Neviges. Ein Großteil seiner Kunstwerke findet sich auf Friedhöfen. Doch Steinbildhauer Matthias Sonnenschein kreiert mehr als individuelle Grabsteine.
Schon als kleiner Junge ist er in Papas Schreinerwerkstatt durch die Sägespäne gekrochen. Dass er einen Beruf ergreifen würde, in dem er etwas mit seinen Händen anstellen kann, das war für Matthias Sonnenschein schnell klar. „Ich war auch als Teenie oft in der Kunstschule in Velbert, das hat mir einfach Spaß gemacht.“ Und er hat sich seinen Wunsch erfüllt: Der 38-Jährige ist Steinmetz, genauer gesagt Steinbildhauer. Ihn stellen wir vor in der aktuellen Folge der Serie „In besten Händen. Handwerk in Neviges.“ Was der Unterschied zwischen einem Steinmetz und einem Steinbildhauer ist? „Die Ausbildung verläuft in den ersten zwei Jahren gleich, im dritten Jahr wählt man dann einen Schwerpunkt, das ist bei mir die Steinbildhauerei.“ Stark vereinfacht gesagt, stellt ein Steinmetz zum Beispiel Treppen oder Bodenbeläge her, während ein Steinbildhauer auch Denkmäler und historische Brunnen restauriert. Oder, so wie Matthias Sonnenschein, unter anderem individuelle Grabsteine anfertigt.
Das Material spüren
Familienbetrieb in dritter Generation
Vor zehn Jahren hat die Familie Sonnenschein im Herzen der Nevigeser Altstadt das Bestattungshaus Danz-Bröcking übernommen, inklusive des Namens. Auch die 2020 eröffnete Niederlassung in Tönisheide an der Wülfrather Straße trägt den Namen Danz-Bröcking.Mehr Informationen gibt es im Netz auf www.bestattungshaus-sonnenschein.de. Steinbildhauer Matthias Sonnenschein ist erreichbar per E-Mail an sonnenscheinohg@me.com oder unter 02052 5348.
Gemeinsam mit seinem Bruder Christian führt Matthias Sonnenschein in Neviges und Tönisheide die Niederlassungen des Bestattungshauses Danz-Bröcking. Den Stammsitz in Langenberg, hier ist auch die Werkstatt des Steinbildhauers, führen die Brüder bereits in dritter Generation. Was Matthias Sonnenschein an seinem Beruf besonders liebt: „Ich muss etwas anfassen, das Material spüren. Wenn ich allein an einem Stein stehe, und es klingelt mal kein Telefon, wenn es um mich herum ruhig ist, dann hat das auch etwas Meditatives.“
Gespräche sind wichtig
Denn ansonsten ist sein Beruf nicht nur sehr kreativ, sondern vor allem auch kommunikativ. Das Gespräch mit den Angehörigen, die bei ihm einen Grabstein in Auftrag geben, das ist ihm immens wichtig und kann auch schon mal sehr lange dauern. „Etwa 70 Prozent machen sich nicht viele Gedanken, die möchten nur den Namen auf dem Stein. Aber auch da kann man gestalten, was die Schriftart betrifft. Oder eben auch den Stein an sich.“ Dabei könnten Grabsteine auch viel über das Leben des Verstorbenen erzählen – und den Angehörigen Trost spenden. „Ein Mann hat mir mal erzählt, wie er seine verstorbene Frau kennengelernt hat.“ Die Geschichte sei dem Witwer wichtig gewesen, und so habe sie sich dann in dem Grabstein wiedergefunden. „Unten war ein Wanderschuh, ein Weg führte nach oben, in Richtung Himmel“, sagt Matthias Sonnenschein. Bei aller Kreativität müsse man natürlich die Friedhofssatzung im Auge behalten.
Comeback der heimischen Natursteine
Der Kunde sei stets König, daher versuche er auch nie, sagt Matthias Sonnenschein, seine eigenen Ideen durchzudrücken. „Schön ist es natürlich, wenn es heißt: Wie würden Sie das denn machen? Aber nur in dem Fall gebe ich dann auch meine Meinung ab.“ Ansonsten sei Zurückhaltung angesagt, auch, wenn es manchmal schwer falle. „Wenn zum Beispiel ein Stein zu überladen wirkt, weil neben den betenden Händen noch eine Rose drauf soll, dann finde ich das zwar schade. Aber von mir aus sage ich da nichts.“ Was das Material betreffe, handele es sich um Natursteine, „ein metamorphes Material, oft aus China, Afrika und Indien“, sagt Matthias Sonnenschein, den es freut, dass in letzter Zeit auch heimische Natursteine wie zum Beispiel Sandstein oder Kalksandstein wieder im Kommen sind.
Am Anfang ist die Zeichnung
Ebenfalls aus Sandstein sind die zwei großen Kugeln vor dem Bürgerhaus Langenberg, die die beiden Brüder vor drei Jahren gespendet haben. Auf Wunsch gestaltet Matthias Sonnenschein auch Skulpturen, die den Garten oder etwa den Hauseingang zu etwas ganz Besonderem machen. Die Arbeit, die in so einem Kunstwerk steckt, erläutert er in groben Schritten am Beispiel seines Gesellenstücks: ein Tukan aus grünlichem Diabas, den er 2002 bei seinem Ausbilder Sasse kreiert hat: „Die Vorgabe war ein Tier in abstrakter Form.“ Am Anfang stand die Zeichnung, dann schuf er Modelle aus Ton, anschließend aus Gips. Mit einem Punktiergerät wurden die Maße dann auf den Stein übertragen. „Und ganz zum Schluss hab ich gemeißelt.“
Zwar gehören eher Grabsteine zu seinem Alltagsgeschäft, aber beim Anblick eines dicken Findlings, da juckt es dem vielbeschäftigten Vater zweier Töchter in seinen wenigen Pausen schon ordentlich in den Fingern. Manchmal reicht auch ein Rest einer alten Schriftplatte, um seiner Phantasie Flügel zu verleihen. So entstand eine wunderbar ausgefallene Schnecke, bei der sich das Eckige langsam ins Runde verwandelt.