Kreis Mettmann. Seit 2016 ist die Initiative „Kurve kriegen“ auch im Kreis Mettmann aktiv. Die Pandemie begünstigt die Gefahr zu straffälligem Verhalten.

Sie klauen, sie prügeln oder sie verkaufen Drogen: Auch im Kreis Mettmann gibt es Kinder und Jugendliche, die immer wieder straffällig werden. Die NRW-Initiative „Kurve kriegen“ kümmert sich um solche Jungen und Mädchen. Seit 2016 ist die Initiative auch im Kreis Mettmann aktiv. Das Team besteht aus den polizeilichen Ansprechpartnern Kriminalhauptkommissar Bernd Hildebrand, Kriminalhauptkommissarin Heike Jung und Oberkommissarin Anna Müller-Lindloff sowie den beiden Pädagogischen Fachkräften des Caritasverbandes für den Kreis Mettmann Nils Ostermann und Petra Bräcklein.

Im Kreis Mettmann arbeiten Sozialpädagogen und Polizei zusammen

Die Sozialpädagogen widmen sich zusammen mit der Kriminalpolizei Kindern, die ohne Hilfe von außen Gefahr laufen, sich zu Intensivtätern zu entwickeln. Nils Ostermann berichtet: „In der Gestaltung der verschiedenen Hilfsangebote für unsere Zielgruppe haben wir freie Hand.“ Gemeinsam mit verschiedenen Trägern der Kinder- und Jugendhilfe stellen die Fachkräfte den Kindern und Jugendlichen Hilfsangebote mit vielen Facetten zur Seite. Die Brandbreite reicht von Erlebnispädagogik über Kompetenztraining, bis hin zu tiergestützten Angeboten. Dabei stehen sie regelmäßig im Austausch mit den Eltern und den Jugendämtern, die wichtigste Kooperationspartner sind.

Die unterschiedlichsten Ursache fürs straffällig werden

Für die Straftaten gibt es die unterschiedlichsten Ursachen. Manchmal sind es die „falschen“ Freunde, ein anderes Mal sind es familiäre Probleme. Die Anfälligkeit für Straftaten in der Persönlichkeit des Kindes zu suchen, sei, so die Pädagogen, unbegründet und wenig zielführend. Häufig sei es schwierig, die Gründe für das auffällige Verhalten zu benennen. In der zumeist langfristig angelegten Arbeit bedarf es dann häufig der Korrektur der verschiedenen Hilfen, um das Ziel, die Verhinderung von Straftaten im Auge zu behalten. Nils Ostermann betont: „Die im Hintergrund agierenden polizeilichen Ansprechpartner informieren uns früh, wenn bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern neue Straftaten bekannt werden. So haben wir die Möglichkeit, entsprechend zu reagieren und das straffällige Verhalten kindgerecht zu thematisieren.“

Starke äußere Einflüsse wirken auf die Jugendlichen ein

Die Sozialpädagogen erleben immer wieder, wie stark äußere Einflüsse sich auf das straffällige Verhalten der Kinder und Jugendlichen auswirken. So haben die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie große Veränderungen im Alltag der Teilnehmenden mit sich gebracht. Der in den eineinhalb Jahren in den Schulen stark eingeschränkte Präsenzunterricht und das damit einhergehende „Homeschooling“ sind nicht spurlos an der Psyche vieler Kinder und Jugendlicher vorbeigegangen. So wurde in dem Teilnehmerkreis eine Zunahme von Schulmüdigkeit bzw. Schulabstinenz festgestellt, die die Gefahr zu straffälligem Verhalten begünstigt.

Ein rundum positives Fazit gezogen

Neben Corona ist auch der Missbrauch der neuen Medien für das Team eine große Herausforderung. In den vielen Anzeigen finden öfter Tatbestände wie beispielsweise Cybermobbing, das Herunterladen von gewaltverherrlichenden und pornografischen Dateien ihren Niederschlag. Um diesen neuen Anforderungen in Zukunft Gerecht zu werden, sind die Pädagogen darauf angewiesen, das Netzwerk mit verschiedenen Institutionen auszubauen, insbesondere mit den Schulen. „Für unser Team haben sich die Erwartungen erfüllt; seit Beginn der Initiative meldeten sich 50 Teilnehmer mit dem Einverständnis ihrer Eltern an. 23 konnten inzwischen erfolgreich die Initiative verlassen. Strafbare Handlungen gehören nicht mehr zum Alltag“, zieht Nils Ostermann ein rundum positives Fazit.

>>>Das Programm

Wissenschaftlich gut belegt ist, dass etwa sechs bis zehn Prozent aller tatverdächtigen Kinder und Jugendlichen für bis zu 50 Prozent der Delikte dieser Altersgruppe verantwortlich sind. Aus ihnen können sich bei ungünstigen Rahmenbedingungen und ohne wirkungsvolle Intervention so genannte „Intensivtäterinnen und Intensivtäter“ entwickeln.

Die NRW-Initiative „Kurve kriegen“ hat zum Ziel, die Entwicklung besonders kriminalitätsgefährdeter Kinder und junger Jugendlicher zu „Intensivtäterinnen“ und „Intensivtäter“ frühestmöglich zu erkennen und nachhaltig zu verhindern, um so die Anzahl der von ihnen begangenen rechtswidrigen Taten bzw. Straftaten und damit auch die Anzahl ihrer Opfer auf „Null“ zu reduzieren bzw. sehr deutlich zu verringern.