Neviges/Langenberg. Seit 65 Jahren sind Christel und Klaus Bock verheiratet. Ihr Leben war geprägt durch das gemeinsame Geschäft. Später dann ging es auf Reisen.

Warm ist es an diesem Mittag, ein Sonnenschirm spendet Schatten, auf dem Tisch steht eine Flasche Wasser. Im Hintergrund rauscht der Verkehr der Hauptstraße, doch auf der Terrasse des Carpe Diem kommt der nur gedämpft an.

Christel und Klaus Bock sitzen am Tisch, gemeinsam leben sie in Langenberg in der Seniorenresidenz und blicken auf ein langes Leben zu zweit zurück. Nikolaus Joseph Bock, wie der 89-Jährige richtig heißt, ist gebürtiger Velberter, Christel kam in Neviges zur Welt.

Kennengelernt haben sich die beiden „vermutlich im Kirchenchor“, sagt Klaus Bock, „auf Tönisheide. Da waren wir beide aktiv in der katholischen Gemeinde.“ So ganz sicher sei er sich da nicht. „Ist aber auch lange her“, sagt er lachend.

Die Bocks sind auch im Bürgerverein Tönisheide aktiv – hier Klaus Bock (Bildmitte) beim Neujahrsempfang 2016.
Die Bocks sind auch im Bürgerverein Tönisheide aktiv – hier Klaus Bock (Bildmitte) beim Neujahrsempfang 2016. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Bis zur Hochzeit habe es dann auch noch ein paar Jahre gedauert, „wir hatten ja keine Wohnung. Deswegen haben wir das so ein bisschen vor uns hergeschoben.“ Doch dann war es so weit, im Juni 1956 läuteten die Hochzeitsglocken.

Näherei und Tischlerlehre

Christel arbeitete als junge Frau zunächst in einer Näherei, später in einer Weberei. Klaus wiederum begann eine Tischlerlehre, „die lief aber nicht so glatt“, erinnert er sich. Nachdem er mit seinem Ausbilder etwas Ärger gehabt hatte, wechselte er den Betrieb.

„Ich bin dann zu Stöcker“, sagt er, ein 20-Mann-Betrieb. „Da habe ich mich sehr wohl gefühlt.“ Er legte die Gesellenprüfung ab, später kam der Meister dazu. Und es wurde Zeit für den nächsten Schritt. „Ich habe dann ein Gewerbe angemeldet.“

Einrichtungshaus aufgebaut

Gemeinsam mit seiner Frau machte Klaus Bock ein Einrichtungshaus auf. „Meine Frau hat die Gardinen genäht, ich habe maßgefertigte Möbel hergestellt.“ Nebenher hat er noch seinen Führerschein gemacht, doch ein Auto gab es nicht.

„Wir haben unsere Ware zu Fuß ausgeliefert“, blickt der Jubilar zurück. Bis eines Tages sein Fahrlehrer die beiden beim ausliefern sah. „Da hat der gesagt: ,Ihr braucht ein Auto.’ Und am nächsten Tag hatten wir eins, einen Lloyd Kombi.“

Zugute kam den beiden dann auch der Bauboom der 1950er Jahre. „Die Leute brauchten Handwerker“, erzählt Klaus Bock, „so langsam lohnte sich das Geschäft.“ Mehrfach musste er mit dem Geschäft den Standort wechseln bzw. anbauen, „weil es immer wieder zu klein geworden war.“

Die beiden hatten sich „hochgearbeitet“, erzählt der 89-Jährige. Denn beide kamen aus einfacheren Verhältnissen, „was bei großen Familien damals fast normal war“, sagt Klaus Bock heute: Er hat noch acht jüngere Geschwister, seine Frau Christel immerhin vier.

Ob es bei den Bocks auch immer ein Aperol war? Jedenfalls haben Christel und Klaus sehr gerne Urlaub auf Sylt gemacht.
Ob es bei den Bocks auch immer ein Aperol war? Jedenfalls haben Christel und Klaus sehr gerne Urlaub auf Sylt gemacht. © dpa | Bodo Marks

„Aber so langsam konnten wir uns auch etwas leisten“, blickt er zurück. Ein Häuschen in Neviges etwa, groß genug, um Tischlerei und die Näherei unterzubringen. Oder Reisen. „Wir haben keine Kinder, mussten auf niemanden Rücksicht nehmen“, erzählt Klaus Bock.

Also machten sich die beiden auf den Weg. „Elf Jahre am Stück waren wir auf Sylt“, sagt er, „in Westerland kannten wir uns bestens aus.“ Irgendwann dann ging es auch ins Ausland. „Korsika, weil da nicht so viele hingereist sind damals. War aber nicht ganz so spannend“, sagt Klaus Bock.

Auch Mallorca entdeckten Christel und Klaus für sich, „und Kreuzfahrten, zum Beispiel entlang der nordafrikanischen Küste.“ Tolle Erinnerungen wären das, „ich kann Ihnen Fotos ohne Ende zeigen“, sagt Klaus Bock lachend.

Ob gefeiert wird, ist noch nicht klar

Mittlerweile leben die beiden im Carpe Diem in Langenberg. „Irgendwann geht das halt nicht mehr alleine.“ Ob und wie sie feiern, „das wissen wir noch nicht.“ Denn unter Corona-Bedingungen sei so viel nicht möglich. „Meinen 60.“, erinnert sich Klaus Bock, „haben wir damals mit 70 Mann in der VG gefeiert.“

Ach ja, wie das denn klappt, 65 Jahre verheiratet zu sein? „Ach“, Klaus Bock zuckt lachend die Schultern, „entweder man hattet oder man hattet nicht“, sagt er. „Klar, es ist nicht immer alles glattgegangen. Aber man muss einfach Verständnis füreinander haben.“

Die Hochzeitstage

Die Eiserne Hochzeit wird in Deutschland nach 65 Jahren Ehe gefeiert. Es folgen die Gnaden- (70 Jahre), die Kronjuwelen- (75 Jahre) und die Eichenhochzeit (80 Jahre).

Ist ein Paar 100 Jahre verheiratet, würde es die Himmelshochzeit feiern – allerdings soll es nach Angaben des Online-Portals Wikipedia weltweit noch nie eine solche Feier „von lebenden Paaren“ gegeben haben.