Velbert. Nach Corona-bedingter Zwangspause besucht „Herr Stinknich“ nun wieder Velberter Grundschulen. Die TBV unterstützen das durchaus mit Hintersinn.
Im Klassenzimmer sitzen die Mädchen und Jungen schon gespannt und erwartungsvoll im Halbkreis, da klappert, nein donnert draußen im Flur äußerst geräuschvoll der Deckel einer Kunststoff-Mülltonne. Echt nicht zu überhören, zumal die Tür weit offen steht. Ein Mann, der sich noch nicht blicken lässt, stimmt nach dem Lied „Alle meine Entchen …“ sein eigenes an: „Alle meine Tönnchen, freu’n sich auf den Müll.“ Und dann kommt Patrick Strohm alias „Herr Stinknich“ in Müllwerker-Montur rein: Bühne frei in der Velberter Gerhart-Hauptmann-Schule für das Mitmach-Umwelt-Theater „Herr Stinknich, Tonni und unser wertvoller Müll“.
Anfragen von Kitas und Grundschulen aus Velbert
Es ist für Strohm heute schon die dritte Runde in der Grundschule am Bartelskamp bzw. die dritte zweite Klasse, die das Potpourri aus Mitmach-Theater, Puppenspiel, Geschichtenerzählen und Spielaktion erlebt und der er zusammen mit seinem Müllmonster „Tonni“ die Themen Abfalltrennung und Ressourcen-Schonung näher bringt. Der Mülheimer schneidet seine Programme auf ein Publikum zwischen drei und zwölf Jahren zu, ist in Velbert eigentlich bestens bekannt, besucht hier schon seit einem halben Jahrzehnt Schulen. Lediglich die beiden zurückliegenden Jahre hat er sich – unfreiwillig, da bedingt durch die Corona-Schutzmaßnahmen – rar gemacht, und kann sich nunmehr vor lauter Anfragen von Kitas und Grundschulen kaum noch retten: „Jetzt wollen das alle nachholen.“
In der Pandemie hat Strohm übrigens „eine steile Karriere vom Müllmann zum Kinderarzt gemacht“, wie er lachend erzählt, und ein Stück über Infektionskrankheiten entwickelt. Und für sich eine neue Rolle.
Nur freies Theater
Die Technischen Betriebe Velbert (TBV) haben in 2021 knapp die Hälfte der Grundschulen mit Behältern zur Abfalltrennung ausgestattet und unterstützen heuer das Umweltprojekt mit Patrick Strohm an fünf Schulen der Primarstufe. Der 51-Jährige ist Sozialpädagoge, hat zudem Theaterpädagogik studiert und macht ausschließlich freies Theater. An das Umweltthema sei er vor etwa zehn Jahren gekommen, erinnert er sich, als ihn damals eine Kollegin gefragt habe, ob er nicht mal für die Essener Entsorgungsbetriebe spielen wolle.
Spielzeit zum Nachbereiten
Die ersten 45 Minuten der Projektstunde nimmt zumeist das Stück mit Herrn Stinknich ein, der den Mädchen und Jungen – die übrigens schon richtig viel ganz gut und richtig wissen – singend, schreiend und lachend die Schonung von Ressourcen und der Umwelt näherbringt. Daran schließt sich eine halbe Stunde „Spielzeit“ zwecks Nachbereitung an, in der das Thema dann miteinander spielerisch vertieft wird. Das Ganze durchaus mit dem Hintersinn, dass die Kinder ihr Wissen in ihre Familie und ihren Freundeskreis weitertragen.
Papier schöpfen und Abfall sammeln
Das Mitmach-Theater ist längst nicht das einzige Projekt der TBV in Sachen Umwelt-Bildung. Beispielhaft ist da das Papierschöpfen zu nennen, bei dem aus alten Zeitungen und Broschüren neues Papier hergestellt wird. Die Velberter sind Kooperationspartner des kreisweiten Wettbewerbs „Vom Kompost zum Kürbis“, sie haben – wie schon erwähnt – die Einführung eines Abfalltrennkonzepts in Grundschulen unterstützt, helfen Schulen bei Abfallsammelaktionen mit Materialien und holen die gesammelten Abfälle auch ab, stellen Materialien zur Veranschaulichung im Unterricht zur Verfügung und beteiligen sich überdies mit einem Abfallfahrzeug bei Tote-Winkel-Aktionen.