Velbert. Dem kommunalen Wald geht es auch in Velbert nicht wirklich gut. Eine neue Arbeitsgruppe wird sich nun gesondert um den Forst kümmern.
Die Technischen Betriebe Velbert (TBV) sollen mit Hilfe eines Gutachtens den Gesundheitszustand der Kommunalforste überprüfen und ein Konzept für einen naturnahen Waldumbau erstellen lassen. Das ist das Petitum der Bündnisgrünen-Fraktion, über deren letztlich aus sechs Punkten bestehenden Antrag im TBV-Verwaltungsrat allerdings nicht wie von ihr gewünscht abgestimmt wurde. Vielmehr beschloss die große Mehrheit des Gremiums, dass sich eine noch zu formierende Arbeitsgruppe (AG) Wald – ein ähnlicher Arbeitskreis existiert bereits zum Thema Friedhöfe – mit dem Ansinnen der Grünen zu Waldgutachten und -bewirtschaftung beschäftigen wird.
Veränderung in der Waldpflege einleiten
Laut TBV-Auskunft hat sich die Gründung dieser AG Wald infolge der Corona-Pandemie verzögert. Sie werde nunmehr eventuell im Juni erstmals zusammenkommen, hieß es in der Sitzung.
Man habe den Antrag gestellt, sagte Carsten Haider dort eingangs, „weil der Wald in einer ernsten Krise ist“. Es sei wichtig, dass „keine weitere Schwächung“ erfolge und es dürfe „keine weiteren Feldversuche der TBV“ geben, so der Grüne, der auch Vorsitzender der hiesigen BUND-Ortsgruppe ist und von Fehlern in der Vergangenheit sprach, die nicht wiederholt werden dürften. Man verstehe den Antrag eher als Initialzündung für eine Veränderung in der Waldpflege, fügte sein Fraktionskollege Stefan Overkamp hinzu.
Mischwälder mit heimischen Arten
Die TBV sollen naturnahe, ökologisch bewirtschaftete „und damit klimaresiliente Mischwälder“ mit vorwiegend heimischen Baumarten aufbauen, „die dadurch zu naturnahen Wäldern entwickelt werden“, schreiben die Grünen, die zudem möglichst auf den Einsatz schwerer Forstmaschinen verzichten wollen. „Die TBV werden geschützte, unbearbeitete Waldbereiche ermöglichen, in denen sich Flora und Fauna natürlich und artenreich entwickeln können und das Totholz im Wald belassen, ...“, heißt es weiter im Text. Fördergelder sollten „bei den zuständigen Stellen des Kreises, Landes oder Bundes beantragt“ werden.
Gegen Eingriffe ins operative Geschäft
Die SPD werde sich nicht vorschreiben lassen, woher der Gutachter zu kommen habe, verwahrte sich Volker Münchow scharf gegen einen Passus, „das ist schon grenzwertig“. Auch er plädierte frühzeitig dafür, das Thema in die AG zu vertagen. Vieles in dem Antrag gehe in der Konsequenz zu weit, kritisierte Martina Wolfsbach, und machte klar, dass Velbert anders bei Eingriffen ins operative Geschäft der TBV nicht mitspielen werde.
Gutachten ohnehin schon vorgesehen
„Wir machen doch schon so viel davon“, hielt Sven Lindemann sodann den Antragstellern entgegen, formulierte anfangs noch die Hoffnung, dass das Thema Wald nicht nur spalte, sondern vielmehr verbinde – und holte weit aus: „Ich habe Umfangreiches vorbereitet.“ U. a. verwies der TBV-Vorstand darauf, dass im Wirtschaftsplan ohnehin „eine große Summe für ein Gutachten vorgesehen“ sei. Und bis zum Herbst nehme man sowieso lediglich Gefahrenbäume weg. Neben Arbeiten zur Verkehrssicherung werde aber auch künftig „eine reguläre Waldpflege“ notwendig bleiben.
Besser an einem Strang ziehen
„Wir haben ja eine Leitlinie, wie wir mit dem Wald umgehen wollen“, sagte Lindemann und nannte das für jeweils zehn Jahre aufgestellte Forstbetriebswerk bzw. -gutachten, das 2022 erneut ansteht. Kernpunkt sei erklärtermaßen eine naturnahe Waldwirtschaft unter Vermeidung größerer Kahlschläge. Der TBV-Chef stieß sich hinsichtlich des Antrags an dem „Misstrauen, was da drinsteckt“. „Es wäre gut, wenn beim Wald alle einem Strang ziehen“, er habe jedoch den Eindruck, er habe es hier mit Aggression und Spaltung zu tun.
Gelebte Praxis seit vier Jahrzehnten
Im Stadtwald dominiert das Laubholz
Der Präsentation im Verwaltungsrat zufolge wird in Velbert der Stadtwald maßgeblich, nämlich zu 87 Prozent, von Laubholz geprägt. Das seien sowohl Altbestände als auch relativ junge, hieß es. Allein die Buche sei mit mehr als 37 Prozent beteiligt.Der Anteil heimischer Laubhölzer betrage 81 Prozent. Und der „eingemischte“ Nadelholzanteil rangiere unter 13 Prozent.
Aufbau und Realisierung naturnaher, ökologisch bewirtschafteter und klimaresilienter Mischwälder sei in Velberts Kommunalwald „seit 40 Jahren gelebte Praxis“. Und der sei eindeutig kein Wirtschaftswald, „die Erholungsfunktion steht bei uns ganz klar im Vordergrund“; die Produktionsfunktion hingegen trete in den Hintergrund.
Overkamp plädierte vergeblich dafür, über die zentralen Antragspunkte abzustimmen: „Wir würden gerne die Zielführung beschließen.“ „Eh uns die Zeit davon läuft“, fügte Haider hinzu, „und die Wälder noch weiter ausgelichtet“ würden.
Fraktionen werden angeschrieben
Seitens der TBV werden jetzt die im Verwaltungsrat vertretenen Fraktionen mit der Bitte angeschrieben, jeweils ein bis zwei Teilnehmer für die neue AG Wald zu benennen, damit diese gebildet werden kann. Ein fixer Termin für das erste AG-Treffen steht noch nicht fest; die Zusammenkunft soll aber noch vor den Sommerferien stattfinden.