Neviges. . Die Entscheidung fiel ihr schwer: Aus Vernunftgründen verlässt Pfarrein Stefanie Stute zum 1. September die evangelische Kirchengemeinde.

In der Plastik-Kiste neben dem Schreibtisch liegt zuoberst die „Schöpfungsgeschichte“. Ein Bilderbuch, das Deckblatt in schrillen Farben. „Das ist ganz großartig, damit hab ich viel gemacht. Einfach toll, wenn Kinder erstaunt fragen: Und der Wal war wirklich am Anfang auch schon dabei?“ Die Schöpfungsgeschichte, ihre Osterkerzen, unzählige gemalte Bildchen – Stefanie Stute hat in diesen Tagen viel einzupacken. Die beliebte Pfarrerin der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde geht. Und das ganz schweren Herzens.

Entlastung des Superintendenten Jürgen Buchholz

Ab dem 1. September tritt die quirlige 50-Jährige eine kreiskirchliche Pfarrstelle bei der Bergischen Diakonie Aprath an, dort entlastet sie den Superintendenten Jürgen Buchholz. Es ist eine 75 Prozent Stelle, und allein das, so beteuert Stefanie Stute, sei der Grund für die Entscheidung gewesen, ihre geliebte Gemeinde zu verlassen.

„Ich habe mich nicht beworben, ich wurde gefragt“

„Ich habe mich nicht beworben, ich wurde gefragt.“ Die Stelle fiel sozusagen vom Himmel, just zu einer Zeit, als die engagierte Geistliche merkte: So geht es nicht weiter. Als sie merkte, dass die schwere, überwundene Erkrankung vor drei Jahren noch immer an ihr zehrte, dass sie ihrem eigenen hohen Ansprüchen einfach nicht mehr gerecht werden kann, wenn sie so weitermacht wie bisher:

„Mein Beruf ist der schönste der Welt“

Das beliebte Siepenfest hat Stefanie Stute mit aus der Taufe gehoben. Hier gab es auch einen ökumenischen Gottesdienst.
Das beliebte Siepenfest hat Stefanie Stute mit aus der Taufe gehoben. Hier gab es auch einen ökumenischen Gottesdienst. © Detlev Kreimeier

„Das war eine bittere, aber ehrliche Erkenntnis. Ich liebe meinen Beruf, es ist der schönste auf der Welt“, sagt die gebürtige Werdenerin, die mit Ehemann Georg und Tochter Annemarie (15) seit Jahren im Siepen wohnt, mitten unter ihren „Schäfchen“.

Hier hat sie Kinder getauft, Einschulungsgottesdienste gegeben, Menschen auf ihrem letzten Weg begleitet. „Die Menschen hier sind toll, die sind so liebenswert, die haben einfach volle Power verdient.“

Daher geht sie, „die kann ich einfach nicht mehr geben wie bisher“. Dankbar denkt Stefanie Stute, die während ihres Theologie-Studiums in Wuppertal und Bonn stets in der Alten,- und Krankenpflege gejobbt hat, an das Jahr 2006:

Vor zwölf Jahren mit Pfarrer Hans Köpke angefangen

Start an der Seite von Pfarrer Hans Köpke. „Er wusste, dass es für Nachwuchs keine Stellen gab, ging daher auf 50 Prozent zurück. Ich ging später auf die volle Stelle.“

Gutes Einvernehmen mit der Jugendhilfe Lohmühle

Was der engagierten Pfarrerin wichtig ist: Ihr Weggang hat nichts zu tun mit der Entwidmung der Kirche, nicht damit, dass die Jugendhilfe Lohmühle Einzug in das Gemeindehaus gehalten hat. „Das Ehepaar Röhrig hat die Kirche stehen lassen, Kinder erfüllen das alles hier mit Leben, wie wunderbar.“

Auch bei der Diakonie wird sie mit Kindern, Jugendlichen, alten Menschen zu tun haben. Die Entscheidung, zu wechseln, war Kopfsache, in die Arbeit wird wieder Herzblut fließen. Zu 100 Prozent.

<<<ABSCHIED MIT EINEM GOTTESDIENST

Am Sonntag, 26. August, verabschiedet sich Stefanie Stute bei einem Gottesdienst um 10.15 Uhr in der evangelischen Stadtkirche von ihrer Gemeinde.

Den Einschulungsgottesdienst im Siepen hält sie am 30. August, besucht am 31. August das Altenheim. Bis zum letzten Tag ist der Pfarrerin auch ökumenische Arbeit sehr wichtig.