Langenberg. Nach der coronabedingten Zwangspause will das Demenznetz Velbert wieder durchstarten. Schon im Frühjahr wird es erste Kurse für Angehörige geben.

Die Folgen der Corona-Pandemie machen sich in vielen Lebensbereichen bemerkbar – besonders aber dort, wo der direkte menschliche Kontakt unabdingbar ist. In der Pflege demenzkranker Menschen zum Beispiel.

Diese Aufgabe ist unter normalen Umständen schon fordernd für alle Beteiligten. Doch die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie haben zusätzlich Hindernisse geschaffen: Wie zum Beispiel erkläre ich der dementen Mutter, dass die Familie jetzt nur noch einzeln zu Besuch kommt, und nicht mehr als Gruppe, alle zusammen?

Isolation belastet Erkrankte

Durch die Isolation „haben viele Erkrankte in ihrer Entwicklung mindestens einen Schritt zurück gemacht“, sagt Astrid Kothe-Matysik, Leiterin der Begegnungsstätte Klippe 2. „Wir haben verzweifelte Anrufe von Angehörigen bekommen, da die Verständigung zwischen Pflegenden und Erkrankten immer schwieriger wird.

Unterstützung bieten in so einer Situation verschiedene Einrichtungen und Institutionen aus ganz Velbert, die sich zum Demenznetz Velbert zusammengeschlossen haben. Doch auch hier spielt Corona eine ganz entscheidende Rolle, blickt Astrid Kothe-Matysik zurück: „Es gibt Skepsis gegenüber Online-Schulungen, die Resonanz ist verhalten“, sagt die Ansprechpartnerin für das Demenznetz. Umso erfreulicher die Nachricht, „dass wir die Schulungen jetzt endlich wieder live anbieten können“.

Angehörige brauchen Unterstützung

Unbedingt nötig sei das, pflichtet ihr Wendy Kausmann zu, Pflegeberaterin am Helios Klinikum Niederberg. „Die Angehörigen brauchen Anleitung für ihr Verhalten in bestimmten Situationen.“ Ohne professionelle Unterstützung und Beratung seien viele aufgeschmissen.

Denn durch die Demenz „können alte Geschichte aus der Eltern-Kind-Beziehung plötzlich wieder hochkochen“, ergänzt Astrid Kothe-Matysik. „Viele Angehörige fragen sich dann, warum sie plötzlich wie ein kleines Kind behandelt werden.“

Doch auch die Erkrankten selbst „bekommen ja noch einiges mit, zumindest auf der Gefühlsebene. Auch die wundern sich, warum sie plötzlich anders behandelt werden.“ So entstehe schnell Misskommunikation. „Als Außenstehender können wir oft ganz anders vermitteln“, erläutert Anja Schubert vom Sozialen Dienst von Haus Meyberg.

Kurse starten wieder

Das Demenznetz Velbert startet daher nun wieder mit Kursen für Angehörige – wobei darunter auch Nachbarn fallen können, die kontinuierlich an der Pflege und Betreuung beteiligt sind. Im Angebot sind kostenlose, kurze Kurse sowie – in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Velbert/Heiligenhaus – kostenpflichtige 40-Stunden-Kurse.

„Die Schulungen dienen dazu, dass die Angehörigen eine andere Sicht auf die Dinge bekommen“, erläutert Astrid Kothe-Matysik. Verstehen, was die Demenz ist, was sie anrichtet und wie sie das Verhalten der Betroffenen ändert – darum geht es, „denn nur dann kann man sich auch gut kümmern.“

Kassen erstatten Kosten

Der erste kostenlose Kurs startet bereits in diesem Monat: Am Freitag, 18. März, geht es los, es folgen zwei weitere Termine (19. März, 5. April). Kursort ist die Klippe 2, Anmeldungen nimmt Astrid Kothe-Matysik unter 02052 2734 entgegen. Ein zweiter Kurs steht im Herbst an.

Der „große“ Kurs in Zusammenarbeit mit der VHS beginnt am 26. April und findet im Begegnungszentrum Am Hardenberger Hof 26 in Velbert-Mitte statt. Dieser Kurs ist zwar kostenpflichtig, aber, sagt Beate Buchborn von der VHS: „Die Teilnehmenden bekommen am Ende ein Zertifikat, das sie bei ihrer Krankenkasse einreichen können.“ Die Kasse erstatte dann in der Regel die Teilnahmegebühr.

Stammtische und Gesprächskreise

Zusätzlich zu den Kursen starten auch weitere Angebote wieder – etwa der Gesprächskreis für Angehörige in der Klippe 2, der an jedem dritten Donnerstag im Monat ansteht. „Bei solchen Treffen können wir offene Fragen klären, die Angehörigen können sich auch untereinander über ihre Erfahrungen austauschen.“

Darüber hinaus soll das Unterstützernetzwerk wieder auf- und dann auch ausgebaut werden. „Nachbarschaftshilfe ist ein wichtiges Thema“, sagt Wendy Kausmann vom Klinikum. „Das fehlt aber hier so ein bisschen.“ Daher sucht das Demenznetz nun Freiwillige, die sich regelmäßig einbringen möchten, Demenzkranke begleiten, pflegen, unterstützen.

„Dafür gibt es sogar eine steuerfreie Aufwandsentschädigung“, sagt Barbara Driever, Seniorenbeauftragte der Stadt Velbert. „Wichtig ist nur, dass die Kontinuität der Begleitung gesichert ist.“ Diese Aufwandsentschädigung gebe es daher zum Beispiel auch für Nachbarn – und nicht nur für familiäre Angehörige.

Langenberger Demenztage

Zum Auftakt der Langenberger Demenztage steht am Montag, 14. März, um 18 Uhr ein Vortrag in der Begegnungsstätte der Evangelischen Gemeinde an der Klippe 2 an.

Martin Lungwitz, Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Helios Klinikum Niederberg, spricht dann darüber, was Demenz überhaupt ist.

Anmeldungen nimmt die Klippe 2 unter 02052 2734 entgegen.