Langenberg. Hilde Feld und Barbara Hauke bringen das Thema „Warten“ musikalisch in der Alten Kirche Langenberg auf die Bühne. Spenden für Ukraine-Hilfe.

Warum fällt es uns so schwer, das Warten? Das ganze Leben haben wir es zu ertragen und stehen dabei immer wieder vor den Fragen: Wie lange dauert’s noch? Wann ist es endlich soweit? Sich in Geduld zu üben und Ungeduld auszuhalten, beides verlangt das Warten von uns Menschen, und das eine ist nicht leichter und nicht schwerer als das andere. Aber beide heben sich nicht etwa gegeneinander auf, sondern bestehen doch meistens hartnäckig nebeneinander fort. Welch großes Leiden...

Die Chansonette Hilde Feld hatte gemeinsam mit ihrer Begleitpianistin Barbara Hauke zu einer öffentlichen Generalprobe in die Alte Kirche zu Langenberg eingeladen. Unter dem Titel „Das Warten hat (k)ein Ende“ stellten die Künstlerinnen ihr aktuelles Programm mit kabarettistischen Songs und Rezitationen an einem ungewöhnlichen Ort vor.

Ein kurzweiliger Abend

Ein kurzweiliger Abend war es, der aber keineswegs mehr den letzten Schliff verlangte, sondern perfekte musikalisch-literarische Leistungen bot. Die Musik bzw. die Lieder stammten aus unterschiedlichsten Genres, komponiert von Friedrich Hollaender, Georg Kreisler, Dora Keller und nicht zuletzt von Sigi Domke, der auch für die Regie verantwortlich zeichnete. Die gespendeten Einnahmen aus dieser Veranstaltung werden die Künstlerinnen der Ukraine-Hilfe zur Verfügung stellen.

Hilde Feld ist eine fabelhafte Chansonette und ausdrucksstarke Diseuse mit ausgeprägtem kabarettistischem Talent. Was sie und wie sie performt, das zündet. Wie kann man sich die frustrierende Zeit des Wartens, die wir doch im Leben so oft ertragen müssen, verkürzen, und auf welche Gedanken verfällt man dabei?

Launisch, heiter, verzweifelt

Hilde Feld (rechts, Gesang) und Barbara Hauke (Klavier) kamen mal heiter, mal launisch, mal mit dem Schmerz der Verzweiflung daher.
Hilde Feld (rechts, Gesang) und Barbara Hauke (Klavier) kamen mal heiter, mal launisch, mal mit dem Schmerz der Verzweiflung daher. © Christoph Loerler

Darüber sang Hilde Feld in ihren Chansons, mal heiter, mal launisch, mal mit dem Schmerz der Verzweiflung oder auch mit kleiner, stiller, heimlicher Freude, was gleich im Einstieg-Song „Warten, warten“ anklang. Mitunter begegnen einem tiefschürfende, ja philosophische Texte, wenn Reflexionen um das nur scheinbar Sinnlose und die großen Umwege im Leben angestellt werden, so z. B. in dem Lied „Nichts ist umsonst geschehen“, was schließlich augenzwinkernd mit der Erkenntnis endet, „denn manchmal wohnt in Scherben auch das Glück.“

Wenn die Ungeduld über das Warten auf „das wahre Leben“ allzu stark anwächst („Das kann doch nicht so weitergehen, immer nur dasselbe tun“), erfahren wir, dass es nur noch ein kleines Stückchen Zeit ist, das fehlt, und alles Hoffen wird dann seine Erfüllung finden. Petitessen wie das Lied einer Schnecke „Ich bin in Eile“ geraten einfach nur zum Schmunzeln.

Publikum dankt mit Applaus

Gelungen der doppelbödige Song „Das Leben ist heiter“, eine bissige Abrechnung mit der ausbleibenden Erfüllung in der Partnerschaft, man könnte hier auch die Frage stellen: Wie tragikomisch ist eigentlich Sprachlosigkeit unter Partnern? Voller Komik, die auf das Tragische ausgreift, dann der Inhalt von „Nur nicht allein sein“, wenn „sie“ nicht länger auf „ihn“, den Traummann, warten will und aus Angst vor dem Alleinsein den Mann 2. Wahl akzeptiert.

Höhepunkte setzten beide Künstlerinnen mit der „Legende von der Torte“ und dem zündenden Chanson „Warten auf den Schlaf“; das erste Lied ist eine Komposition voller Spott auf die Kirche, über deren bürokratisches Verhalten, bei dem menschliche Liebe und Trost auf der Strecke bleiben; der zweite Song wird zu einem Feuerwerk brillant vorgetragener Gedankenkaskaden über ein allzu bekanntes, menschliches Leiden.

Öffentliche Generalprobe

Den Auftritt von Hilde Feld und Barbara Hauke in der Alten Kirche hatten die beiden Musikerinnen als öffentliche Generalprobe angeboten. Als Spende kam eine Summer von mehr als 1100 Euro zusammen.

Die Premiere steht an diesem Samstag, 2. April, an: Um 20 Uhr beim Bochumer Kulturrat, Lothringer Straße 36 c, 44805 Bochum-Gerthe. Die Vorstellung ist bereits ausverkauft.

Alle Chansons fanden unter den Händen der Pianistin Barbara Hauke eine einfühlsame sowie technisch perfekte Begleitung. Als Dank an das sehr zahlreich erschienene Publikum schloss der Abend mit Werner Heymanns unvergleichlichem Klassiker „Irgendwo auf der Welt gibt’s ein kleines bisschen Glück.“