Velbert. Die neue Eigentümerin der „Stadtgalerie Velbert“ zielt auf Belebung und Erhöhung der Frequenz. Insolvenzverwalter und Ex-Investor äußern Zutrauen
Das nicht mehr ganz so aktuelle, großflächige Banner an der Seitenwand des Wohn- und Geschäftshauses eingangs der Corbygasse, das erstens zur Entdeckung der „neuen“ Netto-Filiale und zweitens für März 2019 zum Erstbesuch der „Stadtgalerie Velbert“ einlädt, es soll alsbald verschwinden. Aber das ist wirklich bloß eine Kleinigkeit gemessen an dem, was die „Verifort Capital“ (Tübingen) als künftige Eigentümerin mit dieser Innenstadt-Immobilie im Schilde führt. „Es gibt ein paar Sachen, über die muss ich nicht nachdenken“, sagte Frank Huber, der jetzt auf Einladung der WAZ einen Ortstermin mit einem Redaktionsbesuch verband. Und dabei hat der CEO bzw. Geschäftsführer von „Verifort Capital“ nicht nur bauliche Dinge im Kopf.
Gespräche mit potenziellem Ankermieter für Velbert
Einzelhandel alleine werde das Center nicht retten, urteilt Huber. Dazu bedürfe es einer Mischung aus Einzelhandel, Gastro und möglicherweise auch Wellness. Ganz entscheidend sei, die Galerie, die er an der Grenze zwischen Shopping- und Nahversorgungs-Center sehe, „neu zu beleben. Die Fokussierung liegt auf Belebung und Erhöhung der Frequenz“. Mit einem Nachfolger für den einstigen Ankermieter „Mensing“ sei man „in intensiven Gesprächen“; es handele sich um eine renommierte Kette.
Formelles Votum steht noch aus
Der aktuelle Sachstand: Nach Auskunft des Immobilienfondsmanagers – er will das Objekt für seine Bestandsfonds erwerben – hat er sein Kaufangebot notariell abgegeben. Der Kauf sei „so gut wie durch“ (Huber); es fehle lediglich die formelle Zustimmung der Gläubigerversammlung, mit der das Ganze aber bereits abgestimmt sei. Man rechne mit dem Abschluss noch für diesen Monat.
Einen Wert schaffen
„Wir sind nicht klassischerweise ein Bestandshalter“, beschreibt der CEO und Dipl.-Kaufmann das Agieren und nennt das Motto: „Gib der Immobilie eine zweite Chance.“ Die Haltedauer betrage im Schnitt vier Jahre, in diesem Fall allerdings „wahrscheinlich länger“, weil ja erst einmal eine stattliche Reihe von Themen abzuarbeiten sei: „Wir wollen tatsächlich einen Wert schaffen. Die Stadt hat ihre volle Unterstützung zugesichert.“
Lange Hängepartie geht zu Ende
„Ich wäre froh, wenn das nach dieser langen Hängepartie vorangeht, und ich glaube, dass die das schaffen können“, kommentiert Dr. Andreas Martin den Einstieg von „Verifort Capital“. „Ich bin froh“, so der geschäftsführende Gesellschafter des ursprünglichen „Stadtgalerie“-Investors „Concepta“ (Düsseldorf) gegenüber der WAZ weiter, „dass jetzt Leute dran sind, die ihr Handwerk verstehen.“
Das Konzeptionelle hat Gewicht
Zutrauen zu den Tübingern kommt auch seitens des Insolvenzverwalters, von der Sozietät „FRH Fink Rinckens Heerma“ (ebenfalls Düsseldorf). „Ich glaube auch, den richtigen Investor gefunden zu haben, der eine richtig gute Idee hat“, erklärt Dr. Paul Fink. „Wir sind ganz froh, dass wir das hinbekommen haben in diesen widrigen Zeiten“, fügt er hinzu. Die Galerie sei „in der Basis sehr gut und teuer gebaut worden“. Es habe für sie mehrere Bewerber gegeben; „letztlich geht’s auch übers Konzept und über den Preis“. Hierbei unterstreicht Fink die Bedeutung des Konzeptionellen. Mit der Vermarktung war „Jones Lang LaSalle“ betraut worden. So wurde „Verifort“ auch auf die Stadtgalerie aufmerksam gemacht.
Katalog mit den nötigen Maßnahmen erstellen
Er glaube gar nicht, dass die Zeiten wirklich so schlecht seien, erklärt Frank Huber. „Die Lage ist echt richtig gut, diese Immobilie hat Chancen.“ Entscheidend sei ein attraktiver Ankermieter, und man müsse und werde einen idealen Mietermix bilden. „Verifort“ – das Unternehmen hat nach eigenen Angaben rund 80 Mitarbeiter und führt zwölf Bestandsfonds, darunter elf klassische Gewerbefonds – nehme derzeit den Status quo auf, das brauche etwa vier bis sechs Wochen. Alle baulichen Themen würden umgehend mit Technikern erörtert und ein Maßnahmenkatalog erstellt.
Erst einmal alle Mängel beseitigen
Vorrangig wird es um die „endgültige Fertigstellung und Beseitigung aller Mängel“ gehen. U. a. solle dabei auch die Fassade der Galerie vom Eingang Corbygasse einheitlich bis vorne zur Fußgängerzone Friedrichstraße durchgezogen werden, werde wohl die jetzige Eingangssituation neu überdacht und ggf. überarbeitet, solle der Bürgersteig Kolpingstraße in Ordnung gebracht und die dortige Treppe überarbeitet werden, wolle man zudem die Park-Situation verbessern.
Zeitrahmen abgesteckt
Und bis wann will die künftige Eigentümerin alles erledigt und geschafft haben? „In ungefähr 18 Monaten wollen wir die Stadtgalerie Velbert so aufgestellt haben, dass sie gut funktioniert“, antwortet Frank Huber. „Das ist ja schließlich schon eine ordentliche Masse an Themen hier.“
Von der Stadt Velbert gibt es zu der jüngsten Entwicklung in Sachen Stadtgalerie zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Stellungnahme.
Eröffnung jährt sich demnächst zum dritten Mal
Vor mehr als einem Jahr ist für die Einzelhandelsimmobilie nebst Parkhaus Insolvenz angemeldetworden. Im Oktober 2020 wurde Dr. Paul Fink (Sozietät „FRH Fink Rinckens Heerma“) zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestimmt.
Die Stadtgalerie war nach wiederholten Verschiebungen letztlich im Mai 2019 eröffnet worden. Ihr Investor „Concepta“ hatte das Projektvolumen gegenüber der WAZ mit 65 Millionen Euro beziffert.