Velbert. Im Deutschen Schloss- und Beschlägemuseum in Velbert gibt es auch Führungen für Kinder. So kann die Ausstellung im Dunklen erkundet werden.

Es ist dunkel im Ausstellungsraum des Deutschen Schloss- und Beschlägemuseums. Stockdunkel. Nur die Lichtkegel einiger Taschenlampen erhellen für wenige Augenblicke die einzelnen Objekte. Dann ist es wieder dunkel. Dafür sind Stimmen zu hören. Es scheinen mehrere Personen zu sein. Sind etwa Einbrecher ins Schloss- und Beschlägemuseum eingedrungen? Sind die wertvollen Exponate in Gefahr?

Nein, im Gegenteil: Denn Gertraude Schulz vom Wachdienst hat an diesem Abend tatkräftige Unterstützung von gleich mehreren Nachwuchskräften, die gerade Raum für Raum gewissenhaft kontrollieren, ob im Museum alles in Ordnung ist und niemand einbrechen kann.

Bei der Taschenlampenführung im Deutschen Schloss- und Beschlägemuseum kann ganz viel selbst ausprobiert werden. Hier wird gerade ein Türschloss geöffnet.
Bei der Taschenlampenführung im Deutschen Schloss- und Beschlägemuseum kann ganz viel selbst ausprobiert werden. Hier wird gerade ein Türschloss geöffnet. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Hinter Gertraude Schulz, bekleidet mit „Security“-Jacke und passender Mütze, steckt in Wirklichkeit Museumsleiterin Dr. Yvonne Gönster und die Sicherheitsdienst-Nachwuchskräfte sind Kinder – die meisten im Alter von sechs bis zehn Jahren –, die an einer Taschenlampenführung durch das dunkle Museum teilnehmen. Um die Führung spannend zu gestalten, ist Gönster in diese Rolle geschlüpft und nimmt sie nicht nur mit in die einzelnen Abteilungen des im Oktober des vergangenen Jahres wiedereröffneten Museums, sondern auch in die jahrhundertelange Geschichte der Schlösser und Beschläge.

„Die Menschen hatten schon immer Schlösser egal in welcher Art, da sie schon immer Angst davor hatten, dass sich jemand unbefugt Zutritt verschaffen könnte“, erzählt Gertraude Schulz.

Museumsleiterin Dr. Yvonne Gönster ist für die Taschenlampen-Führung im Schloss- und Beschlägemuseum in die Rolle der Sicherheitsdienst-Mitarbeiterin Gertraude Schulz geschlüpft.
Museumsleiterin Dr. Yvonne Gönster ist für die Taschenlampen-Führung im Schloss- und Beschlägemuseum in die Rolle der Sicherheitsdienst-Mitarbeiterin Gertraude Schulz geschlüpft. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Schlösser und Alarmanlagen aus verschiedenen Zeiten

Das erste Schloss ist auf den ersten Blick gar nicht als solches zu erkennen. „Das sind doch nur Holzstäbe“, sagt einer der jungen Teilnehmer. Zur Zeit der alten Ägypter war der Stoßriegelverschluss tatsächlich eine gute Möglichkeit, sein Hab und Gut zu sichern. Unter fachkundiger Anleitung schaffen die Kinder des 21. Jahrhunderts dann aber doch recht schnell, dieses Schloss zu knacken. Schwieriger wird es am zweiten Exponat. Es hat einen merkwürdigen eckigen Schlüssel – und die Kinder überlegen, was zu tun ist. „Es ist von den Römern entwickeltes Hebe-Schiebe-Schloss“, erklärt Yvonne Gönster, die während des gesamten Rundgangs in ihrer Rolle bleibt und sichtlich Spaß daran hat. Nach einigen Versuchen und Tipps klappt es. Das Schloss ist geöffnet – und die Kinder sind sichtlich beeindruckt, was im Altertum schon möglich war.

Das ist schon etwas anderes als eine moderne Haustür. „Die ist ganz schön schwer“, finden die Kinder. „Und sie quietscht!“
Das ist schon etwas anderes als eine moderne Haustür. „Die ist ganz schön schwer“, finden die Kinder. „Und sie quietscht!“ © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Die quietschende Tür als Alarmanlage

Danach geht es weiter im Mittelalter. Dort gibt es kein Schloss zu öffnen, sondern eine schwere, laut quietschende Tür. „Das war die erste Alarmanlage der Welt“, erklärt die Expertin. „Diese hat das gleiche Prinzip wie Alarmanlagen heute, denn man sollte es schließlich hören, wenn jemand unbefugt eintritt.“

Einer der Höhepunkte: Die Kinder, die ja nun schon echte Schloss-Profis sind, dürfen mit Hilfe von mehreren Schlüsseln einen Tresor öffnen. „Hurra! Er ist auf“, schallt es nach einiger Zeit durch den dunklen Raum. Und wie es sich für einen Tresor gehört, befindet sich darin ein echter Schatz: Gummibären für alle Teilnehmer.

Nicht alle Einbruchswerkzeuge funktionieren

Zum Schluss werden noch Hilfsmittel von Einbrechern und Einbrecherinnen vorgestellt. Vieles von dem, was in Filmen benutzt wird, funktioniert in echt gar nicht, verrät Yvonne Gönster. Dafür gibt es die unterschiedlichsten Arten von Dietrichen, sowohl moderne, als auch alte.

Kinder und Eltern sind begeistert

Alle Kinder waren am Ende der Führung, als sie das Museum noch selbst erkunden durften, der Meinung, dass die Führung sehr viel Spaß gemacht hat und ihnen sehr gut gefallen hat. Ein Mädchen antwortet auf die Frage, was ihr denn am besten gefallen habe: „Alles!“ Die anderen Kinder sind schon wieder unterwegs in der Ausstellung. Schließlich gibt es noch einiges zu entdecken. Und so übernehmen die Eltern die Antwort: „Das war eine richtig spannende Führung!“

Das Deutsche Schloss- und Beschlägemuseum

Wer nun Lust hat, sich das Museum an der Kolpingstraße 34 in Velbert auch mal im Hellen anzuschauen, kann das dienstags bis sonntags zwischen 10 und 18 Uhr tun und dabei auch viele der verschiedenen Schlösser selber ausprobieren. Der Eintritt kostet 4 Euro für Erwachsene, ermäßigt 2 Euro. Kinder unter sechs Jahren dürfen gratis rein.

Die nächste Taschenlampen-Führung für Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren ist am 28. Februar ab 17 Uhr. Eine Anmeldung ist erforderlich. Es muss nur der normale Eintrittspreis bezahlt werden.

Mehr Informationen gibt es auf der Internetseite des Museums: www.schlossundbeschlaegemuseum.de