Velbert. Ophelia Nick ist Direktkandidatin der Grünen im Wahlkreis Mettmann II mit Velbert. Sie hält neue Rezepte in der Landwirtschaft für erforderlich.
Zuweilen kann der rote Faden in der Biographie eines Menschen auch ein grüner sein. So hatte der Großvater von Dr. Ophelia Nick, wie diese berichtet, anno 1929 und 1932 in Baden-Württemberg den zu damaligen Zeiten dritt- bzw. sechstältesten Demeter-Hof gekauft. „Ich bin da sehr dankbar“, sagt die 48-Jährige heute und erzählt, dass sie in ihrer Kindheit die Sommerferien auf Opas Höfen verbracht habe: „Ich hab’ mitgeschafft, und ich wollte Bäuerin werden.“ Ihr aktuelles Nahziel passt thematisch dazu, sieht allerdings etwas anders aus. Ophelia Nick ist im hiesigen Bundestagswahlkreis 105 Mettmann II mit Heiligenhaus, Wülfrath, Velbert und Ratingen die Direktkandidatin der Grünen und möchte als Abgeordnete „natürlich in der Agrarpolitik eine Rolle spielen“.
Ernährung, Landwirtschaft und Tierhaltung
Im Fokus ihres Engagements stehen gesunde Ernährung – „unbelastetes Essen vom Acker bis zum Teller“ –, zukunftsweisende und -fähige bäuerliche Landwirtschaft und verantwortliche Tierhaltung mit Schutz der Kreatur. Weitere Themen sind Mobilität und Innenstadt-Entwicklung; ihr Grundsatz lautet: „Vielfalt ist wichtig.“
Lebensqualität im Kreis Mettmann
Sie wohnt und lebt seit gut zwei Jahrzehnten in einem mehr als 300 Jahre alten Bauernhof In Wülfrath-Düssel. Natürlich mit Tieren. Etwa mit Hündin Nuri, mit Appenzeller Hühnern und einer Schafherde der Rassen Suffolk und Coburger Füchse, die sie zusammen mit einer Freundin hält. Dicht besiedelt, dennoch ländlich leben und auch schnell in umliegende Großstädte kommen zu können, das sind denn aus ihrer Sicht auch die Vorzüge, mit denen der Kreis Mettmann punktet: „Das ist schon ‘ne Lebensqualität.“ Und: „Wir haben einen sehr gut geführten Kreis.“
Bekannte Familiennamen
Ophelia Nick kam in Herdecke zur Welt, verbrachte ihre Kind- und Schulzeit in Dortmund. Mütterlicherseits hat sie ihre Wurzeln in dem Baden Württembergischen Maschinenbauunternehmen Voith; ihr Vater Ist Konrad Schily, Gründungspräsident der bundesweit ersten Privatuniversität Witten/Herdecke und Bruder von Otto Schily, der Grünen-Mitgründer und über die Jahrtausendwende als SPD-Bundesinnenminister im Amt war.
Die größten Schnittmengen
Vor zehn Jahren entschied sich die Wülfratherin für die Grünen, weil sie dort die „größten Schnittmengen“ in puncto Vorstellungen und Zielen gefunden habe. Nick ist Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, sie ist in der LAG Landwirtschaft und ländlicher Raum und der LAG Mensch und Tier in NRW; sie führt die Geschäfte der gGmbH „Lebendige Landwirtschaft“. Ihre erste Kandidatur war 2013 im Südkreis, 2017 trat sie dann hier im Norden an. Sie war vier Jahre im NRW-Landesvorstand ihrer Partei, weitere fünf Kreissprecherin, war im Kreisverbandsvorstand, war Ratsfrau.
Veterinärin, Autorin und vor allem Politikerin
Die Bewerberin ist Tierärztin, sie ist Buchautorin . . . „und in erster Linie mach’ ich Politik“, stellt sie klar. „Ich hab Gestaltungswillen und die Themen sind mir wichtig.“ In ihrem Buch „Neue Bauern braucht das Land“ plädiert sie für gute Lebensmittel aus einer gesunden Umwelt, zudem gibt sie mit dem „4-Wochen-Erziehungsprogramm für Hunde“ Tipps und Hilfestellung.
Stärker auf das Positive schauen
Ophelia Nick ist auf zwei Märkten vor Ort
Ophelia Nick ist an diesem Donnerstag, 16. 9., in der Zeit von 9.30 bis 12 Uhr auf dem Nevigeser Wochenmarkt am Wahlkampfstand von Bündnis 90/Die Grünen anzutreffen.Wenige Stunden später gibt es ihrer Homepage zufolge einen weiteren Termin beim Feierabendmarkt von „Velbert aktiv“ auf dem Offersplatz in Velbert-Mitte (ab 16 Uhr).
Trotz aller Vorbehalte und Skepsis sei sie Grundoptimistin, versichert sie im Gespräch. In der Tat sei und wirke vieles verheerend, „aber wir Menschen machen vieles auch wirklich gut“. Z. B. bei der Kreislaufwirtschaft in der Landwirtschaft. Da nehme man etwas raus und erhalte trotzdem ein stabiles gesundes und ökologisches System. Der Mensch sei ja schließlich Teil der Natur. „Wir sollten mehr auf das Positive schauen“ und daraus Motivation ziehen. In der Landwirtschaft müsse man unbedingt „neue Rezepte finden“. NRW-weit gingen jedes Jahr an die zehn Prozent der Höfe verloren. Ihr Ziel sei, dass es wieder mehr würden.
Nicht nur für vier Jahre
Mit welchen Argumenten sie als Person überzeugen will? „Ich kenne das Leben aus vielen Perspektiven. Als Unternehmerin, als Mutter, als Landwirtschaftsexpertin. Und ich bin jemand, die nicht nur vier Jahre im Blick hat, sondern ich will Richtungsentscheidendes für 20 oder 30 Jahre in die Wege leiten.“