Neviges. Osterzeit ist die Zeit der Tierkinder, auch bei Galloways. In der kleinen Herde der Familie Knapp aus Velbert-Neviges ist im Moment ne Menge los.

Die Köpfe fliegen hoch, das Grün auf der Weide ist plötzlich nicht mehr interessant. Ein aufgeregtes „Muh“ hier und da, und als die Zweibeiner dann auch noch über den Zaun klettern, hat auch „Don“ seine Frauen nicht mehr im Griff. Gegen Mohrrüben kommt selbst der stärkste Bulle nicht an, ist ja auch zu interessant, was Barbara Knapp und die Ferienkinder Karyna und Valentyn da aus der Tasche zaubern. Doch Futterneid, Rempeln, Wegschieben – alles Fehlanzeige. Das scheinen die Galloways, eine aus Schottland stammenden Rinderrasse, einfach nicht zu kennen. Brav warten sie, bis sie an der Reihe sind, mampfen gelassen ihre Möhren und lassen sich dabei auch liebend gern das zottlige Fell kraulen. „Die sind so wahnsinnig lieb und friedfertig, einfach toll“, sagt Barbara Knapp, die das Hobby ihres Ehemannes Josef gern teilt: Auf einem paradiesisch schönen Fleckchen Erde zwischen Neviges und Langenberg grast ihre kleine Galloway-Herde, in der es jetzt auch Nachwuchs gibt.

Kälber bleiben lange bei der Mutter

Die „Milchbar“ ist durchgehend geöffnet. Etwa ein Jahr lang säugen die Muttertiere ihre Kälber.
Die „Milchbar“ ist durchgehend geöffnet. Etwa ein Jahr lang säugen die Muttertiere ihre Kälber. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Doch „Dumbledore“ und „Dolores“, die beiden sechs Wochen alten Kälber, trauen dem Braten nicht so recht. Was wollen all die Leute hier? Und puscheln lassen wollen sie sich schon mal gar nicht – da sollen mal lieber die Großen ihren Kopf herhalten. Eilig springt „Dolores“ zu Mama, zum Glück ist die Milchbar ja durchgehend geöffnet, und das ziemlich lange. „Ungefähr ein Jahr säugen die Kühe ihre Kälber“, erzählt Georg Schmidt, Vater von Barbara Knapp. Und mindestens ein Jahr lang bleiben die Galloway-Kälber dann auch bei ihren Müttern. Überhaupt leben die Tiere hier recht lange zusammen, „sozusagen ein Mehr-Generationen-Haushalt“, wie Barbara Knapp lachend anmerkt. „Letztes Jahr hatten wir fünf Generationen von Kühen hier.“

Ein Paradies zu jeder Jahreszeit

Zottelig und handzahm: Ferienkind Valentyn verfüttert eine Möhre.
Zottelig und handzahm: Ferienkind Valentyn verfüttert eine Möhre. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Für den Bullen „Don“ dagegen ist die Zeit hier in der Herde irgendwann vorbei. „Die Bullen müssen alle drei Jahre weg, es soll ja keine Inzucht geben. Und die gehen sonst überall drauf“, erläutert Georg Schmidt. Denn natürlich werden die Galloways hier nicht nur gehalten, weil man sie so schön streicheln kann, sagt Barbara Knapp: „Die Tiere werden mal verkauft, mal geschlachtet.“ Galloway-Fleisch gilt schließlich als besondere Delikatesse, aber bis es soweit ist, haben die wuscheligen Vierbeiner hier ein wahres Paradies.

Galloways sind pflegeleicht

Viel Auslauf und frische Luft satt hat die Galloway-Herde der Familie Knapp.
Viel Auslauf und frische Luft satt hat die Galloway-Herde der Familie Knapp. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Wie es dazu kam, dass die Knapps sich Galloways angeschafft haben? Ehemann Josef Knapp, von Beruf Koch, wuchs auf dem Bauernhof auf. „Wir haben ja auch Schafe, aber mein Mann wollte auch mal etwas anderes haben. Tja, und so ist es passiert.“ Die Schafe weiden weiter jenseits des kleinen Feldweges, der zu dem Stall führt, den die Galloways übrigens noch nie von innen gesehen haben. „Die Tiere sind das ganze Jahr hier draußen an der frischen Luft. Die sind so ungeheuer genügsam und pflegeleicht, ich glaub, es gibt kaum eine andere Rasse, die so einfach zu halten ist. Die fressen nichts anderes als Gras. Nur im Winter, wenn Schnee liegt, füttern wir ein bisschen Heu und Stroh dazu.“

Geburten verliefen unkompliziert

Rasse mit langer Tradition

Barbara und Josef Knapp haben ihre ersten Galloways 2016 von einem Bauern in Sprockhövel gekauft.

Ursprünglich stammen Galloways aus dem gleichnamigen Kreis im Südwesten Schottlands. Die Rasse hat eine Jahrhunderte alte Tradition: Schottische Herdbücher wurden bereits seit dem Mittelalter geführt, sie fielen jedoch 1851 in Edinburgh einem Brand des Landwirtschaftsministeriums zum Opfer.

So genügsam ihre Galloways sind, die große „Futterstelle“, also die Wiesen, pflegen die Knapps dafür umso sorgfältiger: „Etwa alle zwei Tage versetzen wir den Zaun ein bisschen, damit immer frisches Gras nachwächst. Dadurch sieht die Wiese auch im Winter top aus.“ Prima sei auch, erzählt Barbara Knapp, dass die Rasse so robust und gesund sei. So verliefen bisher die Geburten durchweg unkompliziert: „Einen Tierarzt hatten wir noch nie dabei.“ Auch nicht bei „Dumbledore“ und „Dolores“, die Ende Februar eines Morgens einfach da waren. „Dann kommen immer alle zum Gucken, die ganze Herde begrüßt und empfängt den Nachwuchs“, sagt Barbara Knapp, die es richtig gut findet, dass Ehemann Josef vor Jahren auch mal etwas anderes haben wollte als nur seine Schafe.