Neviges. In der Serie „Mein grünes Wohnzimmer“ zeigt Familie Gothe in Velbert-Neviges ihren verwunschenen Garten. Der steckt voller kleiner Geschichten.
Klein, verwunschen, gemütlich und voller Überraschungen: Der Garten der Familie Gothe aus Tönisheide ist für Rita und Manfred Gothe wahrlich „mein grünes Wohnzimmer“, so der Titel unserer Serie. Einfach ein besonderes Fleckchen Erde, finden auch die beiden Töchter Tina (40) und Katrin (46), wenn sie nach längerer Autofahrt zu Besuch kommen und in den riesigen Kiwi-Baum hinter dem Haus Zum Papenbruch schauen und sagen: „Mama, das hier, das ist Heimat.“ Rita Gothe lächelt, während sie das erzählt und ohne Pathos hinzufügt: „Das ist ja auch so. Diesen Garten hat es für uns immer schon gegeben, ich habe hier als Kind gespielt, dann unsere Kinder bei ihrer Oma und jetzt will unser Max hier pöhlen und Federball spielen, aber das wird schon ein bisschen eng.“ Stört Max, einer der vier Enkel, nicht im Geringsten.
Schon als Kind hier gespielt
Ein Garten mit Geschichte und voller kleiner, liebenswürdiger Geschichten. „Meine Mutter zog 1934 als siebenjähriges Kind hier ein, da sind die Häuser gerade gebaut worden“, erzählt Rita Gothe und schenkt sich eine Tasse Tee aus eigenem Anbau ein, frische Minze mit Zitronenmelisse. „Unser festes Ritual jeden Morgen. Nach der ersten Tasse Kaffee geh ich raus und pflücke das, dann gibt’s den ersten Becher.“ Seit 23 Jahren wohnt sie gemeinsam mit Ehemann Manfred in ihrem Elternhaus, und wenn sie sich umschaut in dem sattgrünen Dschungel, muss sie lachen: „Meine Mutter würde zu viel kriegen, das sah damals ganz anders aus. Auch schön, aber alles viel ordentlicher.“
„Bobby James“ hat alles im Griff
Jetzt ist es hier herrlich verwunschen, anheimelnd, an jeder Ecke lugt etwas Blühendes hervor. „Ich lasse vieles einfach wachsen, schneide hier und da ein bisschen, gieße, kippe manchmal gute Erde drauf“, zählt Rita Gothe die Pflegetipps auf. Wie Ehemann Manfred war sie früher bei der Telekom beschäftigt. „Den weißen Flieder, den hatte meine Mutter schon, der blüht jedes Jahr ganz toll. Ja, und ab und zu kaufe ich etwas dazu.“ Wie vor mehr als 20 Jahren die Wildrose „Bobby James“ oder damals die anfangs eher mickrige Kiwi-Pflanze. Inzwischen hat „Bobby James“ den kompletten Garten im Griff, breitet sich aus und wächst, was das Zeug hält, und hat sich sogar „an unseren Kiwi herangemacht“, erzählt die leidenschaftliche Hobbymalerin, die ihr grünes Wohnzimmer bisher nicht auf Leinwand festgehalten hat. „Nein, ich weiß auch nicht genau, warum. Ich male eher Menschen in Verbindung mit der Natur, bin keine Landschaftsmalerin.“
Ein Kiwi-Baum ohne Früchte
Aber zurück zu „Bobby James“ und der Kiwi: „Diese Kiwi-Pflanze hatte ich vor mehr als 20 Jahren im Vorbeigehen in Ostwestfalen gekauft, ich war mit Freundinnen unterwegs, wir waren auf dem Weg zu Gerry Weber.“ Statt mit neuer Mode kam sie mit der Mini-Grünpflanze nach Hause, im Ohr das Versprechen des Verkäufers, es werde bald reichlich Früchte geben. „Es kam nichts, all die Jahre nicht. Dafür wuchs und wuchs der Baum, und wenn wir ihn ließen, wie er will, könnten wir unsere Markise überhaupt nicht mehr ausrollen.“ Jede Menge Grün, aber keine einzige Kiwi. Dann, nach mehr als zwei Jahrzehnten, hingen letztes Jahr plötzlich zwei Früchte am Baum. Ob die schön süß waren?
Genaue Aufgabenteilung
„Ich weiß es nicht. Mir kam das nach so langer Zeit irgendwie komisch vor. Ich hatte sie erst mal gepflückt und beiseite gelegt. Und dann nicht mehr gefunden, die waren einfach weg.“ Vielleicht gemopst von einem der vielen Vögel, die sich auch in dem kleinen Apfelbaum wohl fühlen, den die Gothes vor 18 Jahren zur Geburt von Enkel Timon gepflanzt haben. Was Rita Gothe am meisten gefällt: „Hier ist immer irgendetwas Buntes, Blühendes. Diese Margerite da vorn, die hab ich mal in dem Nolde-Garten in der Nähe von Niebüll gekauft.“ Übrigens: Wer meint, Ehemann Manfred habe hier draußen gar nichts zu melden, der irrt. „Ich bringe den Biomüll weg“, meint der 69-Jährige verschmitzt, „ansonsten rede ich meiner Frau nicht rein, der Garten, das ist ihr Ding.“
Doch das Ergebnis ihres Engagements, das genießen Rita und Manfred Gothe gemeinsam, und zwar von April bis in den Herbst hinein: „Wir frühstücken hier, essen zu Abend. Und freitags, bei uns heißt der Freutag, gibt’s immer Pizza, hat sich irgendwie so eingebürgert.“ Lange Fernreisen lassen Rita Gothe übrigens kalt: „Eine Woche Urlaub, und ich hab Sehnsucht nach unserem Garten.“