Kreis Mettmann. Berufsberatung vor dem Start ins Arbeitsleben kennt jeder. Aber jetzt gibt’s eine speziell für Erwachsene, die nochmal was Neues machen wollen.
Am Anfang waren die Pilotprojekte, und dann ging’s richtig in die Vollen: Die Arbeitsagenturen haben eine neue Dienstleistung aufgebaut, bei der sich ein für Düsseldorf, den Kreis Mettmann und das bergische Städtedreieck mit Remscheid, Solingen und Wuppertal Agenturgrenzen-übergreifend zuständiges Team von 14 Mitarbeitern um die „Berufsberatung im Erwerbsleben“ kümmert. Nein, richtig gelesen, keine frühe Beratung für junge Leute an dem Übergang von der Schule zu Studium und Ausbildung. Sondern eine für Erwachsene, für Menschen, die zumeist mit beiden Beinen im Berufsleben stehen. Denn die früher üblichen Biographien – Ausbildung, und dann den einmal ergriffenen Beruf bis zur Rente durchziehen – werden immer rarer. Und die Motive für eine neue Weichenstellung sind vielfältig.
Motiv ist oft Unzufriedenheit
„Ein häufiger Anlass ist, dass die Ratsuchenden selbst unzufrieden sind“, berichtet Sonja Boog. Oft hätten sich auch die Anforderungen geändert, vieles stehe im Zusammenhang mit der Digitalisierung, mitunter spiele eine veränderte Hierarchie eine Rolle oder jemand wolle schlicht und ergreifend noch Karriere machen, so die Beraterin, die im Neanderland im Einsatz ist.
Vom Start weg stark begehrt
Die Nachfrage nach fundiertem Rat und professioneller Hilfestellung ist ganz offensichtlich immens. Der hausinternen Bilanz zufolge sind seit dem Start unter erschwerten Corona-Bedingungen im August 2020 in dem Verbund mehr als 4000 Beratungsgespräche geführt worden. Aufgrund der Pandemie eher selten im direkten Kontakt, sondern bevorzugt online und per Telefon. Wenn nötig, wurde auch mal kurzerhand ein gemeinsamer Spaziergang verabredet, und „mit den Lockerungen rückt auch wieder die persönliche, direkte Beratung in den Vordergrund“, sagt Eva Scharner.
Schutz gegen Arbeitslosigkeit
Als ein Beispiel aus dem Beratungsalltag erzählt die Teamleiterin von einem Helfer in der Automobilzulieferindustrie, der eine zweijährige Umschulung zum Fachinformatiker für Systemintegration begonnen hat. Bei dem Mann war allerdings gehörig Druck hinzugekommen, da sich die Auftragslage in seinem alten Betrieb infolge Corona verschlechtert hatte. „Weiterbildung und Berufsqualifizierung gehören in den Fokus“, betont Scharner. Sich vom Helfer zur Fachkraft zu entwickeln sei „immer besser“. Eine fundierte Ausbildung und Qualifikation seien nach wie vor der beste Schutz gegen Arbeitslosigkeit. „Und die eigene Motivation ist immer der beste Treiber.“
Förderung ist vielseitig
Eine recht wichtige Zielgruppe des Teams sind auch Wiedereinsteiger, die womöglich vier, fünf Jahre aus ihrem Job raus waren und nun Sorge haben, (zu) viel verlernt zu haben. Oder die früher im Schichtbetrieb gearbeitet haben, mittlerweile jedoch kleine Kinder haben. Die Beratung, bei der es sich Boog zufolge immer um eine „Entscheidungs- und Orientierungsberatung“ handelt, ist jedoch nicht alles: Wer noch ohne ist, hat einen Anspruch darauf, einen Berufsabschluss nachzuholen. Die Agentur fördert ihn auch finanziell. Das gilt auch, wenn jemand vier Jahre oder länger nicht mehr in seinem erlernten Beruf gearbeitet hat, oder wenn letzterer nicht mehr verwertbar ist.
Beschäftigtenförderung gut genutzt
Boog und Scharner kennen den Werdegang eines Produktionshelfers zum Maschinen- und Anlagenführer über Weiterbildung im Betrieb und externe Prüfungen, erzählen von einem Reiseverkehrskaufmann, der jetzt eine Fachschule besucht, um Physiotherapeut zu werden, und von einer medizinischen Fachangestellten, die eine Weiterbildung zum Praxismanagement absolviert.
Im Rahmen der Beschäftigtenförderung, bilanziert Eva Scharner, hat die Agentur Mettmann im vergangenen Jahr 178 Frauen und Männer unterstützt und gefördert; im laufenden waren es bisher schon 142.
Weiterbildung ist Teil des Berufslebens
„Berufsberatung ist nicht länger nur eine Dienstleistung für Jugendliche. Die lebenslange Tätigkeit im einmal gelernten Beruf wird selten. Stattdessen rückt das lebenslange Lernen in den Fokus, berufliche Weiterbildung gehört zum Berufsleben dazu und sichert die Zukunft. Genau hier setzt unsere Berufsberatung im Erwerbsleben an“, erläutert Karl Tymister, Chef der Agentur für Arbeit Mettmann.
Arbeit und Gesundheit steht als Thema an
Die nächste Online-Veranstaltung per Skype dreht sich am Dienstag, 27. Juli, 15 bis 16 Uhr, um „Arbeit und Gesundheit – Wer hilft, wenn die Gesundheit nicht mehr mitspielt?“ Veranstalter ist die Agentur für Arbeit Düsseldorf; das Angebot ist offen für jeden und die Teilnahme kostenlos. Die Anmeldung geht per E-Mail an duesseldorf.beratung-im-erwerbsleben@arbeitsagentur.de.Das Berater-Team ist im Kreis Mettmann erreichbar unter der Hotline 02104 9293-94; seine E-Mail-Adresse lautet Mettmann.Beratung-im-Erwerbsleben@arbeitsagentur.de.