Velbert. Helga und Joseph Krämer aus Velbert feiern Eiserne Hochzeit. Nach 65 Ehejahren wissen beide noch genau, warum es einst bei ihnen gefunkt hat.
„Am 30. Mai ist der Weltuntergang“, so heißt es in einem bekannten Schlager. Für Helga und Joseph P. Krämer ist dieser Tag aber jedes Jahr aufs Neue ein guter Grund zu feiern - das Ehepaar hat nämlich am 30. Mai 1956 geheiratet. Am Sonntag konnten die beiden nun sogar schon ihre Eiserne Hochzeit feiern, seit 65 Jahren gehen sie gemeinsam durch das Leben. Kennengelernt haben sich die beiden an ihrem Arbeitsplatz, der Stadtverwaltung ihrer Geburtsstadt Essen.
Es hat sofort klick gemacht
„Das war am 10. Dezember 1951 im Tiefbauamt“, erinnert sich Joseph Krämer (95) noch ganz genau. „Ich habe Helga gesehen, als ich den Raum durchqueren musste, in dem sie gearbeitet hat, und es hat bei mir sofort geklickt.“ Und Helga Krämer (87) weiß noch von damals: „Mir ist als erstes seine Stimme aufgefallen.“ Bei ihrer Arbeit im Tiefbauamt ging es kurz nach Kriegsende viel um das Räumen von Trümmern, privat erschufen sich Helga und Joseph etwas ganz Neues: Am 30. Mai 1956 feierten sie mit Verwandten ihre Hochzeit, im Laufe der nächsten Jahre wurden ein Sohn und zwei Töchter geboren. „Es war immer was los“, sind sich Helga und Joseph Krämer einig, die nach ihrem beruflich bedingten Umzug nach Velbert im November 1966 ein Häuschen am Kostenberg bewohnten.
Seit 50 Jahren Mitglied der SPD
„Wir sind damals in ein halb fertiges Haus gezogen, aber das war trotzdem eine gute Sache. Wir haben es geschafft, es uns dort sehr gemütlich zu machen.“ Sie kümmerte sich um die Kinder, er arbeitete bei der Stadt Velbert - und beide engagierten sich politisch. „Wir sind seit über 50 Jahren in der SPD“, erzählen die Krämers. Und das nicht nur passiv: „Anfangs habe ich meine Frau zu den Veranstaltungen einfach mitgenommen“, so der Jubilar. Dann wurde Helga Krämer Ratsmitglied und übte diesen Posten über zehn Jahre hinweg aus. Ihr Mann hielt ihr den Rücken frei und kümmerte sich um die Kinder, während sie Parteiarbeit betrieb, „ich hab auch gekocht“. Kann er das gut? „Nicht so sehr“, schmunzelt Helga Krämer mit einem Augenzwinkern, erntet aber sofort Widerspruch vom früheren Stadtoberamtsrat: „Doch, die Bohnensuppe haben die Kinder immer gern gegessen!“
Dem anderen Freiraum lassen
Buch über die Demokratie
Nach der Eisernen Hochzeit (65 Ehejahre) folgt nach 70 Jahren Ehe die Gnadenhochzeit. Die sehr seltene Kronjuwelenhochzeit wird gefeiert, wenn ein Ehepaar seit 75 Jahren verheiratet ist.
„Die Werte des Wissens über die Rechte der Bürger“, so heißt das Buch des Jubilars, in dem er auf die Bedeutung der Demokratie eingeht.
Sie ging also zu politischen Veranstaltungen, dafür konnte er sich ungestört weiterbilden, weil seine Frau ihn unterstützte. „Gegenseitige Rücksichtnahme ist ganz wichtig“, haben die beiden einen Tipp für andere Ehepaare, „man muss sich unterstützen und auch dem jeweils anderen seinen Freiraum lassen.“ Gemeinsam organisierten sie Reisen für Mitglieder der SPD, fuhren an die Nordsee, die Ostsee, in den Harz oder nach Rothenburg ob der Tauber. „Außerdem waren wir in einem Wanderclub und beim Kegeln“.
Demokratie ist wichtig
Seit acht Jahren leben die Krämers nun in der Wagnerstraße und lassen das Leben etwas ruhiger angehen. Ein Punkt liegt beiden, ganz besonders aber Joseph Krämer, aber immer noch am Herzen:„Der Stellenwert der Demokratie ist nicht zu unterschätzen. Bildung und Demokratie sind ganz, ganz wichtig, dafür müssen wir uns einsetzen!“ Zwei Bücher hat der Senior zu diesem Thema geschrieben, seine Kindheit in der Nazi-Zeit habe ihn diesbezüglich geprägt. Die Feier zur Eisernen Hochzeit fiel coronabedingt klein aus - die drei Kinder und zwei Enkelkinder gratulierten aber von Herzen. Das Ehepaar hofft auf noch auf eine lange gemeinsame Zeit. Dass sie glücklich sind, versteht sich von selbst. „Bei 65 Jahren sagen die Jahre viel.“