Neviges. In der Serie „Mein grünes Wohnzimmer“ stellt Reinhard Vohwinkel seinen Garten in Velbert-Neviges vor – unter anderem mit fast 30 Vogelhäuschen.
Wenn Reinhard Vohwinkel frühmorgens als erstes eine Runde durch seinen Garten dreht, dann hat er nicht nur seine helle Freude an den Raketenblumen am Teich, den üppigen Brombeer-, Himbeer- und Stachelbeersträuchern, aus deren Früchten Ehefrau Renate leckere Marmelade kocht. Dann begeistert er sich auch an der wilden Orchidee, „die kam von ganz alleine, wir haben häufig so Überraschungsgäste“, sagt Vohwinkel. Sie alle sind willkommen in seinem Garten am Meiberger Weg, den wir in dieser Folge der Serie „Mein grünes Wohnzimmer“ vorstellen. Vor allem sind Gäste willkommen, die frühmorgens so ein munteres Konzert geben. „Manchmal sind hier 30 Vögel gleichzeitig, ich werde auch von Vogelgezwitscher wach.“ Für den Ornithologen Reinhard Vohwinkel der schönste Start in den Tag, da geht dem 67-Jährigen das Herz auf.
Auf dem Rasen blüht Klee
In seinem „grünen Wohnzimmer“ fühlt sich alles wohl, was fliegt und kreucht und fleucht. Und natürlich viele Pflanzen wie Klatschmohn, die leuchtende „Schwarzäugige Susanne“ oder auch die verschiedenen Iris-Arten an gleich zwei Teichen. Auch auf dem Rasen lässt es Vohwinkel sprießen. Klee, Gänseblümchen, ein grün-weißer, weicher Teppich. „Ich mach hier nicht viel, gerade so, wie es kommt.“ Und so, dass sich hier alle rundum wohl fühlen – Mensch und Tier. Was viele als Unkraut in die Tonne kloppen, darf und soll bei Vohwinkels wachsen, etwa Brennnesseln. „Ich habe überall Brennnesseln, die lieben nämlich Schmetterlinge, da legen sie ihre Eier ab.“
Wohlfühlecken für Insekten
Und überall in den Bäumen und Sträuchern hängen Vogelhäuschen, verschieden groß, fast 30 an der Zahl. „Ich füttere auch das ganze Jahr hindurch, geschälte Sonnenblumenkerne, deshalb haben wir so viele Vögel. Wenn Spaziergänger hier vorbei kommen, die wundern sich immer, was hier los ist.“ Aber nicht nur seine gefiederten Lieblinge kommen gern vorbei: An gleich zwei Teichen ist ordentlich Leben: „Viele Libellenarten, Gras- und Teichfrösche, Erdkröten und jede Menge Molche“, zählt Vohwinkel auf. Auch die zwei Hochbeete, die er selbst aus Bankirai-Holz gebaut hat, sind „Wohlfühlecken für Insekten“, sagt er lächelnd. Ein Tummelplatz für alle möglichen Käfer, aber natürlich nicht nur das: Auch der Ertrag der Beete kann sich sehen lasen – für viel Gesundes auf dem Teller.
Gefragt als Vogelretter
Strauchbohnen, Kohlrabi, Möhren, Salat, Gurken, in der Zinkwanne daneben wachsen Tomaten, Paprika, Rucola. „Hier probieren Sie mal, viel aromatischer als gekaufter“, sagt der Experte und reicht ein Zweiglein Rucola. Stimmt. Am Leben gehalten wird das Ganze durch aufgefangenes Regenwasser. „Damit wässere ich das Hochbeet automatisch mit einer Zeituhr. Ich bin ja manchmal eine ganze Woche lang nicht da.“ Denn wenn bei Vohwinkels das Handy bimmelt, dann muss der Ornithologe mit der eigenen Firma für „avifaunistische Untersuchungen“ oft alles stehen und liegen lassen und ganz schnell los: Vögel retten und fangen, und das weltweit. „In Deutschland bin ich oft in Supermärkten, wenn da ein Spatz herumflattert, oder Krähen in großen Lagerhallen. Wenn die zum Beispiel Säcke mit Kaffeepulver aufpicken, ist das ein ganz schön großer Schaden.“ Und in Panama, da habe er mal Tukane gefangen und besendet, also für den Artenschutz mit Sendern versehen.
Eine „Eins“ für die Schleiereule
Die WAZ stellt auch Balkone vor
In der Serie „Mein grünes Wohnzimmer“ werden nicht nur Gärten vorgestellt. Haben Sie einen Balkon, eine Dachterrasse, einen Schrebergarten? Auch das sind Wohlfühl-Orte, die wir gern zeigen.Erzählen Sie uns etwas über ihr persönliches kleines Paradies, was es so besonders macht, wie es entstanden ist.Bei Interesse schreiben Sie einfach eine Mail an redaktion.velbert@waz.de. Oder rufen Sie Redakteurin Kathrin Melliwa direkt an unter 02051 49533.
Die Liebe zur Natur, zu Tieren gleichermaßen wie zu Pflanzen, die sei schon immer da gewesen, sagt der Gartenfreund und erinnert sich schmunzelnd an seine Schulzeit: „Ich hatte damals eine Schleiereule großgezogen und darüber im Unterricht berichtet. Dafür gab es eine Eins. Der Lehrer wollte dann, dass ich das auch vor anderen Klassen vortrage, ich hab dann immer eine Eins bekommen.“ Wenn der Lehrer wüsste, was heute im Garten seines Musterschülers so alles flattert und kreucht und fleucht.