Neviges. Pflanzen statt Steinwüsten: Das Land NRW unterstützt Hausbesitzer, die ihren Garten entsiegeln. Stephan Petri findet das aus vielen Gründen gut.
Als Stephan Petri im Frühjahr in der Presse las, dass er mit professioneller Hilfe seinen Vorgarten verschönern kann und es dafür auch noch Geld gibt, war für ihn sofort klar: Da wird mitgemacht. „Wir haben vor drei Jahren das Haus hier in der Kurt-Schumacher-Straße gekauft, aber der Vorgarten, der war nicht gerade der Hit.“ Ein Kies-Beet mit einem Rhododendron-Busch darauf, erinnert sich Petri – doch das ist Schnee von gestern. Mit Unterstützung der Stadt leistet der Lacktechniker, der mit seiner Ehefrau von Wuppertal nach Neviges gezogen ist, jetzt einen Beitrag für ein besseres Klima: Kies weg, Pflanzen her – dafür fließen in diesem Fall 1279 Euro. Denn es soll keine Schottergärten mehr geben. Das Land NRW stellt für das „50-Vorgärten-Programm“ der Stadt insgesamt 60.000 Euro zur Verfügung.
Der Anfänger schätzt die Hilfe vom Profi
Was Stephan Petri mindestens genau so reizt wie die finanzielle Unterstützung: „Ich bekomme ja auch Rat vom Profi, denn ich hab keinen grünen Daumen, ich hätte keine Ahnung, was hier wächst und was nicht und hätte bestimmt das Falsche gekauft.“ Aber zum Glück kam im Auftrag der Stadt Ronald Gaja vorbei, staatlich geprüfter Techniker im Garten- und Landschaftsbau. Er sah sich den 19 Quadratmeter großen Vorgarten an, der nur morgens ein wenig in der Sonne liegt, aber ansonsten im Schatten. Und listete genau auf, was hier im Halbschatten am besten wächst und gedeiht.
Hier sind Schattengewächse gefragt
„Das ist prima, dann hab ich auch eine Auswahl, denn ich muss ja gucken, was ich im Gartencenter noch bekomme“, sagt Stephan Petri, der unter anderem bei den Streupflanzen und Stauden wählen kann zwischen Zierquitte, Silberglöckchen, Mahonie, Wald-Geißbart und Pflanzen mit so vielsagenden Namen wie Zierliche Deutzie oder Mandelblättrige Purpur-Wolfsmilch. Alles Stauden, die nicht gerade Sonnenanbeter sind und sich stattdessen im Halbschatten besonders wohl fühlen.
Auch bei den Flächenpflanzen und Bodendeckern hat der Hobbygärtner, den jetzt schon die Vorfreude packt, die Qual der Wahl: Lieber großblättriger irischer Efeu oder Teppich-Knöterich? Oder er mixt ein wenig, lässt das Goldbandgras neben Teppich-Knöterich und Golderdbeere gedeihen. Vieles ist möglich, denn auch dies sind alles Pflanzen, die am liebsten Schatten oder Halbschatten mögen. „Das ist wirklich perfekt für mich und eine große Hilfe“, freut sich Stephan Petri.
Mit Freunden Säcke weggeschleppt
Es werden noch Anträge angenommen
Wer mit finanzieller Unterstützung und fachmännischem Rat seinen Steingarten umwandeln möchte: Es werden noch einige Anträge angenommen, das Programm endet im November.
Bei Interesse entweder eine Mail schreiben an: thomas.geissler@velbert.de oder sich im Internet auf der Seite der Stadt Velbert klimaschutz.velbert.de das entsprechende Formular herunterladen.
Mehrere Kies-Säcke hat er mit Hilfe von Freunden schon weggeschafft, jetzt geht es an die richtige Vorbereitung des Bodens. Denn dies sei das A und O, so lauten auch die Tipps des Experten in einer Informationsbeilage der Stadt. Die zumeist lehmigen Böden benötigten eine „Abmagerung“ und müssten ordentlich belüftet werden. Dies schaffe man mit Kiessand oder Lava-Splitsand. Blumenerde als Substrat eigne sich nicht, auch sollte der Humusanteil nicht übertrieben werden.
„Hier kommen jetzt noch zwei Kubik Mutterboden drauf, der Boden hier ist sehr lehmig“, weiß Stephan Petri, der sichtlich Spaß an dem kleinen Vorgarten hat. Er pflanzt selbst, kann jedoch den Profi Roland Gajda immer um Rat fragen. Der schlägt für einen Vorgarten in Nordausrichtung die Kombination aus Stauden und Gehölzen vor, helle Laubfärbungen in Kontrast zu dunkleren Arten. Die Mischung macht es möglich, dass das ganze Jahr über immer irgendetwas grünt und blüht.
Fünf Gärten sind schon fertig
Das Interesse an dem Programm sei groß, bestätigt Thomas Geißler, Klimaanpassungsmanager bei der Stadt Velbert, der die Anträge bearbeitet. Ende Februar seien die ersten gestellt worden: „Etwa 40 bis 45 Projekte werden gerade umgesetzt, fünf sind schon abgeschlossen.“ Man müsse übrigens als Voraussetzung nicht unbedingt einen versiegelten Vorgarten haben, es reiche auch eine Wiese. Die Häuslebauer in den Neubau-Gebieten Flandersbach und in der Wimmersberger Straße in Tönisheide habe man per Post über die Fördermöglichkeit informiert, „pro Siedlung gab es so drei bis vier Interessenten“, freut sich Thomas Geißler. Bis November läuft das Programm noch, doch diesen Zeitrahmen will Stephan Petri auf keinen Fall ausnützen: „Wir wollen im Herbst fertig sein“, sagt der Hobbygärtner, dem es jetzt mächtig in den Fingern kribbelt: Nix wie hin in den Gartenmarkt – aber schön mit der Liste in der Hand.