Neviges. Jetzt geht’s an den klimagerechten Stadtumbau in Velbert-Neviges. „Innovation City Management“ arbeitet eng mit Stadt und Ingenieuren zusammen.

„Wir arbeiten ganz pragmatisch, immer Schritt für Schritt, und keine Wolkenkuckucksheime.“ Das sagt und verspricht Burkhard Drescher. Er ist Geschäftsführer der „Innovation City Management GmbH“ (ICM), die nun in enger Zusammenarbeit mit der Velberter Stadtverwaltung und Hand in Hand mit der Ingenieurgesellschaft „Gertec GmbH“ in den nächsten Monaten ein integriertes energetisches Quartierskonzept für den Ortskern von Neviges entwickelt. Dafür fiel jetzt der offizielle Startschuss.

Nutzen für das gesamte Klima in Velbert

Beim offiziellen Start der Konzept-Entwicklung waren (v. li.) Heike Möller (Stadtentwicklung), Annika Wolf (Projektleitung) und Burkhard Drescher (Geschäftsführer) von „Innovation City Management“ sowie Bürgermeister Dirk Lukrafka dabei.
Beim offiziellen Start der Konzept-Entwicklung waren (v. li.) Heike Möller (Stadtentwicklung), Annika Wolf (Projektleitung) und Burkhard Drescher (Geschäftsführer) von „Innovation City Management“ sowie Bürgermeister Dirk Lukrafka dabei. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Dirk Lukrafka hält den Zeitpunkt für ziemlich optimal. Die Themen Energieverbräuche und Energiepreise seien drängend, der Boden sei also bereitet, und vielen Eigentümern sei klar, dass sie über geeignete Maßnahmen nachdenken und entsprechend investieren müssten. „Mit jedem modernisierten Bestandsgebäude verbessern wir die Klimabilanz und die Lebensqualität in unserer Stadt“, sagt der Bürgermeister. Mit dem Quartierskonzept bereite man den Weg zu mehr Energieeffizienz vor. „Die Maßnahmen werden sich positiv bemerkbar machen und sind dabei ein Gewinn für das gesamte Klima in Velbert.“

Bottrop strahlt mittlerweile bundesweit aus

Zur Vorgeschichte von ICM gehört die Idee aus den Reihen des „Initiativkreis Ruhr“, nach skandinavischem Vorbild auch im Ruhrgebiet eine so genannte Klima-Stadt zu etablieren. Bottrop zählte damals zum Kreis der Bewerber, machte das Rennen und wurde somit „Innovation City“. Der Konzept-Beginn sei im Herbst 2010 gewesen, bilanziert Drescher, und Bottrop habe seither den klimaschädlichen Treibhausgas-Ausstoß halbiert, weise überdies vergleichsweise respektable Arbeitsmarktzahlen auf. Bottrop sei der Nukleus gewesen, sagt Lukrafka heute, übe mittlerweile Strahlkraft in die gesamte Republik aus. Und ICM sei einfach „ein gute Adresse“ zum Zusammenarbeiten.

Die Menschen aktivieren und mitnehmen

Infoabend für die Bürgerschaft in der Vorburg

Um der Bürgerschaft im Projektquartier das Projekt, seine Ziele und die Beteiligten vorzustellen und mit den Eigentümern sowie den Mietern ins Gespräch zu kommen, gibt es am Montag, 20. Juni, eine Bürgerinformationsveranstaltung. Dort sollen auch schon erste Ergebnisse aus der Online-Befragung präsentiert werden.

Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr in der Vorburg von Schloss-Hardenberg. Interessierte können sich ab sofort für den Abend per E-Mail bei der ICM-Projektleiterin unter Annika.Wolf@icm.de oder telefonisch unter 0157 85122127 anmelden

„Wir müssen nicht Papiere vollschreiben, sondern die Leute aktivieren“, erklärt Drescher. Schlüssel in allen Quartieren sei es stets, jeweils die Menschen mitzunehmen. Die Klimawende gelinge nur gemeinsam, davon sei er überzeugt. Und er zeigt sich auch illusionslos: Die Umwelt alleine bewege die Menschen eher selten zu Taten, das funktioniere besser „über den Weg, das Portemonnaie zu entlasten“.

Online-Bürgerbefragung läuft

Das Team um Annika Wolf macht zunächst eine Bestandsaufnahme, will mit einer Quartiersbegehung und einer Online-Bürgerbefragung erstens wesentliche Hinweise zum Gebäudebestand erhalten und zweitens die Anregungen der Bürgerschaft aus dem Projektquartier aufnehmen. Der hohe Anteil denkmalgeschützter Gebäude sei eine neue und spannende Herausforderung bei der Maßnahmen-Erarbeitung, so die ICM-Projektleiterin: „Wir ermitteln jetzt die Grundlagen und entwickeln dann gemeinsam mit der Stadt das energetische Sanierungs- und Energieversorgungskonzept.“ Dieses wird von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gefördert.

Für andere Stadtteile lernen

Der Plan veranschaulicht den Bereich, für den nun ein integriertes energetisches Quartierskonzept entwickelt wird.
Der Plan veranschaulicht den Bereich, für den nun ein integriertes energetisches Quartierskonzept entwickelt wird. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Ein solches energetisches Quartierskonzept war als ein Baustein bereits im Energie- und Klimakonzept der Stadt Velbert vorgesehen. Daran erinnerte beim Projektstart noch einmal Heike Möller. Die Beratung ziele auch auf Vermeidung und Einsparung ab, erläuterte die Leiterin des Fachbereichs Stadtentwicklung. Sie hoffe, dass das Sanierungsmanagement ebenfalls gefördert werde. Das Gebiet für das Konzept sei so ausgewählt und abgegrenzt worden, weil es so vielfältig sei, so Möller weiter. Da seien eben auch Lösungen ohne Photovoltaik auf dem Dach und ohne Wärmepumpen vor dem Haus gefragt, müsse man ggf. über Wärmenetze und Nahwärme nachdenken. Man wolle jetzt im Zentrum von Neviges selbst etwas lernen, um es anschließend entsprechend für andere Stadtteile anzuwenden. Heike Möller wies überdies darauf hin, dass auf der Tagesordnung der nächsten Ratssitzung am 21. Juni auch ein Förderprogramm für Photovoltaik-Anlagen stehe: „Dafür haben wir schon eine lange Liste von Interessenten.“

Selbst in die Häuser reingehen

„Innovation City Management“ interessiert sich vor allem für die Bedürfnisse und Sanierungsvorhaben der Eigentümer und Eigentümerinnen und macht deshalb ab sofort eine Bürgerbefragung, deren Ergebnisse in die Konzeptentwicklung mit einem Maßnahmen-Katalog einfließen. U. a. geht es um die Zufriedenheit mit der eigenen Immobilie und die Frage, ob und welchen Beratungsbedarf es bei der energetischen Sanierung gibt. ICM wolle von möglichst vielen Gebäudeeigentümern aus erster Hand erfahren, welche Angebote sie bei der energetischen Modernisierung ihrer Häuser benötigten, sagt Wolf. „So kann die Stadt das spätere Beratungsangebot genauer ausrichten.“ Zum Einstieg gibt es eine Erstberatung; den entscheidenden Unterschied zu anderen Beratungsofferten zu dem Themenkomplex benennt Burkhard Drescher so: „Wir gehen selbst in die Häuser rein.“

Die Teilnahme an der Umfrage ist bis zum 3. Juli auf https://velbert.kfw432.de möglich.