Neviges. Für das Projekt „Wohnen am Hardenberger Bach“ wird bald der Bachlauf freigelegt. Damit betritt auch der erfahrene Architekt Neuland.
Die mächtigen Sortiergreifer des Baggers schnappen sich Holzlatten, Kabel hängen seitlich heraus, und rumms, wieder landet eine Fuhre Ziegelsteine auf einem großen Haufen. An der Ecke Weinbergstraße/Blücherstraße startet mit dem Abriss von insgesamt vier Häusern der zweite Bauabschnitt für das spannende Wohnprojekt „Wohnen am Hardenberger Bach“. Bevor Investor Christoph Kraemer und sein Architekt Johannes Krämer hier Wohnraum schaffen, muss Altes weichen. „Hier, an der Ecke, da kommt das Sechs-Familien-Haus hin“, erläutert der Architekt und zeigt auf das Grundstück mit den Schutthaufen. Und dort, wo im Moment noch die beiden Häuser Blücherstraße 13 und 15 stehen, sind zwei großzügige Stadthäuser geplant – direkt am Wasser.
Bach wird ab Juli freigelegt
Ein Projekt, wie es auch der erfahrene Architekt in seinen vielen Berufsjahren in dieser Form noch nie geplant hat. „Ich denke, wir werden irgendwann ab Mitte Juli mit der Freilegung des Baches beginnen.“ Im Gespräch mit Investor Christoph Kraemer wirft er ein: „Mir wäre es lieb, wenn der Bach möglichst lange abgestützt wird und geschützt bleibt. Das ist aber nur so meine Idee, da müssen wir uns natürlich absprechen.“ Wird der Hardenberger Bach frei gelegt, haben da noch andere ein Wörtchen mit zu reden: Der Bergisch-Rheinische Wasserverband, die Untere Wasserbehörde des Kreises Mettmann und auch die Technischen Betriebe Velbert (TBV) sind involviert.
Haus unter Denkmalschutz
Doch bevor das soweit ist, muss erst einmal die gesamte, etwa 1400 Quadratmeter große Fläche freigeräumt werden – und das werde etwa drei Wochen dauern, schätzt Investor Kraemer. Abbruchunternehmer Kevin Leipold ist jedenfalls froh, dass der heikelste Abschnitt des gesamten Abbruchs ganz am Anfang stand und schon mal gut gegangen ist. Eines der beiden abgerissenen Häuser stand unmittelbar neben einem Haus, das ebenfalls dem Investor gehört, das jedoch stehen bleiben muss: Es steht unter Denkmalschutz. „Das war schon nicht ganz einfach. An die Wand musste der Sortiergreifer mit äußerster Vorsicht ran“, sagt Kevin Leipold, bevor er wieder auf die Baustelle eilt und genaue Instruktionen gibt. Kleine Kuriosität am Rande. Einsam und verlassen hängt nun an der Außenwand des denkmalgeschützten Hauses noch ein Waschbecken in der Luft – hier hat der Baggerführer wahrlich Fingerspitzengefühl bewiesen. Mit neun Männern ist die Firma Leipold vor Ort, die haben im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun.
Ziegel werden weiter verwendet
Denn hat der Baggergreifer die grobe Arbeit erledigt, sortieren die Arbeiter die vielen Ziegel von Hand aus, stapeln sie fein säuberlich zum Abtransport auf. „Da kommt nichts weg, das ist super Material“, so der Investor. Zwar seien die zuletzt baufälligen Häuser immer mal wieder umgebaut worden, doch die Grundsubstanz stamme aus der Zeit Anfang des 19. Jahrhunderts. „Die sollen im Sinne der Nachhaltigkeit noch einmal verwendet werden“, meint Christoph Kraemer und fügt mit Blick auf den beachtlichen Berg hinzu. „Das sind doch mehr Steine, als ich dachte.“
Dass die Ziegel nicht wegkommen, freut auch seinen Architekten. Der ist, wie er bei einem früheren Gespräch betonte, ein Fan reinen Steinbaues, von der im Moment oft angesagten Wärmedämmung halte er dagegen nicht viel. Fachmännisch Stein an Stein gesetzt, sei diese traditionelle Bauweise noch immer eine sehr gute und dazu gesunde Form der Isolierung.
Es gibt schon Interessenten
Begehrte Wohnungen
Die vier Wohnungen in seinem Neubau gleich zu Beginn der Blücherstraße hatte Investor Christoph Kraemer schon verkauft, bevor sie fertig waren. Mit dem Baubeginn im August 2019 startete auch das Projekt „Wohnen am Hardenberger Bach“.
Die Käufer hätten unter anderem die zentrale Lage und die unmittelbare Nähe zur S-Bahn geschätzt, so Kraemer. Ist der Bach erst freigelegt, bekommen auch diese Wohnungen noch einen Parkplatz.
Was die beiden Namensvettern freut: Sowohl für die beiden je 150 Quadratmeter großen Stadthäuser mit Terrassen hin zum sprudelnden Bach als auch für das Sechs-Familien-Haus an der Ecke Blücherstraße/Weinbergstraße gebe es schon einige Interessenten. Die Wohnungen haben eine Größe von 65 bis 130 Quadratmetern. Rund 3,5 Millionen Euro investiert Christoph Kraemer in den zweiten Bauabschnitt. Was die Wohnungen bzw Häuser kosten werden, möchte der Geschäftsführer der Langenberger Sanitär- und Bäderfirma von Felbert im Moment noch nicht sagen. Aber was er an dieser Stelle gern los werden möchte: „Die Nachbarn auf der anderen Straßenseite sind so geduldig, das ist schon toll. Dafür möchte ich mich wirklich bedanken.“ Jede Menge zu gucken haben diese Bewohner dann ab Mitte Juli. Denn einen Bach frei zu legen, so Architekt Johannes Krämer, das komme nicht alle Tage vor.