Velbert. Rund 20 Zuschauer gehen mit „Shakespeare Take Away“ rund um Schloss Hardenberg auf Theaterspaziergang. Eine Aktion der Neanderland Biennale.
Das „Shakespeare Take Away“ im Rahmen der Neanderland Biennale auf dem Außengelände der Vorburg Schloss-Hardenberg nimmt gut 20 Zuschauer mit auf einen Theaterspaziergang, die Kulisse des Schlosses passend für das Drama Macbeth. Große Themen wie Liebe, Eifersucht und Mord werden mit Requisiten, wie Schwertern aus Pappe, und mittelalterlicher Musik, bei der alle in bestimmter Schrittfolge mittanzen, untermalt.
Mit eingebunden
Doch vor allem: Die Schauspieler, Norbert Busschers aus den Niederlanden und Ramona Suresh, binden von Beginn an das Publikum mit ein. Für diese neuartige Idee im Straßentheater wurden sie im Sommer dieses Jahres in Slowenien mit einem Preis für Innovation ausgezeichnet, Preisgeld inklusive für die Weiterentwicklung. Die Zuschauer werden zu Akteuren und haben sichtlich Spaß.
Es wurde Macbeth
Zunächst sollen sie verschiedene Stücke von Shakespeare aufzählen und dann wird „abgestimmt“, welches gespielt werden soll. Surprise, surprise, es wurde Macbeth, das Stück, das im Vorfeld vorbereitet war. Das Wetter, sommerlich warm und sonnig, spielt auch mit. Die Sonne lacht vom Himmel. „Stellt euch vor, wir sind im 15. Jahrhundert, mitten in Schottland, in einer Zeit, wo Könige mit Gottheiten verglichen wurden. Man glaubte an Hexen und Mystik und ein einfaches Menschenleben war leider nicht so viel wert,“ leitet Ramona Suresh ein. „In den satten grünen Feldern, so wie hier, hört man manchmal Wölfe oder Bären... wie klingen die?“ Das Publikum brüllt entsprechend. Pfeifender Wind und rauschendes Meer folgen und das Drama beginnt.
Mit Anleitung und Witz
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Mit Anleitung und Witz führen die beiden Schauspieler durch das Stück. Während sie die Geschichte einleitend erzählen, picken sie aus dem Publikum die entsprechende Unterstützung raus. Das lässt sich nicht lumpen und spielt eifrig mit, fast wie eine große Kinderparty für Erwachsene. So gibt es Macbeth, seine Frau, Macduff, die drei Hexen und den König von Schottland, mit rot beschmierten Mänteln bestückt. Für die Hexen Schleierhütchen mit Kessel und Kelle. Gemeinsam im Reim sprechen sie das altbekannte „fair is fool and fool is fair“ auf Deutsch: „Gut ist schlecht und schlecht ist gut.“ Dabei bewegen sie ihre Arme im Rhythmus hin und her. Auch neue Worte lernt man. „Wer weiß, was ein Than (Lehnsmann) ist,“ fragt Norbert Busschers, während er weiter die Story erklärt, die eifrig von den Darstellern nachgespielt wird.
Zur nächsten Station
Man geht um die Ecke zur nächsten Station. Auf dem Weg erklärt er Macbeth eifrig, was als nächstes passiert. Dramatische Worte zieren das Stück, abgelesen von Pappschildern. „Es klebt Blut an ihm.“ Oder: „Er will König werden.“ Besonders amüsant: Der König von Schottland reitet auf einem „Kinder-Stabpferd“ mit Krone auf dem Kopf umher. Ramona Suresh macht es vor: „Oh kneel, oh rise, oh bow for the king of Scotland.“
Alle zwei Jahre
Biennalen sind alle zwei Jahre stattfindende Ausstellungen, Festivals oder Schauen. Der Begriff ist vom Biennium abgeleitet, einem Begriff für den Zeitraum von zwei Jahren.Norbert Busschers macht seit über 25 Jahren Theater, ist Regisseur, und verwirklicht innovative Projekte mit neuen theatralen Ausdrucksformen in ganz Europa. Ramona Suresh absolvierte ihr Studium an der Folkwang Universität der Künste in Essen und erteilt selbst Schauspielunterricht. Sie spielt draußen und drinnen, auch im Stadttheater, und ist Kulturmanagerin.
Ein neuer König muss her
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Im Schluss wird dieser natürlich ermordet und ein neuer König muss her. Szenenwechsel. „Schreitet Volk, schreitet,“ spornt Ramona Suresh an. Der Rundgang neigt sich dem Ende. Die Schlüsselszene: „Werden diese Hände denn nie wieder rein?“ Macbeth’s Frau reibt, auf einem Felsen sitzend, verzweifelt ihre roten Gummihandschuhe, bevor sie sich selbst mit dem Schwert den Todesstoß versetzt. Am Ende stirbt dann auch der Held, Macbeth selbst, durch Macduff’s Hand und das Volk trauert. „Ooooohhhh,“ seufst die Menge.
Mit Publikumsgespräch
Ein Neugeborenes aus dem Publikum, in Papa’s Armen ruhend, wird zum neuen König gekrönt. Danach findet für Interessierte unter der Leitung der Theaterpädagogin Julia-Huda Nahas, ein Publikumsgespräch statt. Mit dem interaktiven Schauspiel reisen die beiden Schauspieler durch verschiedene Länder. Kathy Brand, in der Rolle als Macbeth’s Frau, findet: „Ich hab selbst mitgespielt und es hat riesig Spaß gemacht.“ Anja Franzel, verantwortlich für die Programmkonzeption der Kulturloewen, freut sich: „Schön, dass es wieder los geht. Wir sind super glücklich, dass wir wieder spielen und Publikum empfangen dürfen.“