Velbert. Das Jugendparlament hat Jugendliche sowie Kandidaten und Kandidatinnen der Bundestagswahl zusammengebracht. Die jungen Leute hatten viele Fragen

Genau 2857 junge Menschen dürfen in Velbert am 26. September zum ersten Mal ihre Stimmen bei einer Bundestagswahl abgeben. Damit diese sich bei der Wahl gut informiert für einen Bundestagskandidaten entscheiden, hat das Jugendparlament Velbert am Mittwoch zur Podiumsdiskussion in die Räume des Stadion Velberts eingeladen. Dort stellen sich die Kandidaten und Kandidatinnen des Wahlkreises Mettmann II den im Vorfeld gesammelten Fragen der Velberter Jugend.

Technische Probleme

Schüler der Stufe 11 des NEG konnten die Diskussion live verfolgen.
Schüler der Stufe 11 des NEG konnten die Diskussion live verfolgen. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Um den Austausch zwischen Politik und Jugend zu ermöglichen, sind neben den Kandidaten Peter Beyer (CDU), Jessica Denné-Weiß (FDP), Kerstin Griese (SPD), Birgit Onori (Die Linke) und Mario De Falco (Die Partei) auch Schüler der 11. Stufe des Nikolaus-Ehlen-Gymnasiums vor Ort. Nach kurzer Verzögerung aufgrund technischer Probleme geht es dann auch schon los und die Politiker aus der Region müssen die Fragen des Themenblocks „Ausbildung, Studium und Arbeit“ beantworten. Im Fokus steht hierbei die Berufsorientierung für Schüler.

Oft fern der Realität

Linke-Kandidatin Onori findet: „Da ist noch Luft nach oben“, denn vieles finde ihrer Meinung nach zu theoretisch statt. Ein einziges Pflichtpraktikum während der gesamten Schulzeit könne Schülern nicht genug Orientierung bieten. Ähnlich sieht es auch Denné-Weiß von der FDP: „Oft sind Berufsbeschreibungen, die man im Internet liest, fern der Realität“. Peter Beyer ist der Meinung, dass neben Beratung vonseiten der Eltern und Schule auch eigene Initiative der Jugendlichen eine wichtige Rolle spiele. „Es reicht nicht, wenn man passiv beraten wird, sondern muss auch eigenes Engagement zeigen“.

„Hauptschulen werden abgehängt“

Die Frage, ob die Kandidaten die Zukunftsaussichten von Hauptschülern genauso gut einschätzen, wie dies eines Abiturienten, verneinen die Politiker allesamt. Kerstin Griese ist sich sicher, dass Hauptschulen immer weiter abgehängt werden und daher Gesamtschulen eine zunehmend wichtigere Rollen spielten. Grund für die zunehmenden Probleme von Hauptschulen seien die steigenden Anforderungen für Ausbildungsplätze, so Onori. Denné-Weiß bringt den FDP-Vorschlag des sogenannten „Kinderchancengeld“ ins Spiel. Diese soll durch einen Grundbetrag für alle, einen Flexibetrag abhängig vom Einkommen der Eltern sowie ein Chancenpaket, das bedürftigen Kindern Zugriff auf Bildungs- und Teilhabeangebote ermöglicht, zu mehr Chancengleichheit führen.

Grüne war verhindert

Die Grünen-Kandidatin Dr. Ophelia Nick konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Diskussionsrunde teilnehmen.Die komplette Podiumsdiskussion wurde zeitgleich als Livestream im Internet übertragen und eine Aufzeichnung der rund zweistündigen Veranstaltung wird zeitnah auf dem YouTube-Kanal des Jugendparlament Velbert abrufbar sein.

Zu wenig Aufmerksamkeit

Die Diskussionsrunde wurde aufgenommen und kann auf Youtube angeschaut werden.
Die Diskussionsrunde wurde aufgenommen und kann auf Youtube angeschaut werden. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Beim Themenblock „Corona Situation für Jugendliche“, sind sich alle Teilnehmenden einig, dass den Interessen und der psychische Belastung von Jugendlichen und Kindern während der Ausnahmesituation nicht ausreichend Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Daher sei nun vor allem wichtig, dafür zu sorgen, dass der Präsenzunterricht durchgehend bestehen bleibe. Auch die Defizite in der Digitalisierung von Schulen in Deutschland seien durch die Pandemie deutlich geworden. De Falco kritisiert: „Das war der Regierung bereits jahrelang bekannt.“

„Bahnstation nicht notwendig“

Beim Thema „Klima, Umwelt und Mobilität“ war ebenfalls großes Interesse von Jugendlichen in Velbert da. Als Vorhaben werden von den Politikern der Ausbau des ÖPNV, günstigere Fahrpreise und kostenlose Fahrten für Jugendlichen und Kinder genannt. Auf die Frage, ob Velbert einen S-Bahnhof bekommen sollte, äußert Peter Beyer bestimmt: „Aufgrund des Omnibusbahnhofs in Velbert ist eine Bahnstation nicht notwendig. Eine vorgeschlagene Reaktivierung der Trasse der Niederbergbahn ist aufgrund des Panoramaradewegs zudem nicht realistisch“. Für die 16-jährige Schülerin Hermine Kögler war die Veranstaltung eine gute Gelegenheit mit den Politikern in Kontakt zu kommen: „Man konnte endlich mal mit Menschen sprechen und hat nicht nur ein Wahlplakat vor sich.“