Neviges. Mit einem fröhlichen Hoffest feiert die Landjugend in Velbert ihr 70-jähriges Jubiläum. Margarethe Kuhlendahl erinnert sich, wie alles begann.
Nein, bei der großen Sause zum 70-jährigen Jubiläum ihrer Landjugend Neviges war Margarethe Kuhlendahl nicht dabei, man muss ja schon ein bisschen haushalten mit seinen Kräften. Dabei hätte die fitte 89-Jährige bestimmt jede Menge Spaß gehabt bei dem fröhlichen Fest mit knapp 300 Gästen auf dem Hof Osten – und auch jede Menge zu erzählen. Zum Beispiel, wie alles begann im April 1952 im „Haus Nickhorn“. Gemeinsam mit Rudi Ressing (88), Willi Dorgarten (92) dem kürzlich verstorbenen Willi Osten und einigen anderen hob sie vor 70 Jahren die Landjugend Neviges aus der Taufe, der damals tatsächlich nur junge Landwirtinnen und Landwirte angehörten.
Vertreten sind viel Berufe
„Das ist ja heute ganz anders. Bei uns sind alle Berufe vertreten, wir haben nur noch eine aktive Landwirtsfamilie“, sagt Markus Diers (34), der nach diesem tollen Fest auch ein bisschen wehmütig ist. Denn für „Werner“, so der Spitzname des 34-Jährigen, ist bald Schluss mit lustig. „Mit 35 Jahren geht man hier raus, das ist ein ungeschriebenes Gesetz. Man geht mit 35 oder wenn man heiratet. Mit Kindern und eigener Familie hat man ja eh andere Interessen, das passiert dann automatisch.“
Die „größte Singlebörse der Welt“
Treffen im Turm
Die Landjugend Neviges ist u. a. Mitglied im Stadtjugendring Velbert.Das letzte Erntedankfest war 2019 im Bürgerhaus Langenberg und musste wegen der Pandemie zwei Jahre ausfallen.Die Scheunenfeste sind stets beliebt. Die Landjugend freut sich immer über Zulauf, das Eintrittsalter beträgt 15 Jahre. Bei Interesse: Jeden zweiten Mittwoch, 20 Uhr, ist Gruppenabend im Wehrturm Schloss Hardenberg. Nächster Termin: Mittwoch, 29. Juni. Weitere Informationen auf www.landjugend-neviges.de oder per Mail: info@landjugend-neviges.de.
Aber bis dahin, so wirft Vorstandsmitglied Maik Kampmann launig ein, sei die Landjugend nicht nur „die größte Singlebörse der Welt“, wie es die jungen Jubilare vergnügt nennen. Die 38 Mitglieder – 28 Männer und zehn Frauen – feiern aber nicht nur gern, auch durchaus den ein oder anderen Polterabend oder Erntedankfeste, sondern stellen auch vieles auf die Beine: Etwa Aktionen für Ferienkinder oder den beliebten Tag des Hofes. Aber bei allen guten Taten, natürlich spiele auch die „Geselligkeit und der gute Zusammenhalt“, wie Karla Sperling es nennt, eine große Rolle. Von Beruf Krankenschwester, führt sie eine Familientradition weiter: „Meine Eltern waren schon hier, meine Vorfahren hatten Höfe.“ Auch wenn die jungen Frauen hier in der Minderzahl sind – organisieren und auch feiern können sie so gut wie die Jungs. Und wer weiß, ob es ohne eine besonders tatkräftige Frau die Landjugend überhaupt geben würde.
Holzschuh-Tanz in der Stadthalle
Frisch die Prüfung an der Landwirtschaftsschule überstanden, hatte sich Margarethe Kuhlendahl Anfang 1952 besonders auf das Fest der landwirtschaftlichen Genossenschaft gefreut. Das stieg wie üblich in der Stadthalle an der Wilhelmstraße. Die Absolventen planten dafür auch einen besonderen Beitrag: „Wir haben überlegt, was man machen könnte, sprachen mit den Organisatoren und führten dann den Holzschuh-Tanz aus Zar und Zimmermann auf. Den hatte uns Sportlehrerin Ellen Ellinghaus damals beigebracht “, erinnert sich die muntere Seniorin auf ihrem Hof an der Windrather Straße. „Das hat uns damals so viel Freude bereitet, dass wir dachten: Wir wollen uns auch in Zukunft häufiger treffen.“
Gegründet im „Haus Nickhorn“
Gesagt, getan: Auf einem dieser Treffen hob man am 5. April 1952 im „Haus Nickhorn“ an der Bleibergstraße die Landjugend Neviges aus der Taufe. „Damals waren wir zu 24, davon sind heute nicht mehr viele übrig geblieben.“ Von da an habe man sich alle vier Wochen getroffen, unzählige Erntedankfeiern vorbereitet, Erntedankkronen gebunden. „Das war mit die schönste Zeit meines Lebens“, schwärmt Margarethe Kuhlendahl, die dankbar ist, dass mittlerweile sechs Urenkel zu ihrer großen Familie gehören. Den „jungen Leuten“ ihrer Landjugend wünscht sie viel Glück und weiterhin so viel Spaß, wie sie selbst in der Gemeinschaft erlebt hat.