Velbert. Foodsharing ist erst seit diesem Jahr in Velbert aktiv. Der erste Betrieb war Edeka Nissen. Warum der Händler die Lebensmittelretter unterstützt.

Farbenfrohes, frisches Obst und Gemüse am Eingangsbereich lädt zum Eintreten und Kaufen ein. Aber, das was nicht verkauft werden kann, überreife oder abgelaufene Lebensmittel, landen hier nicht im Müll. Sie werden im Kühlraum, einer Abstellkammer ähnelnd, gelagert und von Lebensmittelrettern der Organisation Foodsharing mitgenommen. Joachim Nissen, Betreiber des Edeka Marktes am Standort Velbert-Birth, ist seit Januar 2021 mit dabei.

Nicht lange gezögert

Der Kaufmann dachte bereits seit längerem über eine Kooperation mit den Lebensmittelrettern nach, kannte er doch das Thema von einem Kollegen aus Essen. „Somit waren die Weichen gestellt,“ berichtet der Geschäftsleiter lächelnd. Als er von den Lebensmittelrettern von Foodsharing angesprochen wurde, zögerte er deshalb nicht lange und sagte zu. Entscheidend für ihn ist, dass kein Mindesthaltbarkeitsdatum verlangt wird.

Aus der Verantwortung

Von dem Tag an, an dem er die Produkte an Foodsharing übergibt, ist er aus der Verantwortung raus. „Es ist ja kein Müll, es sind ja noch Lebensmittel,“ berichtet der Inhaber. Foodsharing kommt mittlerweile jeden Tag. Es ist ein geregelter Ablauf, die Abholer weisen sich aus und hinterlassen kein Chaos.

Joachim Nissen hat nun gut zwei Mülltonnen weniger Abfall in der Woche. Die Kunden merken, dass mit den Lebensmitteln anders umgegangen wird. „Sie wissen, dass das Nahrungsmittel nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatum nicht schlecht ist, aber kaufen wollen sie es trotzdem nicht,“ erklärt der Edeka-Betreiber. Als Chef sei er in der Verantwortung. „Es ist gut zu wissen, dass mit den Produkten noch etwas passiert,“ findet er.

Die Lebensmittel die abgegeben werden, haben kleine Macken oder ein abgelaufenes Mindesthaltbarkeitsdatum. Dennoch sind sie noch zum Verzehr geeignet.
Die Lebensmittel die abgegeben werden, haben kleine Macken oder ein abgelaufenes Mindesthaltbarkeitsdatum. Dennoch sind sie noch zum Verzehr geeignet. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Ein Familienbetrieb

Der Familienbetrieb, 1962 von seinem Vater in Essen gegründet, zog zunächst nach Velbert Nierenhof und im Mai 2004 an den jetzigen Standort. Nissen betreibt den Laden zusammen mit seiner Frau, die morgens in der Fleischtheke arbeitet oder Buchhaltung macht. Letztes Jahr stellte er den Markt komplett neu auf. Der ganze vordere Eingangsbereich wurde neu gestaltet.

Bewusstsein verändert

Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit veränderte sich auch bei seinen Mitarbeitern. Es wird nun eher darüber nachgedacht, was weiter mit den Lebensmitteln geschieht. Und ob diese noch verwertet werden können, anstatt direkt in der Tonne zu landen. „Weil die Produkte nun bewusster wahrgenommen werden, bestellen die Mitarbeiter auch etwas anders,“ erklärt Joachim Nissen. „Sie fragen sich auch, warum das Produkt bereits schlecht ist, wenn es vorgestern erst eingeräumt wurde,“ fährt er fort.

Das Lebensmittelgeschäft

Joachim Nissen beschäftigt insgesamt 62 Mitarbeiter, Männer wie Frauen, zwischen 18 und 63 Jahren. Die meisten arbeiten in Teilzeit. Es gibt verschiedene Schichten, die erste Schicht kommt bereits um 6 Uhr, wegen der frischen Lebensmittel. Die Lebensmittelretter von Foodsharing behalten einen Teil der Lebensmittel und verteilen sie auch an ihre Umgebung (Freunde/Nachbarn/Familie) weiter. Ziel ist, weiter zu wachsen. Je mehr Betriebe mitmachen, desto besser.

Weitere Einrichtungen kooperieren

Die „Bewusstseinsschärfer“, Isabel Allgaier-Wilzek und Carolin Scholz, übernahmen im März 2021 offiziell die Leitung für Foodsharing Velbert. Die Botschafterrolle für ganz Velbert ergab sich aus der Betriebsverantwortung für Edeka Nissen. Mittlerweile gibt es weitere Betriebe und Einrichtungen, die in Velbert mit Foodsharing kooperieren, unter anderem „Amigo Frucht“ und „Die Tafel“. Im Stammbezirk Velbert retten derzeit 15 Personen aktiv, aus der umliegenden Umgebung (Essen, Wülfrath, Wuppertal) noch einmal so viele. Wichtig dabei ist ihnen, das Essen als Ressource wahrzunehmen und zu schätzen. „Es hat einen Wert, egal, ob es im Laden gekauft oder gerettet wird,“ finden die Foodsaver.