Langenberg. Marlies Hinz aus Langenberg macht ihr Job Spaß – auch mit jenseits der 70. Sie möchte junge Menschen ermuntern, eine Ausbildung zu beginnen.

Marlies Hinz ist eine Frohnatur, lacht gerne – und geht gerne noch arbeiten. Dabei müsste sie das eigentlich gar nicht mehr. Sie ist 71 Jahre alt, doch der Job macht ihr so viel Spaß, dass sie noch immer einige Tage die Woche im Salon in Velbert-Mitte steht.

Marlies Hinz ist Friseurin – und das mit Leidenschaft. Und ihr liegt die Jugend am Herzen, „gerade in diesen Zeiten“, sagt die engagierte Langenbergerin. „Ich möchte junge Menschen dazu motivieren, eine Ausbildung zu beginnen.“

Hauptsache Handwerk

Friseurin Marlies Hinz bei der Arbeit: Dieses Foto stammt aus einem Album, das ihr die Kolleginnen und Kollegen zum 65. Geburtstag geschenkt haben.
Friseurin Marlies Hinz bei der Arbeit: Dieses Foto stammt aus einem Album, das ihr die Kolleginnen und Kollegen zum 65. Geburtstag geschenkt haben. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

In welchem Beruf, das sei ihr fast egal. „Hauptsache im Handwerk“, sagt sie lachend. Denn: „Überall hört und sieht man, dass der Nachwuchs fehlt.“ Dabei habe der Satz mit dem Handwerk und dem goldenen Boden nach wie vor seine Berechtigung.

„Man hat fast immer Arbeit im Handwerk und langweilig wird es auch nicht“, sagt Marlies Hinz. „Man kann sich permanent weiterbilden, man kann berufsbegleitend studieren oder nach der Ausbildung ins Studium. Die Möglichkeiten sind heute so vielfältig.“

Mit 14 in die Lehre

Bei ihr sei das noch anders gewesen, erinnert sich Marlies Hinz: „Mit 13 bin ich immer samstags ins Friseurgeschäft gegangen, um zuzuschauen und zu helfen.“ Mit 14 dann trat sie ihre Stelle als Azubi an: „Meine Eltern waren platt“, sagt sie und lacht. Damit hatten die wohl nicht gerechnet.

„Man muss es natürlich mögen, mit Menschen umzugehen, wenn man in meinem Beruf arbeiten möchte“, erzählt die begeisterte Sängerin. „Ich zum Beispiel freue mich sehr, wenn ich die Freude in den Augen der Kunden über den neuen Haarschnitt sehe.“

Durchhaltevermögen ist wichtig

Nicht nur ans Studieren denken, auch eine Ausbildung in Betracht ziehen: Das ist der Rat von Marlies Hinz an die junge Generation. Das Handwerk sei so vielseitig, die Möglichkeiten enorm.
Nicht nur ans Studieren denken, auch eine Ausbildung in Betracht ziehen: Das ist der Rat von Marlies Hinz an die junge Generation. Das Handwerk sei so vielseitig, die Möglichkeiten enorm. © dpa-tmn | Philipp von Ditfurth

Rund 130 Ausbildungsberufe

Das Online-Portal handwerk.de zählt rund 130 Ausbildungsberufe im Handwerk – von Änderungsschneider/in bis Zweiradmechatroniker/in.Das Portal bietet Hilfe bei der Suche nach dem richtigen Ausbildungsplatz, stellt alle Berufe in einem Kurzporträt vor und bietet einen Kurzcheck mit fünf Fragen an. Auch Infos zu Praktika bietet das Portal.

Es müsse sich aber niemand sorgen: „Wenn man ein bisschen schüchtern ist, ist das gar nicht schlimm“, sagt Marlies Hinz, „das lernt man alles in der Ausbildung. die Schüchternheit legt man irgendwann ab.“ Nur freundlich sein, das muss sein.

Durchhaltevermögen sei auch von Vorteil, sagt die Friseurin, die bei Nico Coroneo in der Velberter Fußgängerzone arbeitet. „Es ist nicht immer alles einfach in der Lehre. Und das alte Sprichwort ,Lehrjahre sind keine Herrenjahre’, das gilt auch heute.“ Wer sich aber durchbeiße, auch unangenehmere Phasen überstehe, der lerne fürs Leben.

Und wer eine abgeschlossene Ausbildung in der Tasche habe, „hat seinen Grundstock“, sagt Marlies Hinz. Wer mag, kann dann in dem gewählten Beruf weiterarbeiten, sich fortbilden, aufsteigen. „Aber ein Wechsel ist ja auch möglich“, sagt die Langenbergerin: „Die Feuerwehr zum Beispiel freut sich über Bewerber mit abgeschlossenen Handwerkslehren.“

Nachwuchsmangel im Handwerk

Warum sie ausgerechnet jetzt um junge Leute wirbt? „Naja“, sagt sie, „zum einen beginnt im Herbst das neue Ausbildungsjahr, jetzt ist also höchste Zeit für eine Bewerbung.“ Und dann drohe dem Handwerk Nachwuchsmangel: Die Alten gehen nach und nach in den Ruhestand, Nachfolger fehlen.

„Das hat Folgen für alle“, betont Marlies Hinz: „Wer in naher Zukunft einen Handwerker braucht, wird sich einerseits auf lange Wartezeiten einstellen müssen, wenn sich nichts ändert.“ Andererseits könnten die Handwerker, die es noch gibt, höhere Preise verlangen. „Da wird auch schnell mal der Friseurbesuch doppelt so teuer“, befürchtet Marlies Hinz.