Velbert. Tafel und Foodsharing retten Lebensmittel vor dem Müll. Dass sozial Bedürftige ausreichend versorgt werden, sichert in Velbert eine Kooperation.

Es gibt eine ganz zentrale Verbindung zwischen der Tafel als Einrichtung und den Mitstreitern der Foodsharing-Bewegung: Etwas gegen die horrende, tägliche Vernichtung noch guter und daher wertvoller Lebensmittel zu unternehmen. Diese Zielsetzung war vor fast 20 Jahren auch maßgeblich Auslöser für die Gründung der Tafel Niederberg. Hinzu kam die nicht minder gewichtige Motivation, mit einer verlässlichen Struktur etwas gegen die Not in Haushalten mit geringeren Einkommen zu tun. Und jetzt rücken die Tafel Niederberg vor Ort und die seit Jahresanfang in Velbert aktiven Foodsharing-Leute enger zusammen und machen als Kooperationspartner gemeinsame, abgestimmte Sache.

Was verbindet, und was trennt?

Monika Hülsiepen (Standortleitung Velbert-Mitte) und Brigitte Schmitz (re.) checken im Eingangsbereich die Tafel-Karten, die alle mit einem Barcode versehen sind.
Monika Hülsiepen (Standortleitung Velbert-Mitte) und Brigitte Schmitz (re.) checken im Eingangsbereich die Tafel-Karten, die alle mit einem Barcode versehen sind. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Man habe ausführlich und genau geschaut, was verbinde und was trenne, berichtet Renate Zanjani bei einem Treffen am neuen Tafel-Standort Velbert-Mitte, und habe dann eine gemeinsame Kooperationsvereinbarung getroffen. „Wir haben ja die gleiche Grundidee“, so die Tafel-Leiterin weiter, „für uns haben aber Bedürftige Priorität.“ Schon seit 2015 gebe es hierzulande immer wieder einzelne Kooperationen zwischen Foodsharing und der Tafel Deutschland.

130 ehrenamtliche Helfer

Derzeit sind in der Region Niederberg 130 Ehrenamtliche an sechs verschiedenen Standorten in Heiligenhaus, Velbert und Wülfrath im Einsatz. Sie alle helfen mit, mittels zentraler Logistik und Organisation werktäglich überschüssige Lebensmittel vor der Vernichtung zu retten, und sie sorgen dafür, dass gute Lebensmittel zu den Menschen kommen, die sie brauchen.

750 Tüten helfen 1240 Menschen

Ehrenamtler und Spenden machen die Arbeit der Tafel möglich

Mit ihrer Tafel-Card können Menschen mit geringem Einkommen und Bezieher von Sozialleistungen das Angebot der Tafel Niederberg nutzen. Standort-Teams mit Ehrenamtlern organisieren die Ausgabe der Lebensmittel und – aktuell wegen Corona ausgesetzt – das warme Mittagessen.

Die Tafel Niederberg – Träger ist die Bergische Diakonie – finanziert ihre Standorte, das Lager, ihre Transporter und alle Kosten für Logistik, Ausgabe und Stammpersonal ausschließlich über Spenden.

Per saldo werden pro Woche ca. 750 Tafeltüten an Alleinstehende und Familien ausgegeben, so dass letztlich bis zu 1240 Menschen mit gesunden und frischen Lebensmitteln versorgt werden. Die haben z. B. ein schmales Einkommen, leben von Hartz IV oder beziehen eine nur kleine Rente.

Vier zentrale Abmachungen

Der Vertrag sieht u. a. vor, dass der Überschuss bzw. das übrig Gebliebene am Ende eines Tafel-Tages an Foodsharing geht. Foodsharing wiederum klappert die Läden erst ab, wenn die Tafel-Leute schon da gewesen sind, und spricht die Händler auch erst nach Absprache mit der Tafel an. Viertens hilft man sich wechselseitig bei der Weitergabe und schultert es gemeinsam, wenn eine Spende oder ein bestimmter Posten dermaßen üppig ausfällt, das einer alleine damit überfrachtet und überfordert wäre.

Aktion auf Langenberg und Neviges ausweiten

Dienstags ist hier an der Mettmanner Straße 53 - 55 der Tafel-Tag für die Kunden aus dem Stadtbezirk Mitte und donnerstags für die Nevigeser.
Dienstags ist hier an der Mettmanner Straße 53 - 55 der Tafel-Tag für die Kunden aus dem Stadtbezirk Mitte und donnerstags für die Nevigeser. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Carolin Scholz hält das Ganze für „eine gute Idee“. Man sei im Aufbau der Arbeit vor Ort direkt mit der Tafel Niederberg in Kontakt gekommen, erzählt die Foodsharing-Botschafterin – so die offizielle Bezeichnung – für Velbert. Bisher seien 15 Leute ausschließlich in Velbert-Mitte ehrenamtlich aktiv, man wolle das Lebensmittel-Retten aber auch auf Langenberg und Neviges ausdehnen. „Wir nehmen alles mit, was noch gut ist.“ Jeder könne anschließend über die Verwendung frei entscheiden, „Hauptsache, die Lebensmittel kommen nicht in den Müll“.

Kontaktaufnahme nur online möglich

Scholz spricht von einer Graswurzelbewegung, die sie selbst als Studentin in Münster kennengelernt und damit dort in der Praxis Erfahrungen gesammelt hat, und die sie nunmehr auch hier in Velbert etablieren und bekannter machen möchte, zumal es den Foodsharing-Aktiven auch sehr um die Aufklärungsarbeit gehe. Die Kontakt-Aufnahme erfolge ausschließlich im Internet über die eigene Plattform www.foodsharing.de (E-Mail an velbert@foodsharing.network.de).