Langenberg. Martin Stürtzer hat die Nachfolge von Peter Nowitzki als Kantor angetreten. Der Wuppertaler ist aber nicht nur kirchenmusikalisch unterwegs.

Ganz in schwarz sitzt Martin Stürtzer an der Orgel in der Alten Kirche. Die Finger fliegen über die Manuale, die Füße bedienen die Pedale im Takt, kraftvoll klingen die Töne aus den Pfeifen. Der gebürtige Wuppertaler ist seit 2019 Kantor der evangelischen Gemeinde als Nachfolger von Peter Nowitzki – und bereitet sich gerade auf das erste Konzert vor.

Das steht schon am Sonntag (22. August) an, bei freiem Eintritt. „Obwohl wir ja schon wieder gezittert haben“, sagt der 37-Jährige. „Aber die neue Verordnung, die seit Freitag gilt, erlaubt es uns, das Konzert zu spielen.“ Beginn ist um 17 Uhr, für Martin Stürtzer der zweite Einsatz an diesem Tag.

Morgens Gottesdienst, nachmittags Konzert

Denn zuvor spielt er morgens im Gottesdienst schon, „gemeinsam mit einer befreundeten Bratschistin“. Das Duo wird eine Suite von Ernest Bloch spielen. Abends dann ist der Kantor solo unterwegs. Der Eintritt ist frei; es gelten die drei „G“ genesen, getestet, geimpft. Der Kirchenmusiker hat sechs Stücke ausgesucht.

„Mir ist wichtig, dass ich nicht nur alleine Musik mache“, sagt Martin Stürtzer. Deswegen ist am Sonntag etwa eine befreundete Musikerin im Gottesdienst dabei.
„Mir ist wichtig, dass ich nicht nur alleine Musik mache“, sagt Martin Stürtzer. Deswegen ist am Sonntag etwa eine befreundete Musikerin im Gottesdienst dabei. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Eigentlich mag ich ja klassische Orgelmusik, zum Beispiel von Bach“, sagt er. Spielt er auch am Sonntag, nämlich Präludium und Fuge Dur (BWV 532). „Aber ich habe mir auch Komponisten ausgesucht, die noch leben“, fügt er schmunzelnd an. Zum Beispiel den „Festive Trumpet Tune“ von David German.

Erste Stelle als Kirchenmusiker

Die Stelle in Langenberg ist für Martin Stürtzer seine erste als Kirchenmusiker. Denn erst 2016 hat er beschlossen, sein Hobby zum Beruf zu machen. „Ich hatte eigentlich schon relativ früh mit Kirchenmusik zu tun“, erzählt er.

Über das Klavier – „ich habe auch in Wuppertal Musik, Klavier, studiert“ – kam er zur Orgel, „habe neben meinem Beruf viel gespielt.“ Und weil er Spaß daran hat und der Nachwuchs in dem Bereich fehlt, er somit eine Stelle nahezu sicher hatte, gab er vor fünf Jahren seinen Beruf auf und ging wieder an die Uni.

Studium in Köln

Diesmal nach Köln, studierte an der Musikhochschule, Examen 2020. Dass er schon 2019 eine Festanstellung bekam, also vor seinem Abschluss, „ist durchaus üblich in dem Bereich“, sagt Martin Stürtzer. Er bewarb sich nach Langenberg, in die Nachbarschaft sozusagen, und bekam die Stelle.

„Seitdem bin ich für die Orgel zuständig, auch für die Organisation der Kirchenmusik in Langenberg und Neviges.“ Außerdem leitet er den Kirchenchor. Ein weiteres Projekt scheiterte bislang an Corona: „Eigentlich hatten wir geplant, einen Kinder- und Jugendchor zu starten.“ Doch das ist jetzt erst einmal auf Eis gelegt.

Zweites musikalisches Leben

Hier in der Alten Kirche Langenberg spielt Martin Stürtzer am Sonntag, 22. August, ab 17 Uhr sein Konzert.
Hier in der Alten Kirche Langenberg spielt Martin Stürtzer am Sonntag, 22. August, ab 17 Uhr sein Konzert. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Nicht auf Eis gelegt hat Martin Stürtzer hingegen sein zweites musikalisches Leben. Denn die Kirchenmusik „ist nur ein Bereich“, sagt der 37-Jährige. „Ich mache elektronische Musik“, Ambient, „verkaufe auch CDs und Schallplatten und trete weltweit auf“, erzählt er.

Und das mit Erfolg: fast 20.000 Abonnenten hat sein Kanal auf dem Videoportal Youtube, regelmäßig veröffentlicht er dort neue Clips. Auch ein echter Pionier ist der Wuppertaler: Schon 2011 hat er angefangen, Konzerte live im Internet zu übertragen, zu streamen.

„Bloß keine Langeweile“

„Deswegen war die Coronazeit in dieser Hinsicht jetzt nichts Neues für mich“, sagt er lachend, „ich konnte sofort Vollgas geben.“ Überhaupt sei die aktuelle Zeit „eigentlich eine ganz angenehme Phase“, sagt er. Zumindest arbeitstechnisch: „Ich habe zu Hause in meinem Studio gearbeitet“, die Einschränkungen hätten ihn also kaum getroffen.

Was ihn so freut: Er lebe im Grunde in zwei verschiedenen musikalischen Welten. „Nur elektronische Musik oder nur Orgelmusik? Das würde auf Dauer zu langweilig für mich“, sagt er lachend. „Ich bin immer aktiv, habe immer irgendwelche Projekte laufen.“

Ach ja, und dann unterrichtet er ja auch noch. Als Dozent an der Uni Wuppertal lehrt er „Musik am Computer“. Und er hilft in der so genannten C-Ausbildung: Die ist für diejenigen gedacht, die eine Chorleitung oder eine Stelle als Organist im Nebenberuf ausüben wollen.

Chor spendet für Flutopfer

Der Kirchenchor der evangelischen Gemeinde Langenberg hat eine Spende an die Bürgerstiftung Langenberg überwiesen.Beim gemeinsamen Eis-Essen – dem ersten Treffen nach dem zweiten Lockdown – habe der Chor beschlossen, zu helfen: 500 Euro sind nun an die Bürgerstiftung gegangen.