einrichtung der Suchthilfe bewundern.
Besonders das Café – es ist als suchtmittelfreier Treffpunkt ist die Keimzelle der Einrichtung – hat ein völlig neues, freundliches, modernes Gesicht erhalten. „Die Klienten sollen sich schließlich bei uns wohlfühlen und in angenehmer Atmosphäre in Kontakt kommen“, sagt Tamara Hanemann, seit fast einem Jahr Leiterin des Café Intakt an der Nevigeser Straße.
Kontakte sind für die suchtkranken Menschen wichtig
Und in Kontakt zu kommen, ist für Frauen und Männer, die abhängig von Alkohol, Medikamenten, verschiedenen Drogen, aber auch von Medien sind, nach den Einschränkungen der Coronazeit besonders wichtig. Insgesamt rund 200 Menschen werden von Hanemann und vier weiteren Mitarbeitern betreut. „Der Bedarf an Unterstützung ist derzeit groß“, berichtet die Einrichtungsleiterin. So suchten viele Angehörige von Suchtkranken derzeit den Kontakt zu der Einrichtung. „Weil alle gemeinsam viel Zeit zu Hause verbringen mussten, ist die Sucht oder deren Ausmaß vielen Angehörigen erst richtig bewusst geworden. Jetzt suchen sie Hilfe“, berichtet Tamara Hanemann. Auch bei Jugendlichen registriere man verstärkt Probleme: Während der Schulschließungen saßen viele den ganzen Tag daheim und haben viel exzessiver Drogen oder Alkohol konsumiert, die Folgen sind nun spürbar.
In der Isolation rückfällig geworden
Viele suchtkranke Menschen, die vor Corona abstinent waren, sind in der Isolation wieder rückfällig geworden. Viele der Klienten des Café Intakt leben allein, der Besuch der Einrichtung ist für sie eine der wenigen Möglichkeiten, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Aber das Café musste wegen Corona monatelang geschlossen werden. In der Isolation, so führt Tamara Hanemann aus, hätten sich Psychosen und Depressionen bei vielen ihrer Klienten verstärkt, suizidale Tendenzen seien aufgetreten.
Viele Hausbesuche in der Corona-Zeit gemacht
Viele der Klienten haben kein Telefon oder Handy, die Mitarbeiter des Cafés haben Klienten daher zuhause besucht und auf Spaziergängen versucht, die Situation zu entspannen. Manche kamen auch an die Fenster des Cafés, wenn die Probleme arg drückten, weil beispielsweise das Jobcenter nicht gezahlt hatte. „Es wichtig den Menschen sofort zu helfen, wenn sie kommen. Wenn ihre Anliegen erst mit einem Termin bearbeitet werden, sind sie oft wieder weg“, bericht die Einrichtungsleiterin von ihren Erfahrungen.
Nun hofft das Team, dass nicht eine weitere Coronawelle ihnen die Arbeit wieder erschwert. Und: „Viele unserer Klienten schaffen das nicht noch einmal“, befürchtet Tamara Hanemann.
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Neuer Konferenzraum im sanierten Gebäude
Und es wäre schade, wenn die neu renovierten Räume dann wieder leer stünden. Schließlich gibt es neben dem Café nun auch einen schönen Konferenzraum für die Selbsthilfegruppen und auf der neuen Terrasse lässt es sich bei schönem Wetter gut aushalten. Das ganze Haus ist nach der Renovierung nun barrierefrei, hat eine behindertengerechte Toilette und ein Treppenlift hilft die vielen Stufen zum Café überwinden. Der behindertengerechte Umbau war auch nötig. „Denn unsere Klienten werden immer älter und somit nehmen auch die Gebrechen zu.